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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gemischt?«
    »Ins Brot. Für Arina wurde eine Stelle in einer Brotfabrik besorgt.« Edgar lächelte. »Sie hat eine neue, ökonomische Art des Brotbackens vorgeschlagen, bei der verschiedene Kräuter dazugegeben wurden. Dafür hat sie sogar eine Prämie bekommen.« »Alles klar. Und welches Interesse hatte Arina daran?«
    Edgar schnaubte. Behände sprang er über einen umgestürzten Baum. »Du kannst Fragen stellen, Anton!« Er sah mir in die Augen. »Wer wollte nicht mit Magie von dieser Kraft herumspielen, noch dazu mit der Erlaubnis der Wachen und der Inquisition!«
    »Schon möglich ...«, murmelte ich. »Das war das Experiment... Und das Ergebnis?«
    »Wie es zu erwarten war«, sagte Edgar, wobei in seinen Augen Ironie auffunkelte. »Einige haben den Verstand verloren, sind dem Alkohol verfallen oder haben sich umgebracht. Einige fielen der Verfolgung zum Opfer - weil sie ihren Idealen die Treue hielten. Die Dritten haben schließlich eine Möglichkeit gefunden, die Remoralisation zu umgehen.«
    »Die Sichtweise der Dunklen hat also gesiegt?«, staunte ich und blieb sogar stehen. »Trotzdem glaubt die Inquisition, die Hexe habe ihren Zauber auf Befehl der Lichten abgewandelt?« Edgar nickte.
    »Quatsch«, sagte ich und ging weiter. »Absoluter Müll! Die Dunklen haben ihre Sicht faktisch bewiesen. Und ihr behauptet, die Lichten hätten sich etwas zu Schulden kommen lassen.«
    »Nicht alle Lichten«, entgegnete Edgar ungerührt. »Nur einer... möglicherweise eine kleine Gruppe. Weshalb, das weiß ich nicht. Aber die Inquisition ist unzufrieden. Die Reinheit des Experiments wurde nicht gewahrt, das Gleichgewicht der Kräfte geriet ins Wanken, irgendeine sehr langfristige und undurchsichtige Intrige ist damit eingeleitet worden...«
    »Na klar«, meinte ich nickend. »Haben wir erst mal eine Intrige, können wir auch alles auf Geser abwälzen.«
    »Ich habe keine Namen genannt«, meinte Edgar rasch. »Ich kenne sie auch gar nicht! Außerdem möchte ich dich daran erinnern, dass der verehrte Geser damals in Zentralasien gearbeitet hat, sodass es absurd wäre, ihm irgendetwas anzulasten ...« Er seufzte. Ob er an die Ereignisse im Assol dachte? »Aber ihr wollt hinter die Wahrheit kommen?«, fragte ich.
    »Unbedingt!«, erwiderte Edgar entschieden. »Tausende von Menschen wurden gewaltsam zum Licht bekehrt - das ist ein Verbrechen gegen die Tagwache. All diese Menschen haben gelitten - das ist ein Verbrechen gegen die Nachtwache. Die Erlaubnis der Inquisition für ein gesellschaftliches Experiment wurde missbraucht - das ist ein Verbrechen...«
    »Schon verstanden«, unterbrach ich ihn. »Mir gefällt diese Geschichte ja auch ganz und gar nicht...«

    »Hilfst du mit, die Wahrheit herauszubekommen?«, fragte Edgar. Und lächelte.
    »Ja«, antwortete ich ohne zu zögern. »Denn das ist in der Tat ein Verbrechen.« Edgar streckte mir die Hand hin, ich ergriff sie. »Ist es noch weit?«, wollte der Inquisitor wissen.
    Ich sah mich um. Und erkannte voller Freude die bekannten Umrisse der Lichtung wieder, in der ich gestern die Pilzmetropole entdeckt hatte. Heute waren übrigens keine Pilze mehr da.
    »Es ist ganz in der Nähe«, beruhigte ich den Dunklen Magier. »Hauptsache, die Frau ist überhaupt zu Hause ...«

Fünf
    Die Hexe Arina braute einen Kräutertrank - ganz wie es sich für eine praktizierende Hexe in ihrem Häuschen im Wald gehört. Sie stand an ihrem russischen Ofen mit einer Zange in der Hand, die einen gusseisernen, in grünliche Wolken gehüllten Topf umspannte. Dabei murmelte sie: 
 Weißer Ginster, Spindelbaum, 
    Sand, vom Hang gebrochen, 
    Vom Abszess noch Eiterschaum, 
    Farnkraut, Finkenknochen... 
    Edgar und ich gingen ins Haus, blieben aber an der Tür stehen. Die Hexe tat so, als bemerke sie uns nicht. Sie stand mit dem Rücken zu uns, schüttelte den Topf und murmelte weiter: 
Wieder Ginster, Spindelbaum, 
    Adlerfedern drei... 
    Edgar hüstelte und fuhr dann fort: 
Phosphor, Selters, Fiebertraum, 
    Kurze Gerten zwei?
    »Heiliger Strohsack aber auch!«, rief Arina und hüpfte von einem Fuß auf den andern.
    Das klang absolut echt... Dennoch begriff ich mit unumstößlicher Sicherheit, dass die Hexe uns erwartet hatte.
    »Guten Tag, Arina«, sagte Edgar ausdruckslos. »Die Inquisition. Ich bitte Sie, die Zauberei einzustellen.«
    Behänd schob Arina den Topf in den Ofen. Erst danach drehte sie sich um. Sie wirkte jetzt wie eine vierzigjährige Frau, wie eine kräftige, korpulente

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