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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wurfspieß mit solcher Sicherheit, daß dieser in den Arm Sikukunis fuhr. Dieser brüllte vor Wut laut auf, warf noch einen Blick auf mich, ließ Mietje los und schnellte mit den Sätzen eines Panthers davon.
    Er hätte mir nicht entgehen können, aber da fiel es dem so unvorbereitet aus seiner Stallruhe aufgestörten Brabanter ein, plötzlich obstinat zu werden, und ehe ich ihn beruhigte, war der Kaffer bereits jenseits der Höhe verschwunden.
    „Eilt zu Jeffrouw“, riet ich, bei Mietje angekommen. „Sie liegt besinnungslos in der Stube!“
    „Aber Sikukuni!“ gab das wackere Mädchen zur Antwort, während eine andere vor Angst sich in tiefster Ohnmacht befunden hätte.
    „Laßt ihn und eilt nur zur Mutter! Komm aufs Pferd, Quimbo!“
    „Quimbo auf Pferd? Was soll auf Pferd Quimbo? Quimbo muß zieh' Sau!“ rief er.
    „Schnell, schnell! Die Sau läuft dir nicht fort!“
    „Sau lieg' da; aber Quimbo muß sein bei Mietje, wenn Zulu kommt!“
    Auch diese Ausrede half ihm nichts.
    „Wir müssen die Zulus töten, damit sie nicht wieder kommen. Rasch, vorwärts!“
    „Quimbo töt' Zulu? Oh, oh, da steig' Quimbo auf Pferd; Quimbo bin tapfer und groß bös auf Zulu!“
    Er kletterte mit seinen Waffen auf den Rücken des Brabanters, und da dieser seine gewöhnliche Gutmütigkeit wieder erlangt hatte, so ging der Ritt jetzt schnell vollends den Berg hinan. Oben angekommen, forschte ich nach Sikukuni und gewahrte ihn tief unten in einer Seitenschlucht. Der schlaue Häuptling hatte lieber einen Umweg zur Seite eingeschlagen, weil wir ihm zu Pferde nicht die steile Böschung hinab zu folgen vermochten und auch den Weg zu dem ihn deckenden Wald nicht abschneiden konnten, da dieser auf der uns zugekehrten Seite fast bis an die Schlucht heranreichte.
    Den Lagerplatz der Seinen freilich mußten wir bedeutend eher erreichen als er, und so hielt ich im schnellsten Tempo, welches für Quimbo möglich war, auf denselben zu. Im Wald angekommen, stiegen wir ab, banden die Pferde in einem sie verbergenden Dickicht fest und drangen nun zu Fuße weiter vor.
    Ich hatte mir die Schlucht genau gemerkt und hielt grad auf dieselbe zu.
    „Ich gehe dort hinüber“, meinte ich, als wir unbemerkt dort angekommen waren und die fünf Männer bemerkten; damit deutete ich auf die gegenüber liegende Seite. „Wenn ich schieße, so tötest du einen Zulu und läßt den Engländer nicht entfliehen. Ich muß ihn haben!“
    „Quimbo wer' mach' tot' all' ganz' Zulu und halt' fest England so!“
    Er packte den ihm nächststehenden Baum, als wolle er ihn erwürgen, und zog dabei ein Gesicht, mit welchem man ein Gespenst in die Flucht schlagen konnte.
    Ich schlich mich fort. Drüben angekommen, bog ich eben das Buschwerk auseinander, um einen freien Schuß zu haben, als auf Quimbos Seite das Gebüsch krachte und ein lautes Gepolter ertönte. Der Kaffer hatte sich in seinem Eifer zu weit an den Rand hervorgemacht und brach nun mit einem Geräusch mitten unter die Zulus hinein, als ob ein Nilpferd herunterstürze.
    „Au, oh, oh, Wald bin nicht fest! Oh, oh, Quimbo bin dumm' Quimbo!“ rief er, sich schnell emporraffend.
    Die Zulus waren nicht wenig überrascht, einen ihnen Unbekannten auf diese Weise bei sich ankommen zu sehen; als aber Sir Gilbert Grey den Kaffer erkennend, ihnen einige Worte zurief, warfen sie sich auf ihn. Er hatte seinen Wurfspeer verloren, doch seine Keule festgehalten, und mit dem Augenblick der Gefahr wurde sein Mut lebendig.
    „Was – wie?“ rief er. „Zulu will schlag' tot tapfer Quimbo? Oh, oh, da bin Keule von Quimbo!“
    Sein erster Hieb traf einen der Feinde so, daß dieser niederstürzte, die vier andern aber packten ihn. Ich gab beide Schüsse ab und sprang dann hinunter. Ich kam grad recht, um den Engländer hinter den Büschen verschwinden zu sehen; er zog es vor, zu fliehen, statt seine Büchse, seine zwei Messer und drei Pistolen zu gebrauchen. Den letzten Zulu nahm Quimbo auf sich, und ich eilte dem geheimnisvollen Sir nach. Er war zu den Pferden gesprungen, hatte eines derselben erreicht und sprengte davon. Die andern Tiere, lose herumlaufend und unter schlechten Händen aufgewachsen, erschraken, gingen durch und rannten hinter dem Fliehenden her. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu Quimbo zurückzukehren, den ich damit beschäftigt fand, den vier Getöteten ihre Habseligkeiten hinwegzunehmen. Er pflanzte sich mit siegesstolzer Miene vor mich hin.
    „Seh' Mynheer, daß Quimbo bin schön, bin gut und

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