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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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doch während sie sich seine kräftigen Hände auf ihrem Körper vorstellte, schoss ihr auf einmal ein Bild aus den letzten glücklichen Stunden durch den Kopf:
    Sie und Maddrax an der Ostseeküste auf dem Weg zu der Ruine mit dem Panzer; Maddrax, wie er ihr und sich ein Liebeslager bereitet; Maddrax, wie er sich über sie beugt und die Lippen öffnet.
    Zorn stieg in ihr hoch. Wie um die Bilder zu vertreiben, fuhr sie sich mit der Hand über Augen und Stirn. Vielleicht hatte sie auch gezischt oder einen leisen Fluch ausgestoßen – bewusst war es ihr nicht –, denn der junge Orlaando fuhr auf einmal herum und sah sie erschrocken an. »Ist alles in Ordnung, meine Königin?«
    »Alles in Ordnung.« Sie ging zu ihm, schlang ihre Arme um seine Taille und drückte sich an seine Nacktheit. »Und nenn mich nicht deine Königin.« Sie fasste seine Rechte und zog ihn zu sich auf die Felle.
    ***
    Maddrax’ Stimme – plötzlich tönte sie in ihrem Kopf. Ich liebe dich , hörte sie ihn raunen. Immer und überall will ich dich lieben.
    Von einem Augenblick auf den anderen erlosch Aruulas Verlangen. Sie verharrte über ihrem jungen Geliebten. Ihre langen, blauschwarzen Locken bedeckten sein Gesicht. Die vertraute Stimme in ihrem Kopf, sie wollte und wollte nicht verstummen, und sie tilgte jede Spur von Lust in ihr.
    Aruula richtete sich auf. Ihr feuriger Liebhaber sah sie fragend an. Sie löste sich von ihm, stand auf, legte ihren Lendenschutz an, suchte ihre Sachen zusammen.
    »Was ist mit dir?«, flüsterte Orlaando. Er war nicht minder verwirrt wie sie, wenn auch aus anderen Gründen.
    »Nimm es nicht persönlich.« Breitbeinig blieb sie vor ihm stehen. Seine von Muskelsträngen gewölbte Haut glänzte von Schweiß. Fast bedauerte sie, ihn zu verlassen. Doch sie hatte keine Wahl.
    »Folge mir nicht!«, befahl sie noch mit drohendem Unterton, dann wandte sie sich ab und ging. Das Fell ließ sie bei ihm zurück.
    Ohne Eile ging sie durch die Nacht. Dort ein Gemäuer, dem sie auswich, dort ein Farnfeld, neben dem sie einen Pfad wusste. Hatte sie eigentlich ein Ziel in diesen Augenblicken? Sie dachte nicht darüber nach, sie dachte an die greise Göttersprecherin.
    Jetzt war es auf einmal die Stimme der Alten, die durch Aruulas Hirnwindungen wisperte. Jedes Wort, das Wudans Auge gesprochen hatte, war ihr plötzlich wieder gegenwärtig.
    Habe ich dich jemals in die Irre geschickt?
    » Zu Maddrax hast du mich geschickt.« Was sich für einen Außenstehenden wie ein Selbstgespräch anhören mochte, war in Wirklichkeit ein Streit mit der Stimme der Göttersprecherin.
    Der blonde Krieger ist damals nicht einfach aus dem Himmel gefallen – Wudan hat ihn dir geschickt, hast das vergessen?
    » Verschone mich mit Wudan – hat er nicht zugelassen, dass meine Mutter starb, als ich noch keine sechs Winter alt war?« Je länger sie redete, desto zorniger wurde sie und desto lauter. Ihr wurde nicht einmal bewusst, dass sie gegen Wudan sprach – eine ungeheure Blasphemie, die gegen alles stand, was Aruula bis heute ausmachte... ausgemacht hatte .
    Die Stimme in ihrem Schädel wollte noch immer keine Ruhe geben. Der dritte Weg ist das Boot , raunte sie. Es steht für die Königswürde.
    Aruula blieb abrupt stehen. Ihr wurde auf einmal klar, dass sie sich auf direktem Weg zum Prachtzelt befand. Warum hatte sie unbewusst diese Richtung eingeschlagen? Sie blickte in den Himmel: Die Halbmondsichel versank eben hinter den Baumwipfeln im Süden.
    Eine große Gefahr nähert sich der Erde , wisperte es unter ihrer Schädeldecke, schlimme Zeiten kommen auf sie und ihre Bewohner zu. Was um alles in der Welt hatte die Göttersprecherin damit gemeint? War das eine Weissagung gewesen? Oder einfach nur das Geplapper einer senilen Greisin?
    Die Alte hat nur versucht, mich zu beeinflussen, begehrte eine andere Stimme auf – ihre eigene Stimme? Sie klang so fremd in ihren Ohren, so... falsch.
    Aruula wurde unsicher. Sie versuchte sich an eine Weissagung von Wudans Auge zu erinnern, die nicht in Erfüllung gegangen waren. Keine einzige fiel ihr ein.
    Niemand schlägt es ungestraft aus, den Willen Wudans zu tun , raunte es in ihrem Kopf, und Angst ergriff Aruula. Was, wenn die Alte nun recht hatte? Lass dich vom wilden Wasser dorthin tragen, wo die Flüsse wieder zusammenströmen...
    »Ich tue, was ich will!«, zischte sie. »Ich gehe, wohin ich will!« Sie schnaubte verächtlich und stampfte weiter. »Das sind nichts als Traumgespinste!«
    Ein schmaler Pfad

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