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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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vertrauen.«
    Juneedas Augen glühten. Ihr Ton klang hart und anklagend. »Vertrauen? Du musst zugeben, dass es sehr schwer fällt, Aruula noch zu vertrauen. Sie lauscht nicht mehr und zieht sich immer mehr von uns zurück. Ihre Entscheidungen sind einsam.«
    Sichtlich verlegen berührte Arjeela den Gürtel, an dem ihr Dolch hing, und umschloss den Knauf. Es war der Jüngeren deutlich anzusehen, dass die Worte Juneedas sie verunsicherten und sie ihre Königin gern verteidigen wollte. »Du übertreibst. Aruulas Reaktion ist nachvollziehbar. Sie ist gebrochen wegen Maddrax. Der Mann aus der Vergangenheit war ihre von Wudan selbst gegebene Lebensaufgabe, und nun sind sie getrennt. Um das zu überwinden, braucht sie eben mehr Zeit.«
    Tumaara kam in den Sinn, was sie alle sicher schon einmal gedacht hatten, ohne es auszusprechen: Sollte man nicht in Aruulas Geist lauschen , um herauszufinden, was in ihr vorging? Im gleichen Moment verwarf sie den lästerlichen Gedanken auch schon wieder. Es war das oberste Gebot der Frauen der Dreizehn Inseln, keine ihrer Schwestern ohne deren Einverständnis zu belauschen . Aruula würde es bemerken, und ein sofortiger Ausschluss aus der Gemeinschaft wäre die Folge gewesen.
    Tumaara wandte sich an Juneeda. »Du hast uns nicht ohne Grund in Aruulas Abwesenheit bestellt, Priesterin. Und auch nicht, um uns zu sagen, was wir bereits wissen. Was willst du uns erzählen?«
    Juneeda senkte die Stimme. »Ihr wisst, dass die Jägerin Nadeene von einem Nordmann getötet wurde. Aber ihr wisst nicht, wo sie sich zuvor aufhielt.«
    »Sprich nicht so umständlich.« Tumaara verlor die Geduld. Aruula hatte ihr so viel Gutes getan in der Vergangenheit, und jede Minute, die sie mit der Priesterin sprach, erschien ihr der Verrat an der Königin und Freundin größer.
    Juneeda atmete tief ein und strich ihr langes Zeremoniengewand glatt, als suchte sie nach Halt. Dann griff sie an ihre Seite und löste ein Horn von ihrem breiten Gürtel. »Dieses Horn habe ich nahe der Stelle gefunden, an der Aruula ihren Meditationsplatz hat.«
    Tumaara fühlte Ärger in sich aufsteigen. »Du spionierst ihr nach?«
    »Ich sorge mich um sie«, verteidigte sich Juneeda.
    »Aber worauf willst du hinaus?« Arjeela sah verwirrt und ratlos aus. »Was hat Aruula mit dem Horn zu tun?«
    »Zunächst einmal nichts«, gab Juneeda zu. »Aber ist es nicht sonderbar, dass Nadeene nicht weit von dem Platz, an dem sich Aruula befand, von einem Nordmann überrascht wurde?«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen«, fuhr Arjeela auf. »Vielleicht hat sie es dort nur verloren!«
    »Verloren? Ihr Signalhorn?« Juneeda schüttelte den Kopf. »Das glaubst du doch selbst nicht. Zumal die Spuren dort auf einen Kampf hindeuten, und auf eine wilde Flucht.«
    Arjeela gab nicht auf. »Hätte es einen Kampf gegeben, hätte Aruula eingegriffen und Nadeene geholfen!«
    »Das ist eben die Frage«, erwiderte die Priesterin. »Warum hat sie es nicht getan? Der Kampf lief gewiss nicht lautlos ab.«
    Tumaara runzelte die Stirn. »Vielleicht stand der Wind ungünstig, oder die Königin war in einer tiefen Trance.«
    Arjeela nickte heftig. »Bestimmt. Ich denke auch nicht, dass es etwas zu bedeuten hat. Natürlich hätte Aruula eingegriffen, wenn sie es bemerkt hätte.«
    Langsam trat Tumaara vor und berührte das Horn, das Juneeda in der Hand hielt. »Du glaubst nicht wirklich, dass Aruula eine Verräterin ist. Das nehme ich dir nicht ab. Worum geht es dir?«
    Juneeda senkte den Kopf. Tumaara fiel auf, wie alt sie plötzlich wirkte. Die Priesterin war immer schön gewesen, trotz der Silberfäden in ihrem dunkelroten Haar. Doch an diesem Tag wirkte sie welk und schwach. Ihr schmales Gesicht erschien hager. Tiefe Falten furchten ihre Stirn. Die sonst so entschlossene Stimme klang brüchig.
    »Vielleicht hätte ich Aruula nicht zwingen sollen, Königin zu werden«, sagte sie. »Sie hat sich verändert, seitdem sie uns regiert. Zwar ist sie freundlich und fügt sich den Gesetzen und Bräuchen, aber sie lässt sich auf kein privates Gespräch ein. Eine unsichtbare Wand steht zwischen uns, die ich nicht zu überwinden vermag. Ich vermute, weil ich ihr die Bürde der Königskrone aufgeladen habe.«
    Arjeela berührte Juneedas Schulter. »Nein. Lusaana wollte es so. Unsere alte Königin hat vor ihrem Tod gewählt, wie es Brauch ist, und Wudan sprach durch sie. Wudan hat Aruula gekrönt, noch ehe sie geboren wurde. Vergiss das nicht. Und vergiss auch nicht die

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