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299 - Das letzte Duell

299 - Das letzte Duell

Titel: 299 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Entsetzen ihr Gemüt betäubte, blieb ihr Verstand doch hellwach. Sie spurtete los, überholte Matt und hielt Abstand zu den blutenden Menschen, die wie Phantome in die Überreste der Halle strömten. Wie Wiedergänger ihrer selbst trotteten sie vor sich hin, und Jenny wies ihnen das Ziel.
    An den jungen Birken und den Eimern voller Blütenzweige vorbei rannte Xij die künstliche Festallee hinunter und fasste das Bohrloch ins Auge. Sie konnte es nicht tun, ohne den Stein zu sehen und das Kind, und das Schwert in seinem Rücken, und die Blutlache, die sich rund um den Körper des Kindes bildete.
    Ihr Unterkiefer begann zu zittern, ihre Knie wurden sehr, sehr weich.
    Sie kam an der blonden Frau vorbei, Anns Mutter. Jenny Jensens Blicke versprühten eine Mischung aus Hass und Wahnsinn, außerdem verzerrte Schmerz ihr Gesicht. Als sie näher kam, sah Xij ihre geschwollenen Beine; eines lag auf unnatürliche Weise verdreht über dem anderen. Xij begriff: Sie waren gebrochen.
    Als sie an der Frau vorbei wollte, griff die nach ihren Knöcheln, wollte sie festhalten. Xij zögerte keinen Pulsschlag lang: Mit voller Wucht trat sie Jenny Jensen gegen die verletzten Beine. Die Blonde brüllte auf vor Schmerz und krümmte sich. Xij lief an ihr vorbei, passierte die kniende Aruula, hörte sie flüstern: »Das hab ich nicht gewollt, das hab ich doch nicht gewollt…«
    Xij beschleunigten ihren Schritt, als sie sah, dass der behaarte Barbar - Pieroo hieß er wohl - auf sie zuhielt. Sein blutverkrustetes Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, als er in Xij die Frau erkannte, die keine Stunde zuvor so viel Unheil auf dem Dorfplatz angerichtet hatte.
    Xij blieb nicht stehen, beschleunigte noch einmal ihren Schritt. Sie erreichte das tote Mädchen. Nur nicht hinschauen, nur nicht in ihr Blut treten. Sie dachte an den Vater des Mädchens, an den blonden Mann, den sie verehrte. Es schnürte ihr das Herz zusammen und trieb ihr Tränen in die Augen.
    Sie umlief Ann in weitem Bogen, und dann stand sie endlich vor dem verfluchten Stein. Er lag an der Stelle, an der die geharkte Festallee in ein kurzes Gefälle überging, das in eine flache Mulde und direkt zur Öffnung des Bohrlochs hinabführte. Eine kurze Berührung nur, eine Erschütterung, und der Stein würde die schiefe Ebene hinunter rollen und ins Loch fallen.
    Wie still es plötzlich war - so still, dass Xij ihren Herzschlag in den Schläfen dröhnen und ihr Blut in den Ohren rauschen hörte; so still, dass sie es selbst mit der Angst zu tun bekam.
    Pieroo taumelte hinter ihr her. Xij kümmerte sich nicht um ihn; sie sank auf die Knie, direkt vor dem lebenden Steinbrocken, den alle hier »Mutter« nannten.
    Gern hätte sie mit dem Kampfstab auf ihn eingedroschen, doch sie wusste, dass es keine Wirkung haben würde. Stattdessen ließ sie den Stock fallen, stemmte die Fäuste rechts und links des Steins in den Boden, richtete ihren Blick auf ihn - und begann zu schreien.
    Sie atmete tief ein und schrie lauter. Sie atmete tiefer ein und schrie noch lauter, sie schrie immer höher, immer schriller.
    Die Steinjünger, die sich von allen Seiten genähert hatten, blieben stehen. Manche gingen in die Knie, viele wankten und pressten sich die Hände auf die Ohren. Pieroos Schwert klirrte neben ihr zu Boden. Der Barbar, der über ihr stehen musste, stöhnte gequält. Ein Scharren zeigte an, dass er von ihr wegtaumelte.
    Xij aber schrie immer weiter. Schrie höher und schriller und lauter. Längst hätte sie neue Luft holen müssen, doch der Schrei hatte sich verselbstständigt. Sie wusste selbst nicht, wie sie ihn erzeugte. Es war ein Erbe aus einem ihrer früheren Leben; vielleicht aus einem, bevor es Menschen gab. Eine Waffe, die sie schon zweimal eingesetzt hatte.
    Mutter begann zu vibrieren. Xij schrie weiter. Der Stein zersprang. Xij schrie immer weiter, bis das Steinwesen zu feinem Staub zerfiel.
    ***
    In seinen Ohren gellte es. Obwohl Rulfan die Handflächen dagegen presste, verursachte der hohe, spitze und langgezogene Schrei ihm Schmerzen, als würde jemand Nadeln in seine Trommelfelle stechen. Er stand breitbeinig in den Trümmern des Hallenportals über der fallengelassenen Laserpistole und hoffte, dass der unmenschliche Schrei bald verstummte. Woher er kam, war ihm klar; schließlich hatte er schon zweimal miterlebt, wie Xij ihn einsetzte: beim ersten Mal, um einen Schwarm Harpyien abzuwehren, und dann, um einen Daa'murenkristall in Schernobiel zu sprengen. [4]
    Meinhart

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