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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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sie sich zur Seite und flüchtete durch die noch immer offen stehende Schleusentür.
    Tränen verschleierten ihre Sicht, während sie schluchzend zurück in den Dschungel rannte. Hinter sich hörte sie den Mann brüllen, von dem sie gedacht hatte, er wäre ein attraktiver Bettgenosse. Was für ein Albtraum hatte sich daraus entwickelt! Wenn sie nur rechtzeitig die anderen erreichte, ließ er sie vielleicht in Ruhe...
    Farne und Äste schlugen ihr entgegen. Ihr Oberteil hatte Matt zerrissen, es baumelte nur noch an einem Träger von ihren Schultern, verdeckte nichts mehr. Sie achtete nicht mehr auf den Weg, trat gegen Lumofungis, die zerplatzten und ihre Leuchtflüssigkeit verspritzten wie Farbbeutel.
    Sie wusste nicht, wie lange sie für die Strecke gebraucht hatte, aber schließlich hatte sie es geschafft.
    Sie ging auf die Knie. Vor Anstrengung musste sie sich übergeben. Xij und einige Bunkerbewohner eilten zu ihr, bedrängten sie mit Fragen, was passiert sei. Sie stammelte nur vor sich hin, aber jeder sah die Blutergüsse, die bereits auf ihrer hellen Haut erblühten. Niemand hatte einen Zweifel daran, woher sie rührten. Niemand außer Xij, wahrscheinlich.
    Matthew Drax war ihr gefolgt und kam nun ebenfalls aus dem Dschungel. Schwer atmend stand er am Übergang zur Grünzone der Grotta und sah sich einer Horde wütender Bunkerbewohner gegenüber, die ihn am liebsten an Ort und Stelle gelyncht hätten. Aber niemand traute sich, ihm offen entgegenzutreten.
    Doch das war auch gar nicht nötig. Offenbar hatte der Mann eingesehen, dass er so nicht zum Ziel kam.
    »Du da... Xij!«, schnarrte er. »Steig in den Panzer und verlass die Höhle. Sofort!«
    Die junge Frau, sie sich gerade Vannas Wunden besehen hatte, stand auf. »Matt, was ist passiert?«
    »Die Zeit, Xij, das ist passiert! Sie kennt keine Gnade! Und nun steig in den verdammten Panzer!« Matts Gesicht war von Wut verzerrt. »Los!«
    Xij wusste nicht, was sie tun sollte. Matts Worte ergaben keinen Sinn; er war völlig von der Rolle. Er wedelte mit den Armen, kam auf sie zu, drückte ihr seine Kleidung in die Hände und scheuchte sie mit einem groben Stoß in Richtung des Amphibienpanzers.
    Sie tat, was er verlangte; was blieb ihr auch übrig? Die Leute ringsum sahen so aus, als würden sie jeden Moment zum wütenden Mob mutieren, und sie würde ihnen nichts entgegensetzen können. Sie fühlte sich so schlapp, dass sie befürchtete, jeden Moment zusammenzuklappen. An Verteidigung war nicht zu denken.
    Den Quarantänetunnel hatte sie schon gestern gelöst, als sie im Panzer nach Matt gesucht hatte. Jetzt gab sie den Code ein, wartete, bis der Lukendeckel zurückgeklappt war, und stieg die Sprossenleiter hinab.
    Matt blieb derweil wie angewurzelt stehen. Er wartete ab, bis PROTOs Systeme so weit hochgefahren waren, dass Xij den Panzer ins Wasser zurücklenken konnte. Während das Gefährt langsam versank, sprang Matt in das Becken und schwamm zur Transportqualle zurück.
    Bevor er in ihr verschwand, sah er noch einmal zu Vanna hinüber, und ein hässliches Grinsen kerbte sich um seinen Mund. »Ihr werdet euch noch wünschen, ihr hättet mich hier behalten«, sagte er. »Sie werden keine Gnade kennen.«
    Dann tauchte er ab.
    Es war das Letzte, was Vanna von ihm sah.
    Bis er sie bald darauf, Nacht für Nacht, in ihren Albträumen wiederfand...
    ***
    An Bord der Transportqualle herrschte Schweigen.
    Wie Matt es angeordnet hatte – nicht angeordnet; befohlen! , dachte Xij –, war sie mit PROTO an der Küste an Land gefahren, wo Matt den Amphibienpanzer in einem nahe gelegenen Waldstück versteckt hatte. Xij konnte es immer noch nicht glauben: Er hatte junge Bäume mitsamt der Wurzeln ausgerissen und sie rund um das Gefährt wieder in den Boden gerammt. Die Kraftverstärker des Kampfanzugs machten es möglich.
    Für Xij, die ob des Verhaltens ihres Begleiters immer besorgter wurde, war es ein schwerer Abschied. PROTO war so etwas wie ihre Heimat geworden, seit sie mit Matt und Aruula von der britanischen Ostküste aufgebrochen war. Der Panzer hatte ihr Schutz und Geborgenheit geboten, und gerade diese Gefühle vermisste sie schon jetzt.
    Aber es gab keinen anderen Weg nach Gilam’esh’gad als mit der Transportqualle. Und nur dort bestand noch Hoffnung, ihr Leben zu retten.
    Beinahe lautlos glitt die Qualle nur wenige Meter über dem Meeresboden dahin. Matt bediente das bionetische Transportmittel. Er wusste, wie man es steuerte, auch wenn er von Zeit zu Zeit

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