307 - Späte Vergeltung
Moment entschuldigen. Wir müssen unbedingt das Dach dicht bekommen, bevor es zu schneien anfängt. In den nächsten Tagen schaut hier hoher Besuch vorbei, da soll so viel wie möglich vom Hort des Wissens fertig sein.« Er drehte sich um und machte sich wieder an die Arbeit.
»Rulfan hat dir wohl immer noch nicht verziehen, wie du mit Aruula umgesprungen bist«, flüsterte Xij.
Matt machte eine abwehrende Handbewegung, erwiderte aber nichts darauf. Wer wohl dieser »hohe Besuch« war? Vermutlich Jed Stuart. Matt wünschte sich, auch ihn wiederzusehen.
Gleich darauf stand Myrial vor ihnen. Die junge Frau mit der bleichen Haut strahlte sie an. Sie hatte ihr schulterlanges Haar dunkelblau gefärbt und von der Schwangerschaft noch einige Pfunde mehr als üblich auf den Rippen. Die Burgherrin stellte das Tablett mit drei Krügen Shiipmilch und drei Krügen Uisge auf den Boden und umarmte Matt und Xij sehr viel herzlicher, als Rulfan es getan hatte.
»Wo hast du deinen Nachwuchs versteckt?«, fragte Xij Hamlet.
Myrial lachte glücklich. »Meine Mum hat den Kleinen gerade ins Bett gebracht. Sie ist ganz verrückt nach ihm. Ich stelle euch Leonard Pellam nachher vor, wenn er wieder wach ist...« Schlagartig verdüsterte sich ihr Gesicht. »Entschuldige, Maddrax. Ich hoffe, ich verletze dich damit nicht. Ich... habe gehört, was passiert ist. Mein herzliches Beileid.«
»Danke. Schon gut, mach dir keine Gedanken. Du hast den Kleinen nach seinen Großvätern benannt?«
»Ja. Sie haben es beide verdient.«
Bei dieser Gelegenheit erfuhren die Neuankömmlinge auch gleich, dass Sir Leonard Gabriel, Rulfans Vater, zusammen mit einigen anderen Männern im Land unterwegs war, um Retrologen aufzusuchen und für Rulfans Projekt zu begeistern.
Nach dem Essen ging Matthew hinaus. Xij folgte ihm kurze Zeit später. Sie fand ihn ins Gespräch mit Meinhart Steintrieb vertieft. Der Erfinder, der beim Kampf gegen den ZERSTÖRER seinen langen, vielfach geflochtenen Bart und seine Haarpracht eingebüßt hatte und dessen schwere Brandwunden noch immer nicht komplett abgeheilt waren, versuchte nebenbei, ein neues Rotorblatt an den Modellhelikopter zu schrauben. Xij hörte, dass Steintrieb von einem weitreichenden Funkgerät erzählte, das er im Moment entwickelte.
»Sofern mich diese kleine Nervensäge zwischendurch mal in Ruhe lässt«, sagte er und blickte mit vergnügt funkelnden Schweinsäuglein zu Turner hinüber, der sich ein Stück entfernt herumtrieb. »Wenn’s nach dem ginge, müsste ich den lieben langen Tag nur am ›Apache‹ rumschrauben. Geht aber nicht. Will ich auch nicht. Das Funkgerät ist genauso wichtig, sag ich mal. Wenn’s fertig ist, werden wir’s in einem neuen Ein-Mann-Luftschiff testen, das grad gebaut wird. Bin schon echt gespannt drauf.«
Matt lenkte das Gespräch in Richtung Streiter. Er wollte den Erfinder überzeugen, alle Energie in die Entwicklung einer Waffe gegen diese fürchterliche kosmische Entität zu stecken, von der er glaubte, dass sie auf dem Weg zur Erde war, stieß aber bestenfalls auf höfliche Anteilnahme.
»Nimm’s mir nicht übel, Mann«, sagte Steintrieb, »aber diese ganze Streiter-Chose ist mir zu unsicher. Wenn er überhaupt kommt, wann wird das sein? Morgen? In hundert Jahren? Oder in tausend?«
Darauf konnte Matt nichts antworten. Er wusste selbst, dass für den Streiter ganz andere Zeitmaße galten, den ungeheuren Entfernungen im All geschuldet. Es konnte sogar noch länger dauern – oder aber eben nur noch Tage oder Wochen.
Kurze Zeit später kam Nimuee, die Arfaar-Priesterin, auf einem Horsay vorbei. Jed Stuarts Gefährtin freute sich ebenfalls über die unverhofften Gäste und trank einen Kafi mit ihnen.
»Wo hast du Jed gelassen?«, fragte der Mann aus der Vergangenheit.
Nimuees wunderschönes Gesicht, das von langem schwarzen Haar umrahmt wurde, verdüsterte sich. Ein unsicherer Blick aus ihren geheimnisvoll schimmernden grünen Augen traf Matt. »Jed meidet Canduly Castle momentan.«
»Warum denn das?« Matt zog erstaunt die rechte Augenbraue hoch.
»Na ja, Rulfan ist sauer, weil Jed ihm nicht bei der Rückeroberung der Burg von den Exekutoren geholfen hat.«
Matt nickte. Myrial hatte ihm davon erzählt.
»Rulfan will einfach nicht einsehen, dass Jed nicht anders konnte. Ihm waren die Hände gebunden, denn er war der festen Ansicht, dass die Exekutoren mich als Geisel in der Hand hatten.«
»Aber das hatten sie nicht?«, schlussfolgerte Matt.
»Ja und
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