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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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verabschieden, Wahnfried? Hast du dir schon mal überlegt, dass du dort Meister Wagner begegnen wirst? Was willst du ihm dann sagen?«
    »Stimmt. Das wäre wohl noch schlimmer.« Wahnfried sah im Moment nicht sehr intelligent drein. Unvermittelt verzerrte sich sein Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze. »Das alles habe ich Annder zu verdanken«, zischte der Festspielmeister. »Er hat das Festspielhaus in Schutt und Asche gelegt, aus purer Geltungs- und Rachsucht! Und Noora ist ebenfalls schuldig. Sie hat ihn reingelassen und mich damit verraten. Zur Hölle mit ihr!«
    »Bist du dir da sicher?«, fragte Matt.
    »Wer sonst hätte es tun können?« Wahnfried ließ sich aufs Bett zurückfallen, das bedrohlich ächzte und knirschte. »Vielleicht habe ich ihn in letzter Zeit ja ein wenig zu sehr gereizt.«
    Matthew musste Wahnfried grundsätzlich recht geben. Er selbst glaubte ja, Noora kurz gesehen zu haben. Die Gestalt auf dem Schiff hatte er allerdings nicht identifizieren können, tendierte aber eher dazu, dass es nicht Annder gewesen war.
    Das Maaisl begann zu wirken und Gunnter vertrat leicht lallend die Ansicht, dass der eintretende Heilprozess zu Hause am allerbesten wirke und er das Haus der Kranken und Siechen daher verlassen wolle. Da Matt nicht glaubte, dass Xij hier wirklich geholfen werden konnte, bestand er darauf, sie mitnehmen zu dürfen. Dem Chefmedikus schien das völlig egal zu sein. So bestellte Gunnter eine Mietdroschke, mit der sie, während die Sonne aufging, zu Gunnters Villa aufbrachen.
    Der Kutscher lenkte die beiden Horsays im Zuckeltempo zur Stadt hinaus und auf die Otowajii. Ständig spornte er die Zugtiere mit leichten Peitschenhieben an, ohne dass diese auch nur einen Schritt schneller gingen.
    Nach gut einem Kilometer ging es ins Gelände, über schmale Fahrwege mit ausgefahrenen Spuren. Links und rechts des Weges standen immer wieder dichte Büsche.
    »Lauft ein bisschen schneller, ihr lahmen...« Der Kutscher verstummte abrupt und wurde stocksteif. Matt, der gleichzeitig ein leises Zischen gehört hatte, fuhr hoch. Mit verdrehten Augen fiel der Kutscher seitlich vom Bock. In seiner Stirn steckte ein Armbrustbolzen!
    Die Horsays wieherten panisch und bäumten sich auf, während Matts Hand instinktiv zum Gürtel fuhr – und er sich dafür verfluchte, den Driller nicht mitgenommen zu haben. Aus einem Gebüsch heraus flog etwas in die Droschke. Es rauchte.
    Eine Gasgranate!
    Matt wollte die Luft anhalten und gleichzeitig abspringen, aber es war bereits zu spät. Das Gas hatte seine Lungen erreicht. Er sah noch verschwommen, wie sich alles um ihn drehte, wie Gunnter und Xij zusammensanken und wie dunkle Gestalten aus dem Gebüsch brachen. Eine hängte sich an die Zügel der Horsays, eine andere enterte die Kutsche. Wegen des Gases trug sie ein nasses Tuch vor Mund und Nase, doch Matthew erkannte eine Tätowierung an ihrem Oberarm.
    Eine blutrote Rose, die von einem Dolch durchbohrt wurde.
    Dann glitt Matts Bewusstsein in die Schwärze ab.
    ***
    Als er wieder erwachte, pochte sein Schädel wie verrückt, und im Magen saß ein derart starkes Übelkeitsgefühl, dass er glaubte, sich auf der Stelle übergeben zu müssen. Doch Matts eiserne Selbstdisziplin half ihm, sich zusammenzureißen und dem Impuls nicht nachzugeben. Er wollte sich an die Schläfen fassen, den Schmerz herausmassieren, aber seine Arme waren auf den Rücken gefesselt. Er spürte, wie ihm die Stricke schmerzhaft in die Handgelenke schnitten.
    Neben ihm saß Xij in gekrümmter Haltung an einer glatten Steinwand. Sie atmete schwer, war aber bereits wieder bei Bewusstsein und ebenfalls gefesselt. Ihr ganzer Körper war in Schweiß gebadet. Die junge Frau lächelte ihn verzerrt an.
    Matt, der in ähnlicher Position an der Wand lehnte, beugte sich zu ihr hinüber. »Hast du Schmerzen?«, flüsterte er. Seine Zunge fühlte sich dabei an, als würde sie seinen ganzen Mund ausfüllen.
    »Geht so«, gab Xij Hamlet kaum hörbar zurück, und Matt war geneigt, ihre Worte als Untertreibung des Monats zu werten.
    Er sah sich um. Sie saßen in einem schmalen, hohen, oben geschlossenen Steinschacht fest, der von einer trüben elektrischen Funzel karg erleuchtet wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schachtes war eine Stahltür eingelassen.
    Als habe jemand nur auf Matts Erwachen gewartet, öffnete sich die Tür in diesem Moment. Roosa trat in den Schacht. Die Nosfera baute sich vor den Gefangenen auf und grinste höhnisch. Sie stemmte

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