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299 - Das letzte Duell

299 - Das letzte Duell

Titel: 299 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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marschierten ihm von Südwesten entgegen; auf jener Route, die nicht lange zuvor Maddrax genommen hatte.
    Er war der ZERSTÖRER. Nichts und niemandem auszuweichen sein Prinzip, den direkten Weg zu nehmen seine Methode und seine Opfer zu vernichten sein Wesen.
    Und so hielt er genau auf die Gruppe zu…
    ***
    Sie saß auf Daddys Schultern. Matt Drax stand auf dem Gipfel eines hohen Berges. Wind zerwühlte seinen Blondschopf und peitschte ihr Strähnen ihres schwarzen Haares ins Gesicht. Ein Abgrund gähnte vor Dads Stiefelspitzen, Tausende Meter tief. Trotz des gewaltigen Abgrunds spürte sie keine Angst. Warum auch? Dad war ja bei ihr; sie saß ja auf seinen Schultern.
    Dann breitete Matt die Arme aus und ging ein wenig in die Knie. Sie hielt den Atem an. Dad sprang ab, und im nächsten Augenblick schwebten sie über dem Abgrund. »Wir fliegen, Dad!«, jauchzte sie. »Wir fliegen, yippie!«
    Ihr Bauch kitzelte, heiße Freude strömte ihr durch die Glieder, und tief unter ihr und ihrem Dad glitten Flüsse, Felder, Hänge, Wälder und Seen dahin.
    Dann packte jemand sie im Nacken und riss sie von Dads Schultern. Sie stürzte, kniff die Augen zu, wollte schreien, konnte es aber nicht und stürzte und stürzte.
    Erst als Ann die Augen aufriss, endete der Sturz. Sie hockte auf dem Boden. Keine Spur von Bergen, Flüssen, Wäldern und Seen; und keine Spur von Dad.
    Sie saß am Rand des Dorfplatzes. Eine Menge Leute drängten sich ringsum - und jemand hielt sie tatsächlich im Nacken fest: der Kahlkopf, den Jenny-Mom »General Crow« nannte. Ann atmete tief durch.
    Er ragte neben ihr auf. Anns Blick wanderte an seinen Beinen hinauf bis zu seinem Arm: Ein schlangenartiger Tentakel ragte aus seinem Uniformärmel, schlängelte sich zu ihr herab und hatte sich in ihren Nacken gebohrt. Und hielt sie fest.
    Von dem schlängelnden Ding aus wanderte ihr Blick weiter hinauf bis zum Schädel des Kahlkopfs. Seine Miene wirkte merkwürdig verstört. Er sah sie nicht an, unruhig irrten seine Augen auf dem Dorfplatz umher.
    Ann erinnerte sich: Sie gehörte jetzt zu ihm; Jenny-Mom hatte ihr das gesagt.
    Den Grund dafür kannte Ann nicht, aber sie hätte heulen mögen. Aber dann hätte Crow ihr wieder einen dieser Befehle erteilt, die er nicht aussprach, sondern die plötzlich in ihrem Kopf waren und gegen die sie sich nicht wehren konnte.
    Es war, als könnte er ihr durch diesen Tentakel seine Gedanken schicken - Befehle, Empfindungen, sogar Müdigkeit. Und was für eine Müdigkeit, bei allen Göttern! Bleiern war sie, diese Müdigkeit, und zweimal war sie davon schon überwältigt worden.
    Jetzt war sie wach. Doch sie war Crow ausgeliefert. Alles Jenny-Moms Schuld.
    Böse Jenny-Mom! Blöder Kahlkopf'.
    Hatte er sie einschlafen lassen und war dann ins Zelt am Rand des Dorfplatzes gegangen? So musste es gewesen sein! Und nun stand er wieder neben ihr. Und er schien niedergeschlagen und verwirrt zu sein. Das verwirrte sie, denn bisher hatte Crow niemals Schwäche gezeigt.
    War der Grund dafür derselbe, weswegen auch all die Leute des Dorfes so unruhig und laut waren? Ann sah sich um. Plötzlich tauchte Jenny-Mom im Zelteingang auf. Sie trug Handschuhe aus dickem Leder. Und in den so geschützten Händen trug sie das Steinwesen.
    Es zu sehen, steigerte Anns Verwunderung. Hatte sie nicht mit eigenen Augen beobachten können, wie der ekelhafte Kahlkopf das blöde Steinding vor ein paar Stunden in der Gießerei in den Hochofen geworfen hatte? Hatte sie nicht mit eigenen Ohren gehört, wie es in der Glut zersprungen war? [1]
    Die Leute auf dem Dorfplatz brachen in Jubelgeschrei aus. Viele klatschten in die Hände, andere fielen einander in die Arme, einige begannen sogar zu tanzen. Sogar die sonst so kühle Lady Victoria und Sir Leonard, den Ann einst als klugen und besonnenen Mann kennengelernt hatte, weinten fast vor Rührung und Andacht.
    Kein Zweifel: Das blöde Steinding lebte noch. Und es machte die Leute noch immer krank im Kopf.
    Auf Jennys Gesicht lag ein verzückter Ausdruck, der Anns Beklemmung ins Maßlose steigerte: Sie sah aus, als ob auch sie jeden Moment in Freudentränen ausbrechen würde. Früher hatte Ann niemals einen derartigen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter gesehen. Er machte sie wütend, weil er ihr endgültig bewies, dass dieses blöde Steinding noch immer Gewalt über Jenny-Mom und all die anderen Leute hier besaß.
    Ann hätte gern geschrien. Doch noch größer als die Wut war ihre Angst, Crow könnte seine

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