307 - Späte Vergeltung
rechten Seite schauten zum vor ihm liegenden Ende, die auf der linken zum anderen hin. Fungierten sie als Wegweiser?
Er entschied sich für die Richtung, von der er glaubte, dass sie tiefer in die Festung führte. So kam er tatsächlich voran. Kurze Zeit später bewegte er sich zwei Stockwerke tiefer im Bauch von Eibrex. Immer häufiger begegnete er Erleuchteten in hellgrünen, roten und dunkelblauen Gewändern. Sie schienen rangmäßig allesamt unter Bruder Zing zu stehen. Wahrscheinlich war die Farbe Gelb ausschließlich Erleuchteten des Inneren Kreises vorbehalten.
Plötzlich strandete der Eindringling an einer weiteren Barriere. Auch hier gab es, vor einer schweren Stahltür aufgebaut, eine brusthohe Säule mit Bedienkonsole. Gelbe Lämpchen leuchteten darauf. Hintereinander blinkend, fuhren sie ständig ein exaktes Quadrat ab.
Der Eindringling trat ohne zu zögern an den Scanner heran. Er nestelte den abgeschnittenen Finger hervor und drückte die Kuppe auf die Glasfläche innerhalb des gelben Wanderlichts. Einen ewig langen Moment tat sich nichts. Dann sprang das Licht auf Blau. Ein schabendes Geräusch ertönte. Der falsche Erleuchtete zuckte unwillkürlich zusammen. Doch als er sah, dass sich die beiden Flügel des Stahltors nach außen öffneten, beruhigte er sich wieder und trat in die Schleuse, die das Tor freigegeben hatte. Triumph wallte in ihm hoch.
Sein nächster Schritt löste eine Sirene aus. Nervtötend schrill tönte sie und sang ihr Lied in an- und abschwellendem Ton. Geistesgegenwärtig sprang er nach vorn aus der Schleuse, ließ den abgetrennten Finger fallen und ging in Kampfstellung.
Er stand in einem größeren Raum, in dem an drei Seiten hölzerne, schon halb verrottete Sitzbänke angeschraubt waren. Dahinter befanden sich zum Teil offen stehende Schränke. Hinter einem Durchgang glaubte er einen gekachelten Raum mit einem eingelassenen Becken zu erkennen.
Linker Hand flog eine Tür auf. Fünf mit Schwertern bewaffnete Sooldschers stürmten in den Raum. Zwei davon hatten sogar Pistools im Gürtel stecken. Sie alle waren in schwarze Seidenroben gekleidet. Bei dreien klafften sie vorne auf, da ihre Träger beträchtlich Fett angesetzt hatten.
Als sie des Gelbgewandeten ansichtig wurden, zögerten sie allerdings. Unsicher drehten sie ihre Köpfe zum Kommandierenden hin, der hinter ihnen aus der Tür trat.
Bei ihm handelte es sich ebenfalls um einen Erleuchteten, der den siebzigsten Jahreslauf wohl schon überschritten hatte. Es war der Erste in braunem Gewand, den der Eindringling sah.
»Ah, du bist es, Bruder Zing«, sagte der Kommandierende mit hoher Stimme und kam damit tatsächlich gegen das Heulen an. Er holte eine Art Kästchen unter seinem Gewand hervor und drückte einen Knopf. Sofort verstummte das Geheul.
»Entschuldige, Bruder Zing, wenn deine Ohren beleidigt wurden. Irgendetwas scheint mit der Tekknik nicht in Ordnung zu sein. Sie ist eben auch in die Jahre gekommen, so wie wir.« Er lächelte flüchtig. »Ich lasse einen Mechaa...«
»Das ist nicht Bruder Zing!«, unterbrach ihn einer der Sooldschers.
Geistesgegenwärtig sprang der Eindringling vor, direkt auf den Sooldscher zu, der die Wahrheit erkannt hatte. Der Mann riss verblüfft die Augen auf. Da sauste bereits die ausgestreckte Hand des Angreifers heran. Es gab einen dumpfen Laut, als sie gegen seinen Hals klatschte. Der Mann röchelte, griff nach seiner Kehle, verdrehte die Augen und brach zusammen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Angreifer längst in einer blitzschnellen, fließenden Bewegung um den Mann herum bewegt und dem dahinter Stehenden einen Ellbogen gegen die Schläfe gerammt. Lautlos sank auch dieser Sooldscher in sich zusammen. Die beiden Pistool-Träger waren damit ausgeschaltet.
Ein Schwert raste auf Halshöhe heran. Der Angreifer duckte sich geistesgegenwärtig ab und die Klinge sauste haarscharf über seine Glatze hinweg. Den Sooldscher, der das Schwert führte, riss der Schwung nach vorn. Während er in einen Fußtritt des Angreifers taumelte, kassierte dieser von anderer Seite einen Schwerthieb in die Hüfte.
Der Getroffene zuckte zusammen. Er verzog das Gesicht und hörte gleichzeitig einen triumphierenden Schrei. Der Sooldscher machte den Fehler, sich bereits als Sieger zu fühlen. Als er nachsetzte, lief er direkt in eine betäubende Spraywolke. Auch er sank zu Boden.
Der letzte verbliebene Sooldscher starrte den Angreifer aus weit aufgerissenen Augen an. Er zitterte und wusste nicht
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