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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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senden, der wohl einige von seinen Kaffern mitbringt.“
    „So bleibt mir nur noch übrig, den Weg zu erfahren, auf dem ich zu Jan komme. Sobald die Unterstützung anlangt, werde ich abreiten.“
    „Kennt Ihr die Raafberge, Mynheer?“
    „Ich habe sie ganz genau auf meiner Karte.“
    „Den Weg zu ihnen kenne ich nicht, doch – – –“
    „Ich werde ihn leicht finden; die Karte ist sehr gut.“
    „Es sind vier Berge. Zwischen dem zweiten und dritten liegt ein Doppeltal, welches durch einen Höhenrücken getrennt ist, der nur niedriges Holz und Buschwerk trägt. Nur ein einziger hoher Stinkholzbaum ist schon von weitem zu erkennen. Habt Ihr ihn erreicht und steigt grad von ihm aus in das westliche Tal hinab, so gelangt Ihr nach zweihundert Schritten an eine kurze, steile Kloof (Schlucht), in welcher die Zusammenkunft stattfindet. Jedenfalls wird Euer Kommen bemerkt, denn Jan hat mir gesagt, daß an dem Baum stets ein Posten Wache steht.“
    „Die Beschreibung ist deutlich genug, ich werde mich nicht irren. Und nun macht Eure Meldungen an die Nachbarn fertig; ich werde unterdessen einen Rundgang halten und einige Wachen für die Nacht ausstellen!“
    Ich ging, suchte aber vorher mein Zimmer auf, um mich mit Messer und Revolver zu versehen, was auf jeden Fall geraten war. Dort angekommen, gewahrte ich zu meinem lebhaften Erstaunen, daß der Schild Sikukunis fehlte, den ich noch kurz vor dem Abendessen an die Wand gehängt hatte. Ich steckte die Waffen zu mir und ging in den Hof, wo die Kaffern und Hottentotten beim Schmaus saßen.
    Quimbo sah mich kommen. Er erhob sich von dem Feuer, an welchem er sich mit einem mehrere Pfunde schweren Stück des gebratenen Ebers beschäftigte, und trat auf mich zu.
    „Mynheer komm, oh, oh! Mynheer eß' mit Fleisch von Sau!“
    Er riß das Stück in zwei Hälften, von denen er mir die eine mit fetttriefenden Fingern darreichte.
    „Behalte das Fleisch! Wo ist der Schild, Quimbo?“
    „Schild?“ fragte er. „Schild von Sikukuni?“
    „Ja. Er ist weg aus meiner Stube!“
    „Schild bin weg, bin fort aus Stube! Oh, oh, Quimbo hab' nicht Schild! Quimbo bin' wesen in Stube und hab seh' Schild häng' an Wand.“
    „Wann war das?“
    „Gleich, jetzt bin' wesen in Stube. Quimbo woll' sag' Mynheer, daß Mynheer eß' Fleisch von Sau, aber Mynheer bin nicht 'wesen in Stube; bloß Schild noch häng' an Wand!“
    Das war allerdings merkwürdig. Wenn Quimbo nicht wußte, wo der Schild hingekommen war, so mußte ich annehmen, daß derselbe gestohlen worden sei. Aber wer konnte ein so eigentümliches Interesse für die Trophäe besitzen? Ich ließ die Sache einstweilen dahingestellt und wandte mich schon weg, um meinen Rundgang anzutreten, als mir unwillkürlich der Makololo Tschemba einfiel.
    „Kennst du Tschemba?“ fragte ich Quimbo.
    „Tschemba? Quimbo kenn' Tschemba; Quimbo hab' red' schon groß viel mit Tschemba; Tschemba bin Makololo, sag' Tschemba aber Tschemba bin nicht Makololo, denn Makololo mach' Haut fett mit Ton, und Tschemba hab' nicht Ton auf Haut.“
    Das bestätigte meinen Verdacht.
    „Ist Tschemba nicht hier?“ fragte ich.
    „Tschemba bin nicht hier; Tschemba bin fort hinter Haus und bin nachher komm in Stall.“
    „Was wollte er im Stalle?“
    „Quimbo weiß nicht; Quimbo bin nicht 'wesen in Stall.“
    „Und wo ist er jetzt?“
    „Tschemba bin noch in Stall.“
    Ich war heute bereits im Stall gewesen und wußte infolgedessen, daß dieser einen Ausgang auch nach dem Garten hatte. Mir kam es verdächtig vor, daß Tschemba, welcher sich für einen Makololo ausgab, ohne es nach dem Ausspruch meines Dieners zu sein, sich jetzt im Stall zu tun machte, während die andern Kaffern und Hottentotten beim Mahl saßen. Daher beschloß ich, nach ihm zu sehen, ging jedoch nicht durch die vordere Tür in den Stall, sondern schritt der Giebelseite des Hauses entlang nach der Hinterfront desselben.
    Eben wollte ich um die Ecke biegen, als ich nach dem Garten zu ganz eigentümliche Schritte vernahm. Es klang, als ob zwei oder drei Personen sich leise vom Haus zu entfernen versuchten. Wer konnte das sein? Ich horchte einen Augenblick schärfer hin und vernahm das unterdrückte Schnaufen eines Pferdes. Das war im höchsten Grad verdächtig, und darum eilte ich so lautlos wie möglich über den Grasplatz hinweg dem Schall nach.
    Bald sah ich eine dunkle Masse vor mir, welche bereits am Zaun angekommen war. Ich erkannte, mich niederduckend und bis in die unmittelbarste Nähe

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