30 - Auf fremden Pfaden
tapfer? Mynheer hab' schieß' tot zwei Zulu, und Quimbo hab' schlag' tot auch zwei Zulu. Quimbo bin groß tapfer wie Mynheer!“
„Aber Quimbo bin dumm' Quimbo!“ wiederholte ich seine eigenen Worte. „Quimbo stürzt da herunter, und darum ist mir der Engländer entkommen!“
„Oh, oh, Mynheer, England werd' komm' wieder!“ tröstete er mich, und ich konnte nicht anders, ich mußte mich damit zufrieden geben.
Sikukuni hatte jedenfalls die beiden Schüsse gehört; er kam ohne Zweifel das Tal herauf, welches der Engländer abwärts verfolgt hatte, und so war mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß sich beide treffen würden. Dann war es für den Häuptling ein leichtes, sich eines der entflohenen Pferde zu bemächtigen, aber wiederzusehen bekamen wir ihn auf keinen Fall. Daher beschloß ich, zumal der Abend nahe war, den Ort zu verlassen.
Die Toten konnten bis morgen liegen bleiben, wo ich die Hottentotten zu deren Beerdigung herschicken wollte. Wir hatten keine Lust, uns mit den erbeuteten Sachen zu beladen; daher verbargen wir sie in einiger Entfernung unter das dichte Gebüsch, und nur den Schild Sikukunis mußte mir Quimbo tragen; ich wollte diese Trophäe keiner Gefahr aussetzen, da ich beschlossen hatte, sie mit nach der Heimat zu nehmen.
Wir gelangten zu unsern Pferden, setzten uns auf und ritten heim. Auf der Höhe angekommen, wo der Eber lag, stieg Quimbo vom Brabanter herab.
„Oh, schön, gut! Jetzt zieh' Pferd Sau. Quimbo mach' groß' schön' Fest auf Sieg und brat' Sau, eß' Sau mit Hottentott!“
Ich überließ ihm das interessante Arrangement, zu welchem sich der Brabanter jedenfalls geduldig hergab, und ritt voran nach der Farm. Unterwegs bemerkte ich, daß das von mir erschossene Pferd des Engländers bereits verschwunden war; unten im Hof sah ich es liegen. Die Hottentotten hatten es herabgeschleift, um sich seines Felles und Fleisches zu bemächtigen.
Die Kranke saß im Stuhl; die Angst hatte sie abgehalten, das Lager wieder aufzusuchen; ich beruhigte sie und hörte dann, daß die Sachen, welche sich in der Satteltasche des Engländers befunden hatten, aufgehoben worden seien. Ich beschloß, dieselben zu untersuchen, um vielleicht Aufklärung über die Gegenwart der Zulus zu erhalten.
Nachdem ich versprochen hatte, während der Nacht Wachen auszustellen und auch sonst auf die Sicherheit der Pflanzung bedacht zu sein, ging Jeffrouw Soofje zur Ruhe, die ihr sehr nötig war. Mietje hatte gleich nach ihrer Rückkehr in das Haus die zwei Leichen entfernen und das Zimmer von allen Spuren reinigen lassen; jetzt war sie in der Küche beschäftigt, und ich suchte bis zum Abendbrot mein Zimmer auf.
Als der Abend hereingebrochen war, brannten auf dem Hof zwei mächtige Feuer, an welchem das kaffrarische und hottentottische Gesinde an mächtigen Spießen die ‚Sau‘ briet, welche Quimbo zur Feier unsers Sieges dem allgemeinen Appetit geopfert hatte.
Ich hatte die Utensilien, welche der Satteltasche des Engländers entnommen worden waren, mit auf mein Zimmer gebracht. Es war mir, als müßten sie mich Anhaltspunkte finden lassen über die Ereignisse des heutigen Tages. Sie bestanden außer einigen im Land der Kaffern höchst unbrauchbaren Toilettengegenständen für Gecken aus einer Brieftasche und einem Fernrohr von sehr geringem Wert.
Das Portefeuille enthielt außer verschiedenen unverfänglichen Notizen eine Anzahl von Privatbriefen, welche sämtlich an Sir Gilbert Grey in Kingsfield adressiert waren und den Poststempel der Kapstadt trugen. Ich las sie durch. Sie verdienten diese Aufmerksamkeit nicht, außer einem, bei dessen Lektüre mir ein höchst gezwungener Stil auffiel, der mit der Konzipierung der anderen Schreiben, obgleich er von demselben Verfasser stammte und von der gleichen Hand geschrieben war, in einem auffallenden Kontraste stand. Es war darin von einer Rhinoceroshaube und einem Perspektive die Rede, ohne daß ich klar zu sehen vermochte, welche Rolle diese beiden Gegenstände in dem Brief zu spielen hatten. Sollte vielleicht die Mütze des entkommenen Engländers und sein in meinen Händen befindliches Fernrohr gemeint sein? Ich forschte, suchte und verglich und machte endlich die Entdeckung, daß der Brief in der Weise abgefaßt worden war, daß sein eigentlicher Inhalt zutage trat, wenn man zuerst die Zeilen der graden und dann die der ungeraden Zahlen las. Hierdurch erhielt das Schreiben für mich eine große Wichtigkeit. Es stellte sich nämlich heraus, daß Sir
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