3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
sie sich in ihr Zimmer zurück und rief Netta an. Ihre Schwiegermutter hatte sich schon darüber gewundert, dass die beiden einfach verschwunden waren. Als sie hörte, was geschehen war, drückte sie ihr Mitgefühl für Luke aus und fügte besorgt hinzu: „Du bringst ihn doch wieder mit zurück, Liebes, oder?“
„Aber natürlich, mamma “, versprach Minnie ihr und beendete das Gespräch.
Auf den Gedanken, Luke würde nicht mit ihr nach Rom zurückfahren, war sie noch gar nicht gekommen. Vielleicht wollte er wirklich in Neapel bleiben und hatte sich nur aus einer Laune heraus so lange in Rom aufgehalten.
Im Kreis seiner Familie wurde ihm möglicherweise bewusst, dass das, was ihn mit Minnie verbunden hatte, nichts anderes als ein Hirngespinst war. Sie würden nur noch geschäftlich miteinander zu tun haben und den privaten Kontakt abbrechen.
11. KAPITEL
Am Nachmittag holte Toni Rinucci seine Frau aus dem Krankenhaus ab. Als er ihr beim Aussteigen half, verriet schon ihr strahlendes Lächeln, dass alles glücklicherweise nur falscher Alarm gewesen war.
Minnie betrachtete die elegante, schöne Mittfünfzigerin, die bewundernde Blicke auf sich zog. Ihre Söhne begrüßten sie begeistert, aber auch mit Respekt, wie Minnie lächelnd beobachtete. Einer nach dem anderen umarmte und küsste sie, zuerst ihr ältester Sohn Justin, dann seine Frau Evie und Mark, sein Sohn aus erster Ehe, anschließend Primo und Olympia.
Nachdem sie ihre Zwillingssöhne Carlo und Ruggiero begrüßt hatte, blickte sie sich suchend um. „Wo ist denn Francesco?“
„Er kommt später, mamma“, antwortete Carlo. „Von Los Angeles kann er nicht s o schnell hier sein.“ „Sie müssen Minnie sein“, stellte Hope fest und blickte sie an.
„Ja.“ Minnie ging auf Hope zu und wurde sogleich herzlich und liebevoll umarmt.
„Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie Luke nach Neapel gefahren haben.“
Obwohl sie eine selbstbewusste Frau war und sich fast immer unter Kontrolle hatte, wurde Minnie plötzlich etwas verlegen. „Ach, das war doch selbstverständlich. Es ist ja nicht so weit.“
Hope beugte sich kaum merklich zu Minnie hinüber und entgegnete so leise, dass es die anderen nicht hören konnten: „Drei Stunden Fahrt, das ist eine lange Zeit, noch dazu mitten in der Nacht. Ich glaube nicht, dass es selbstverständlich ist. Luke hat mir erzählt, wie sehr sie sich nach der Explosion um ihn gekümmert haben. Wir unterhalten uns später noch einmal ausführlicher.“
„Ich freue mich sehr, dass es Ihnen wieder gut geht.“ Etwas anderes fiel Minnie nicht ein. Lächelnd ging Hope weiter. Den gut gemeinten Vorschlag, sich hinzulegen, wies sie entschieden zurück. Sie genoss es, ihre Lieben um sich zu versammeln und mit ihnen zu plaudern. Als später auch noch ihr Sohn Francesco nach einem dreizehnstündigen Flug aus Los Angeles eintraf, eilte sie ihm entgegen und umarmte ihn.
„Ich war schon immer der Meinung, Francesco sei ihr Lieblingssohn“, sagte Olympia zu Minnie. „Sie behauptet natürlich, sie habe alle Söhne gleich lieb. Dennoch scheint Francesco ihr noch etwas mehr zu bedeuten als die anderen. Doch wer weiß, sie ist immer für eine Überraschung gut.“
„Sie ist eine sehr außergewöhnliche und beeindruckende Frau“, erwiderte Minnie.
„Das ist sie. Sie sieht alles, hört alles und weiß alles. Und sie liebt es, Pläne zu schmieden.“ „Was für Pläne?“
„Sie wünscht sich mehr Schwiegertöchter und wartet nicht einfach ab, bis ihre Söhne sich entschieden haben, sondern hilft gern etwas nach. Als Justin und Evie sich getrennt hatten, ist sie nach England geflogen und hat die beiden wieder zusammengebracht.“
„Dich und Primo auch?“
Olympia lachte. „Bei uns hat Luke nachgeholfen. Das traut man ihm gar nicht zu, stimmt’s?“ „Man täuscht sich in ihm, glaube ich.“ Minnie betrachtete ihn nachdenklich. „Er kann ein guter Freund sein und sehr geduldig warten, bis man zu mehr bereit ist.“
„Hinter dieser Bemerkung verbirgt sich sicher eine interessante Geschichte“, meinte Olympia. „O ja“, gab Minnie zu.
Francesco war nach dem langen Flug müde und erschöpft. Nachdem er die anderen kurz begrüßt hatte, widmete er sich ausschließlich seiner Mutter.
Minnie unterhielt sich eine Zeit lang mit Justins dreizehnjährigem Sohn Mark. Er war in demselben Londoner Stadtteil aufgewachsen, wo auch sie mit ihrer Mutter gewohnt hatte. Schließlich gesellte sich auch Evie, seine Mutter, zu
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