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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Boden und tiefhängende finstere Regenwolken, die es sicher gleich fallen lassen würden. Maddrax saß entspannt neben ihr auf dem Fahrersitz. Routiniert und ohne Probleme hatte er den Panzer auf dem Meeresboden zwischen Calais und Dover durch den Kanal pilotiert. Überhaupt war die ganze zweiwöchige Reise, seit sie von einer hydritischen Transportqualle an der italienischen Küste abgesetzt worden waren, wo PROTO unentdeckt verborgen stand, weitgehend eintönig verlaufen – sah man von Xijs aufgewühlter Gedankenwelt ab.
    Matthew Drax drehte den Kopf und grinste seine »runderneuerte« Reisegefährtin, die der alten Xij bis aufs Haar glich. »So, geschafft. Der Rest wird ein Kinderspiel. Eigentlich hätte ich gedacht, dass du dich mehr freust. Erst drängst du darauf, nach Schottland zu kommen, und nun schaust du seit Stunden stur geradeaus und sagst nichts.«
    Xij war das Gespräch im Moment unangenehm. Sie wollte sich viel lieber ihren Plänen widmen – von denen Matt keine Ahnung hatte. Sonst hätte er sie kaum hierher gebracht.
    »Ich fühle mich einfach noch nicht ganz zuhause in meinem neuen Körper«, log sie. »Das dauert anscheinend doch etwas länger als gedacht. Bis dahin musst du Geduld mit mir haben.«
    In Wahrheit spürte Xij Hamlet in ihrem Klonkörper, in den ihr Geist vor fast einem Monat umgezogen war, nicht den geringsten Unterschied zu ihrer alten Hülle, die den inneren Verletzungen durch Kristallsplitter erlegen war. [2] Nach der zweiwöchigen Rekonvaleszenz hatte sie Matt regelrecht genervt, mit ihr nach Schottland zu reisen, vorgeblich, weil sie unbedingt Rulfan wiedersehen wollte, dessen Kind mit Myrial inzwischen bereits geboren sein musste.
    Matt, der nach dem tragischen Tod seiner kleinen Tochter Ann nicht unbedingt die Gesellschaft glücklicher Eltern suchte, hatte schließlich nachgegeben.
    »Nervensäge. Aber wer weiß, wozu es gut ist. Ich wollte mir ohnehin Steintriebs Hausstand, die er zu Rulfan Hort des Wissens beisteuert, einmal genauer anschauen; vielleicht verbirgt sich darin ja eine Waffe gegen den Streiter...«
    Xij hatte keine Gewissensbisse, Matt über ihre wahren Absichten im Dunkeln zu lassen; dazu war ihr Vorhaben einfach zu wichtig.
    Draußen begann es wie aus Kübeln zu schütten; typisch englisches Wetter. Doch Xijs Gedanken wanderten wieder ins sonnige Venedig des 13. Jahrhunderts – und zu einem ihrer früheren Leben...
    Es war Karneval. Francesca Totti stand im prachtvollen Innenhof des Palazzo Ducale, zusammen mit anderen Männern und Frauen. Sie alle trugen prachtvolle, bodenlange Gewänder und zum Teil verschwenderisch verzierte Masken und tanzten zur Musik der Spielleute miteinander.
    Ein Fremder betrat den Hof. Ein Asiat. Er trug keine Maske und fiel deswegen sofort auf. Francesca hatte schon von den Menschen mit den geschlitzten Augen gehört, die in einem fernen Land lebten. Handelsexpeditionen brachten Kunde von ihnen. Leibhaftig gesehen hatte sie noch keinen. Sie war fasziniert von ihm.
    Vor einem großen Brunnen verhielt der Fremde seinen Schritt. Francesca merkte sofort, dass sein Interesse ihr galt. »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Ich bin Francesca. Und wer seid Ihr?«
    »Ich heiße Chan und komme aus einem fernen Land.«
    Sie trat näher und schaute ihm direkt in die Augen. Ihr Geruch nach Parfüm und leichtem Schweiß schien ihn zu betören und sein Verlangen zu schüren.
    Francesca lächelte. Sie hatte gehört, dass Asiaten Meister der Selbstbeherrschung waren. Ob das wirklich stimmte? Es würde sicher ein äußerst amüsantes Spiel werden, das herauszufinden. »Ihr seid interessant, Chan. Kommt, geht ein wenig mit mir spazieren. Ich möchte alles über Euch und das Land, aus dem Ihr kommt, erfahren.«
    Francesca führte Chan durch prächtige Gärten und er erzählte von Tibet. Sie hörte ihm interessiert zu, sorgte aber selbst dafür, dass sein Redefluss immer wieder ins Stocken kam. Mal berührte sie ihn wie unabsichtlich, mal bückte sie sich so, dass er tiefe Einblicke in ihr Dekolletee bekam. Und immer lachte sie neckisch dabei.
    Chan hielt es sichtlich kaum noch aus, aber er beherrschte sich bewundernswert. Ein Italiener wäre dazu längst nicht mehr in der Lage gewesen. Als sie an einem kleinen Gartenhäuschen vorbei kamen, bückte sie sich tief nach einigen Gänseblümchen.
    Chan stieß ein Ächzen aus. In diesem Moment brachen alle Dämme. Er packte Francesca und drängte sie ins schattige Innere des Gartenhauses. Dort warf er sie zu

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