3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
brauchen. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“ „Es ist durchaus verständlich, dass Sie in Panik geraten sind.“ Minnie nickte mitfühlend.
„Die Familie ist bald vollzählig versammelt“, erzählte Toni. „Justin kommt aus England, und Francesco trifft im Lauf des Tages aus Amerika ein. Meine Frau liebt es, alle Söhne um sich zu haben. Das wird sie aufmuntern. Sie wird Sie kennenlernen wollen. Doch zuerst müssen Sie sich ausruhen. Carlo und Ruggiero nehmen Sie mit nach Hause.“
„Kann ich vorher noch mit unserer Mutter sprechen?“, fragte Carlo.
„Nein, Luke ist doch gerade bei ihr. Jetzt geh schon, und kümmere dich um unseren Gast.“ „Carlo kann Ihren Wagen fahren, Signora Pepino“, schlug Ruggiero vor, während sie das Krankenhaus verließen. „Und ich nehme Sie in meinem Auto mit. Es ist nicht weit.“
Unterwegs zeigte er ihr die Villa Rinucci, die auf dem Hügel oberhalb der Bucht von Neapel lag, und Minnie betrachtete sie bewundernd. Als sie wenig später vor dem Haus aus dem Wagen stiegen, kam ihnen eine Frau mittleren Alters entgegen.
„Das ist unsere Haushälterin Greta“, erklärte Ruggiero. „Unser Vater hat sie offenbar telefonisch informiert. Wahrscheinlich hat sie schon eins der Gästezimmer für Sie vorbereitet.“
Er führte sie ins Haus, bedankte sich noch einmal dafür, dass sie Luke gefahren hatte, und dann ging sie mit Greta die Treppe hinauf ins Gästezimmer. Dankbar nahm Minnie die kleinen Erfrischungen an, die die Haushälterin ihr anbot. Aber sie sehnte sich danach, allein zu sein und die Gedanken ordnen zu können. Zu viel war auf einmal geschehen. Sie war zu verwirrt und konnte kaum noch klar denken. Nachdem Minnie in dem angrenzenden Badezimmer geduscht hatte, ging es ihr etwas besser. Trotzdem legte sie sich hin und schlief sogleich ein.
Als sie wach wurde, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Minnie stellte sich ans Fenster, und genau in dem Moment hielt eine Limousine vor dem Haus an. Luke und sein Vater stiegen aus. Nach ihren heiteren Mienen zu urteilen, gab es gute Neuigkeiten. Lukes Brüder kamen aus dem Haus, und Minnie hörte sie lachen und scherzen, während sie sich fröhlich begrüßten.
Ich werde hier nicht gebraucht, ich gehöre nicht zur Familie, sagte sie sich. Glücklicherweise war seine Mutter nicht ernsthaft krank, das war das Wichtigste. Die Stunden tiefer Verzweiflung und des bangen Hoffens, in denen Minnie und Luke sich aneinandergeklammert hatten, waren vergessen.
Sie setzte sich auf das Bett und hatte das Gefühl, vor einem Abgrund zu stehen.
Da Minnie aus beruflichen Gründen daran gewöhnt war, überraschend verreisen zu müssen, hatte sie die Reisetasche immer fertig gepackt in ihrer Wohnung stehen. Sie hatte sie natürlich auch dieses Mal mitgenommen und konnte sich umziehen.
Wenig später kam Greta mit einer Tasse Kaffee herein und verkündete, das Mittagessen sei aufgetragen. Als Minnie die Treppe hinunterging, erwartete Luke sie in der Empfangshalle. Unrasiert und übernächtigt, aber mit glücklicher Miene umarmte er sie.
„Es geht ihr gut“, berichtete er. „Sie wird noch heute aus dem Krankenhaus entlassen und freut sich darauf, dich kennenzulernen.“
„Wahrscheinlich war sie schockiert bei deinem Anblick.“
„Ja. Ich habe sie beruhigt und den Unfall als harmloser geschildert, als er wirklich war. Sie hat mir Vorwürfe gemacht, weil ich es ihr verheimlicht habe, aber sie verzeiht es mir natürlich. Vermutlich wird sie von dir Einzelheiten wissen wollen.“
„Von mir erfährt sie nichts“, versprach Minnie ihm.
Dann wurde sie Olympia, Primos Verlobter, vorgestellt und erkannte in ihr die dunkelhaarige Frau von dem Foto in Lukes Portemonnaie. Minnie umarmte sie zur Begrüßung.
Carlo war zum Flughafen gefahren, um Justin mit seiner Frau und seinem Sohn abzuholen, wie Luke erklärte.
„Ich habe dir von ihm erzählt“, erinnerte er Minnie.
„Ja, ich weiß. Er hat vor kurzem hier in Neapel geheiratet. Da ihr das Haus voll habt, fahre ich am besten gleich nach dem Essen nach Rom zurück.“
„Das kommt nicht infrage. Du musst erst meine Mutter kennenlernen.“
In dem Moment läutete sein Handy, und Minnie hörte ihn ungeduldig antworten: „Eduardo? Es tut mir leid, ich musste überraschend weg und kann jetzt nicht reden. Ich melde mich wieder.“ Und dann trafen auch schon Justin und seine Familie ein, sodass Minnie Luke nicht mehr fragen konnte, wer Eduardo sei.
Sobald sich die Gelegenheit ergab, zog
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