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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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sind Kinder, die das nicht unbedingt mitkriegen müssen! Außerdem ist dreimal in zwei Stunden ja wohl genug!«
    Noora und Annder kicherten, als sie entspannt neben- und noch halb aufeinander lagen. »Der Alte nebenan ist doch bloß neidisch«, sagte sie leise und zog mit ihrem Zeigefinger zärtliche Kreise auf seiner unbehaarten Brust.
    Annder küsste sie, stand auf und verschwand im Badezimmer. Gleich darauf erschien er wieder, nackt wie Wudan ihn geschaffen hatte. Noora betrachtete ihn wohlgefällig. Der junge Operateer hatte es nicht nur im Kopf, er besaß auch einen der schönsten Körper, die ihr – und das durchaus im Wortsinn –, je untergekommen waren: großgewachsen, schlank, muskulös, nicht ein Gramm Fett zu viel auf den Rippen, mit einem Gemächt, das sie schon beim bloßen Anblick nervös werden ließ. Darüber hinaus sah Annder auch noch unverschämt gut aus mit seiner wallenden schwarzen Haarmähne, die ihm um das männlich-herbe Gesicht bis auf die Brust herunter hing.
    Annder warf einen kurzen Blick aus dem Fenster seiner Stadtwohnung. Draußen zogen schwarze Wolken auf, in der Ferne grollte der Donner; demnächst würde ein Platzregen über Barreut niedergehen.
    Das richtige Wetter also, um sich weiterhin mit Noora zu vergnügen. Er musterte sie. Die Art, wie sie es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte, weckte schon wieder Begierde in ihm. Sie war nicht nur unglaublich lüstern, sondern auch wunderschön mit den geheimnisvoll grün funkelnden Augen und den langen blonden Haaren, die sie über die linke Schulter bis hinunter zu ihrer Scham fallen ließ.
    Wir gäben ein allseits bewundertes Paar ab. Und unsere Kinder wären sicher überirdisch schön, wie Götter. Mir wird übel, wenn ich daran denke, dass dieser alte Sack sie ganz offiziell betatschen darf...
    Annders Aufmerksamkeit wurde für einen Moment abgelenkt. Er starrte über die belebte Frederick-Straße weg zum gegenüberliegenden Haus. Es war als Steengreeber-Haus bekannt und beherbergte neben dem bekanntesten Pianohersteller Barreuts auch die Räume der Agentuur Concerta Barreut.
    Soeben sah Annder die mächtige Statur Wahnfrieds in der Eingangstür der Agentuur stehen. Der Festspielmeister verhielt einen Moment und drehte sich um. Annder hatte das Gefühl, er blicke hoch zu ihm, und zog sich deswegen schnell vom Fenster zurück. Sein Herz klopfte plötzlich unangenehm schnell und laut. Als er erneut schaute, war Wahnfried bereits in der Agentuur verschwunden. Was wollte er dort?
    »Was ist?«, fragte Noora.
    »Ach, nichts. Ich dachte nur gerade, ich erkenne einen Bekannten.«
    Noora lächelte verheißungsvoll. »Dann komm schnell wieder zu mir ins Bettchen. Ich bin schon ganz kalt. Außerdem wartet dein Nachbar bereits auf die nächste Runde. Ich habe gerade ein Kratzen an der Wand gehört.« Sie kicherte.
    Eine halbe Stunde später lagen sie erneut nebeneinander. Noora zog einen Schmollmund und wehrte Annders etwas ungelenke Zärtlichkeiten ab.
    »Tut mir echt leid«, sagte der.
    »Das bin ich ja gar nicht gewöhnt, dass bei dir gar nichts geht«, erwiderte sie spitz. »Bist du in Gedanken etwa bei einer Anderen?«
    »Nein, natürlich nicht. Du bist alles, wonach ich mich sehne. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, du verwechselst mich mit einem Horsay-Hengst. Irgendwann bin auch ich mal erledigt, verstehst du? Zudem geht mir der ›Fliegende Neederlander‹ im Kopf herum. Da gibt es noch ein Problem im Libretto zu lösen und die Zeit drängt allmählich.« Dass sein Versagen in Wahrheit mit Wahnfrieds unmittelbarer Nähe zusammenhing, verschwieg er lieber.
    »Der ›Fliegende Neederlander‹, ja.« Noora kuschelte sich nun doch wieder an ihn. Sie schien mit seiner Erklärung zufrieden zu sein. Aber das war sie meistens; sie hatte nicht allzu viel im Kopf. »Willst du mir erzählen, was du dir dazu ausgedacht hast?«
    »Normalerweise tue ich das niemals vorher, aber bei dir mache ich eine Ausnahme, denn deine Meinung ist mir wichtig.« Annder legte los. Mit dramatischer Stimme und – wegen der körperlichen Nähe zu Noora – ziemlich eingeschränkten dramatischen Gesten erzählte er seine Geschichte um einen leidenschaftlichen Neederlander, den ein breites Gewässer von seiner Angebeteten trennte, bis ihm die Liebe im wahrsten Wortsinn Flügel verlieh, der aber, als er zur Liebsten flattern wollte, vom Winde verweht wurde.
    »Hm«, machte sie, als er fertig war.
    »Was heißt hm? Gefällt’s dir etwa nicht?«
    Noora

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