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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Göttersprecherin sprach jetzt mit beschwörendem Unterton. »Steig ein und überlass dich den Fluten und der reißenden Strömung. Fliehe nicht nach rechts und links, sondern lass dich vom wilden Wasser an der Mauer vorbei dorthin tragen, wo die Flüsse wieder zusammenströmen.«
    Aruula schüttelte den Kopf. »Niemals«, flüsterte sie.
    »Eigensinniges Kind!« Die Göttersprecherin schüttelte lächelnd den Kopf, um ihre Augen jedoch spielte ein sorgenvoller Zug. »Denke über meine Worte nach. Waren sie dir denn nicht immer ein Pfad durch die Wildnis deines Lebens?«
    »Ich will nicht Königin sein, und diesen Kerl will ich nie mehr sehen! Wenn du wüsstest...«
    »Du redest wie eine dumme Jungfer!«, fuhr ihr die Göttersprecherin ins Wort. »Königin, wandernde Kriegerin oder Sklavin – was bedeutet das schon? Nichts! Wudans Wille jedoch bedeutet alles. Und auch wenn du es jetzt noch nicht verstehen kannst, glaube mir dennoch: Eine große Gefahr nähert sich der Erde und schlimme Zeiten kommen auf ihre Bewohner zu – auch auf dein Volk. Da braucht es eine starke Königin. Und da braucht es einen Krieger wie den blonden Feuervogelmann aus der Vergangenheit an der Seite dieser Königin.«
    »Wenn du wüsstest, wie er mit mir gesprochen hat!« Nur mit einem Ohr hörte Aruula noch zu. In ihren Gedanken saß sie wieder vor Maddrax’ Zelt, als sie zum letzten Mal versucht hatte, mit ihm zu sprechen. »Wenn du sein hartes Gesicht und seine kalten Augen gesehen hättest! Meinen Sohn hat er erschossen, und mich verurteilt er...« Sie brach in Tränen aus. »Ich wollte das nicht, ich habe Ann doch auch geliebt! Es war ein schrecklicher Unfall...« Tränen und Schluchzen erstickten ihre Stimme.
    »Ich weiß doch, Mädchen, ich weiß.« Wudans Auge rückte näher, nahm Aruulas Gesicht zwischen ihre verwelkten Hände und küsste sie auf die Stirn. »Es wird alles gut, glaube mir. Du musst nur tun, was ich dir sage. Du musst die Königswürde annehmen und Maddrax vergeben. Und auch wenn du es jetzt noch nicht verstehen kannst, sage ich dir: Das Schicksal der ganzen Welt hängt daran, dass du dem Traum gehorchst und beides tust. Denn es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Welt endgültig vor dem Abgrund steht, hörst du mich? Sie wird entweder untergehen oder aber gerettet werden, und was am Ende geschieht, das hängt ganz entscheidend von dir und dem Krieger aus der Vergangenheit ab. Steig also ins Königsboot, Aruula, überlass dich der Strömung und vertraue mir, dass sie dich zurück zu Maddrax trägt...«
    »Niemals!« Aruula machte sich los von ihr und sprang auf. Sie riss ihr Schwert aus dem Waldboden, als suchte sie einen Rettungsanker, an dem sie sich festhalten konnte und der ihr Kraft gab. »Er hat mich von sich gestoßen, wie eine stinkende Taratze! Ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet!«
    »Sprich nicht so!« Nun war es vorbei mit der Geduld der Göttersprecherin, auch sie wurde jetzt laut. »Bedenke: Du beschimpfst auch mich und lästerst –«
    »Wäre ich auch dir nie begegnet!«, rief Aruula. Sie bückte sich nach ihrem Tornister und rannte davon.
    »Unglück über dich, wenn du nicht hörst!«, rief die Göttersprecherin hinter ihr her. »Der Tod durch das Schwert wird dich treffen...!«
    Aruula hörte nicht mehr zu. Sie lief in die Ruinen und in den Wald hinein. Sie lief, bis Trauer und Erschöpfung sie überwältigten. In einem Farnfeld warf sie sich nieder und weinte.
    ***
    Zwei Tage später kam gegen Mittag Land in Sicht. Die Dreizehn Inseln. Grao’sil’aana nahm seine Daa’muren­gestalt wieder an und schwamm neben dem Boot her. »Du schuldest mir Dank«, sagte er zu Evaluuna. »Ist es so, oder nicht?« Sie nickte. Offenbar war ihr ein Restbewusstsein geblieben. Vielleicht würde sie sich doch wieder erholen von ihrem Nervenschock, wer wusste das schon?
    »Mein Dank sei, dass du niemandem verrätst, was ich getan habe«, sagte Grao’sil’aana. Er hatte sich über den Bootsrand gestemmt und sich an ihr Gesicht gebeugt; langsam sprach er und sehr deutlich. »Niemand auf den Dreizehn Inseln darf erfahren, dass ich in dieser Gestalt, die jetzt neben dir herschwimmt, gegen den Izeekepir und die Jäger gekämpft habe. Versprichst du mir das?« Sie nickte stumm.
    Grao kletterte ins Boot, nahm die Gestalt Hermons samt seiner Kleidung an und griff nach zwei Rudern.
    Eine Stunde später sah er eine einsame Gestalt am Strand sitzen, einen dürren Jungen mit langem schwarzen Haar. Der Knabe sprang

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