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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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auch nicht? Was hatte er mit Politik zu tun? Er ging seiner Arbeit im Büro nach, vergnügte sich abends, trieb ab und zu Sport, ja: Er lebte wie ein ganz normaler Marsianer. Er besaß keinerlei Ambitionen, die Welt verbessern zu wollen, und solange man ihn sein Leben so führen ließ, wie er es gewohnt war, wollte er’s zufrieden sein und ein paar Veränderungen hinnehmen. Das würde schon alles eines Tages wieder ins Lot kommen.
    Hatten nicht die Gründer einst den Mars lebenswert gemacht und aus dem Nichts heraus diese Zivilisation gegründet? In den Jahrhunderten war es immer wieder zu Problemen und Konflikten gekommen, doch eines Tages hatten sich der Rote Planet und seine neuen Bewohner miteinander arrangiert, und auch die Menschen untereinander – schließlich gab es davon zwei verschiedene Sorten, die im Wald und die in der Stadt – hatten zu einem Konsens gefunden.
    Bis zu den Anschlägen. George Ramoz konnte sich nicht erklären, was einen Menschen dazu trieb, eine Bombe zu zünden, um möglichst viele Leben auszulöschen. Und als Ziel ausgerechnet noch die verehrte Präsidentin auszuwählen! Kein Wunder, dass ihr Ehemann hart durchgriff; so etwas durfte niemals wieder geschehen.
    Immerhin war der Aufstand niedergeschlagen worden und die Lage beruhigte sich. Wie viele andere Marsianer zündete George jeden Abend eine Kerze an und stellte sie ans Fenster, um seiner Hoffnung Ausdruck zu geben, dass die Präsidentin wieder zu sich käme und gesund würde. Damit die Ordnung auf dem Mars wiederhergestellt wäre und alles so wie früher.
    »He!«
    George zuckte zusammen; er war so versunken gewesen in seinen Gedanken, dass er mit jemandem zusammengestoßen war.
    »Verzeihung, ich habe Sie nicht gesehen...«, entschuldigte er sich.
    »Kein Wunder«, brummte der andere. »Die Tage werden immer dunkler.« Er eilte weiter, und George sah ihm verwirrt nach.
    Dann schaute er hoch zum Himmel. Das war wirklich seltsam, zu dieser Zeit sollte er eher hell orangefarben sein. An den Rändern des Horizonts stimmte das auch, doch die Sonne  ...so hatte er sie bei klarer Atmosphäre noch nie gesehen. Als wäre ein Filter vor sie geschoben worden, wirkte sie weiter entfernt denn je. Und der Himmel, obwohl wolkenlos, hing schwer herab.
    George bekam ein beklemmendes Gefühl, während er nach oben starrte. So bedrückend wirkte der Himmel normalerweise nur, wenn ein Sandsturm nahte, in der berüchtigten Ruhe davor.
    Georges Blick schweifte zu einem großformatigen Holobild an einer Häuserwand, das zwischen Werbeeinblendungen den Wetter- und Verkehrsbericht brachte. Alles in Ordnung, es wurde sogar ein Hoch angekündigt.
    Also war er nur wieder einmal überempfindlich, entschied George und zwang sich, nicht mehr nach oben zu sehen. Der Streit mit Ella gestern hing ihm noch nach, und dass sie ihn zum dritten Mal in diesem Jahr verlassen hatte. Er hatte geglaubt, sich daran gewöhnt zu haben, aber das war wohl eine Illusion gewesen, wenn er sich jetzt derart anstellte und die Sandflöhe husten hörte. Nicht die Sonne war verhangen, sondern sein Gemüt!
    Deshalb wurde es Zeit, dass er ins Zentrum und zu seiner Verabredung kam: ein Essen im renommierten »Cesare’s«, das sich rühmte, Gerichte nach historischen irdischen Rezepten, speziell aus dem ehemaligen Italien, zu kreieren. Ob das nun stimmte, war dahingestellt – Hauptsache, es schmeckte köstlich.
    Die anderen waren schon da – Lamiri Braxton, die stets gut gelaunte Ingenieurin mit ihren raspelkurzen Haaren und dem nie stillstehenden roten Mund, Georges Freund und Kollege Marten aus demselben Haus, und die Unabhängigen Baxter und Lauren, zwei Studienkollegen, die immer gut im Bilde über alles waren – vor allem, wo die beste Party ablief.
    Sie begrüßten ihn mit den erwarteten Frotzeleien über seinen wiederholten Junggesellenstatus, und er musste zwei Drinks bestellen, um zu ihnen aufzuholen. Trotz der wie immer gelösten Stimmung konnte sich George des Eindrucks nicht erwehren, dass die Fröhlichkeit heute aufgesetzt wirkte. Die Blicke seiner Freunde schienen immer wieder ziellos durch den Raum zu irren, ab und zu hielten sie im Reden inne und kicherten, als hätten sie den Faden verloren. Gerade bei Lamiri fiel es auf, deren Stimme noch schriller wirkte als sonst.
    Schließlich fasste George sich ein Herz; er musste es wissen.
    »Sagt mal, ist euch die Veränderung am Himmel auch aufgefallen?« Völlig ohne Zusammenhang stellte er die Frage in den Raum, und die

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