3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
dass ein Wunder geschieht, doch möglich ist alles.“
Hope lachte. „Ich habe das Gefühl, ihr werdet es schaffen.“
Vor der Haustür blieb Luke stehen und beobachtete das Auto, das den Hügel hinauffuhr. „Offenbar bekommen wir so spät noch Besuch“, stellte er fest. „Ist das Minnies Wagen?“
„Ja, es sieht so aus.“ Hope konnte ihre Freude kaum verbergen.
Mit quietschenden Bremsen brachte Minnie den Wagen vor dem Haus zum Stehen und sprang heraus. Dann ging sie mit großen Schritten und Unheil verkündender Miene auf Luke zu. „Ich habe es ja gewusst.“ Sie wies mit dem Finger auf ihn. „Ich hätte dir nie vertrauen dürfen. Aber du hast mir leid getan. Nie wieder wird mir jemand leidtun, das schwöre ich. Wie konnte ich nur so dumm sein, dir zu vertrauen?“
„Minnie, würdest du mir bitte verraten, was los ist?“
„O ja, mit zwei Worten ist alles erklärt: Eduardo Viccini“, antwortete sie zornig.
Er stöhnte leise auf und schloss sekundenlang die Augen.
„Du kennst ihn, stimmt’s?“, fuhr sie ihn an.
„Ja. Offenbar hast du mit ihm geredet.“
„Er wollte heute zu dir. Das Gespräch mit ihm war sehr aufschlussreich. Du hättest vorsichtiger sein und ihm gegenüber erwähnen müssen, dass ich über eure Pläne nicht informiert bin. Du bist ein verlogener, hinterhältiger Mensch, der es glänzend versteht, sich zu verstellen und …“ Sie verstummte und wischte sich ärgerlich die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen. „Minnie …“ Luke streckte die Hand aus, aber sie schlug sie weg.
„Fass mich nicht an!“
„Es tut mir leid, dass du es auf diese Art erfahren hast …“
„Dir tut nur leid, dass ich es überhaupt erfahren habe. Du wolltest deine Mieter und mich vor vollendete Tatsachen stellen. Du wolltest uns betrügen und im Stich lassen. Und du hast mein Vertrauen missbraucht.“
Hope zog sich diskret zurück, während sich die übrigen Familienmitglieder, aufgeschreckt durch Minnies zornige Stimme, im Hintergrund versammelten. Dieses Ereignis wollte sich keiner entgehen lassen, auch Primo und Olympia nicht. Interessiert beobachteten sie die Auseinandersetzung und erinnerten sich daran, dass sie ähnliche Probleme gehabt hatten.
„Ich habe dein Vertrauen nicht missbraucht und keineswegs die Absicht, die Mieter im Stich zu lassen oder zu betrügen“, entgegnete er.
„Ist es etwa kein Betrug an den Mietern, das Haus an einen Investor zu verkaufen?“
„Ich habe es nicht …“
„Hör auf, mich zu belügen“, unterbrach sie ihn hitzig. „Gleich behauptest du auch noch, du hättest noch nie etwas von Allerio Proprieta gehört.“
„Diese Firma befindet sich tatsächlich in meinem Besitz. Eduardo Viccini ist stiller Teilhaber. Ich bin auf sein Geld angewiesen, weil das, was ich vorhabe, sehr teuer wird.“
„Ich wette, als Erstes wirst du allen Mietern kündigen.“
„Nein, ganz bestimmt nicht. Alle, die nicht umziehen wollen, bleiben dort wohnen. Du hast mich doch selbst darauf hingewiesen, dass ich niemanden zwingen kann auszuziehen. Ich werde es auch gar nicht versuchen. Den Leuten im Fall eines Umzugs Beihilfen anzubieten ist eine ganz andere Sache.“
„Das gibst du also zu?“
„Ich gebe gar nichts zu, weil ich nichts falsch gemacht habe“, erklärte Luke. „Aber es steht mir frei, den Mietern ein großzügiges Angebot zu machen, wenn sie bereit sind auszuziehen. Jeder kann Nein sagen, und keiner wird von mir schikaniert. Diejenigen, die Ja sagen, haben finanzielle Vorteile. Und das halte ich für einen fairen Vorschlag.“
„Einige Mieter sind schon dabei auszuziehen. Du musst sie sehr unter Druck gesetzt haben.“ „Du meinst wahrscheinlich Mario, den Mieter des Apartments Nummer acht. Er hat eine neue Stelle am anderen Ende von Rom angenommen und möchte in der Nähe wohnen. Da er ein besseres Gehalt bekommt, kann er sich eine größere Wohnung erlauben, was ihm sehr hilft, denn seine Frau ist schwanger.“
„Ich nehme an, es war kein Zufall, dass man ihm ausgerechnet jetzt den Job angeboten hat, oder?“ „Eduardo kennt den Firmeninhaber. Er sucht händeringend Fachkräfte wie Mario. Weshalb hätte ich da nicht nachhelfen sollen? Mario hat sich in der Firma vorgestellt und freut sich, dass er endlich den Job hat, den er sich schon lange wünscht. Und das Paar in Nummer dreiundzwanzig wollte gern eine Wohnung kaufen, hatte aber kein Eigenkapital.“
„Hast du es den Leuten gegeben?“
„Nein, ich kann keine Geschenke
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