3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
muss dich enttäuschen, ich habe meinem Stiefvater alles zurückgezahlt.“
„Minnie, nein!“, rief er gespielt empört aus. „Und ich hatte gerade angefangen, dich zu bewundern. Du hast alles verdorben.“
„Das tut mir leid für dich. Ich war der Meinung, es sei nur fair, ihm das Geld zurückzuzahlen, sobald ich es mir finanziell erlauben konnte. Ich wollte kein schlechtes Gewissen mehr haben.“
„Was hat Gianni denn dazu gesagt?“, fragte er, obwohl er damit rechnen musste, dass er ihnen vielleicht den Abend damit verderben würde.
10. KAPITEL
Zu Lukes Überraschung erwies sich seine Befürchtung als unbegründet. Minnie lächelte nur liebevoll und wehmütig.
„Gianni hat mich für verrückt erklärt, jedoch nicht versucht, es mir auszureden. So war er eigentlich immer, gutmütig und bequem. ‚Mach es, wie du es für richtig hältst‘, hat er immer gesagt.“ Sie lachte auf. „Und das habe ich auch getan.“
„Demnach war er ein idealer Ehemann“, stellte Luke betont unbekümmert fest. „Du hättest ihn auffordern können, ins Wasser zu springen, und er wäre gesprungen. Etwas Besseres kann einer Frau nicht passieren, oder?“
„Das hört sich so an, als wäre ich eine dominante Ehefrau gewesen. Doch so war es nicht. Gianni hat nur den schwachen, hilflosen Mann gespielt, damit ich alles erledigte, wozu er keine Lust hatte und was ihm lästig war. Wenn Anträge zu stellen, Formulare auszufüllen oder wichtige Anrufe zu tätigen waren, hat er es mir zugeschoben mit der Ausrede, ich sei intelligenter als er.“
„Hat es dich gestört?“
„Nicht wirklich. Ich war der Meinung, als Rechtsanwältin fiele es mir vielleicht leichter als ihm, mit der Bürokratie in diesem Land zurechtzukommen. Er war genauso wie mein Vater“, fügte sie lächelnd hinzu. „Er hat sich auch immer geweigert, sich um den Papierkram zu kümmern, wie er es ausdrückte.“
„Gianni hatte recht, du warst die Intelligentere von euch beiden, stimmt’s?“
„Er hat es jedenfalls behauptet. Mir war es egal, solange wir uns liebten und glücklich miteinander waren. Unsere Ehe war … Ach, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.“
„Versuch es doch“, bat er sie, doch Minnie schüttelte den Kopf. „Möchtest du nicht darüber reden?“, fragte er ruhig.
„Wir waren zehn Jahre verheiratet. Wie soll ich da mit wenigen Sätzen erklären, wie unsere Ehe war? Sie war in dem ersten Jahr, als wir uns kaum kannten, anders als nach einigen Jahren und wieder anders als zuletzt, als wir ein altes Ehepaar waren.“
„Mit Mitte oder Ende zwanzig hast du dich schon für alt gehalten?“
„Nein. Ich meine damit, ich wusste, wo ich hingehörte. Ich hatte meinen Platz im Leben gefunden. So hätte es bleiben können.“
„Aber alles verändert sich früher oder später“, wandte er ein.
„Ja“, stimmte sie seufzend zu. „Zuerst passten Gianni und ich perfekt zusammen. Ich habe Jura studiert und dann als Anfängerin in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Wir beide haben damals nicht viel verdient.“
„Was war Gianni von Beruf?“
„Er war als Fernfahrer bei einem Transportunternehmen angestellt, das Güter durch ganz Italien beförderte.“
„Dann war er oft unterwegs, nehme ich an.“
„Wenn er kürzere Strecken zu fahren hatte, war er abends wieder zu Hause, wenn auch ziemlich spät. Doch oft war er tagelang weg.“
„Das war für dich nicht schlecht. Du konntest dich auf das Studium konzentrieren.“
„Stimmt. Er hat erzählt, die anderen Fernfahrer hätten immer etwas Angst gehabt, ihre Frauen würden ihnen untreu. Das brauchte er nicht zu befürchten, denn er wusste, dass er sich auf mich verlassen konnte.“
„Wolltet ihr keine Kinder haben?“
Bildete er es sich nur ein, oder zögerte sie wirklich einige Sekunden?
„Ab und zu war es im Gespräch, doch es gab immer irgendwelche Hindernisse. Ich hätte gern Kinder gehabt. Er wäre sicher ein wunderbarer Vater gewesen“, sagte sie dann nur.
Luke drang nicht weiter in sie, und sie konzentrierten sich auf die Sendung im Fernsehen. Später machte Minnie ihnen in der Küche noch eine Kleinigkeit zu essen und vergewisserte sich noch einmal, dass die Vorhänge ordentlich zugezogen waren.
„Glaubst du, es versucht jemand, uns zu beobachten?“, fragte Luke.
„Netta traue ich es zu.“
„Sag ihr doch klipp und klar, dass du mich unter keinen Umständen heiraten wirst“, schlug er vor. „Das habe ich längst getan. Es nützt nichts. Ihrer
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