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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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artig mit mir zur Burg und bringst mich zu ihm.«
    Myrial erbleichte. »Du willst Rulfan töten?«
    »Gut geraten!«, höhnte der Exekutor. »Dein Rulfan hat meine Kameraden auf dem Gewissen. Jetzt ist er an der Reihe. Abmarsch!«
    »Nein.« Myrials Stimme war nur ein Hauch. Panische Angst stand in ihren Augen, wusste sie doch, wozu Meister Chans Kreaturen fähig waren. Trotzdem schüttelte sie mutig den Kopf.
    Der Griff um ihre Kehle wurde enger. »Du wagst es, mir zu widersprechen?«, knurrte der Exekutor wütend. »Wenn ich deine Zunge nicht noch bräuchte, würde ich sie herausschneiden!« Er hielt inne. »Aber warte mal – es gibt ja ein paar Dinge an dir, auf die ich verzichten kann.«
    Blitzschnell packte er Myrials Umhang und riss ihn herunter. Sofort setzte er nach, zog ein Messer, schnitt ihr Kleid ein. Zweimal kräftig gezerrt, dann war die schöne Rothaarige entblößt.
    Myrial zitterte wie Espenlaub, als der Kerl mit der Messerspitze über ihre Brüste fuhr. Er malte ein unsichtbares Muster darauf; grinsend, glotzend. Jeden Moment konnte er zustechen. Oder schlimmer noch: schneiden! Todesangst lähmte die junge Frau, nahm ihr die Stimme. Ihre bebenden Lippen bewegten sich, ohne auch nur ein Flüstern abzugeben. Tränen rollten ihr über die Wangen.
    Dann, urplötzlich, schrie der Exekutor auf.
    ***
    Juefaan fürchtete sich sehr. Aber er hatte gute Lehrmeister auf den Dreizehn Inseln gehabt und wusste, dass man Gefühle nicht mit in den Kampf nehmen durfte. Sonst war man verloren.
    Er hatte Myrials Stimme erkannt und die Angst darin gehört. Juefaan konnte sich ausrechnen, dass die Zeit nicht reichen würde, um zur Burg zu laufen und Hilfe zu holen. Ihm blieb nur eine Möglichkeit, und die nahm er wahr, trotz seiner Angst.
    Er schlich sich in die Ruine und hielt auf dem Weg Ausschau nach etwas, das er als Waffe benutzen konnte. Eine Eisenstange, an eine Wand gelehnt, schien ihm geeignet, auch wenn er sie kaum heben konnte.
    Dann sah er den Angreifer, der mit seinem Messer Myrial bedrohte. Die Frau stand fast nackt da und der Fremde hatte nur noch Augen für sie. So konnte sich Juefaan lautlos von hinten an ihn heranschleichen.
    Er holte mit der Eisenstange aus – und schlug sie dem Kerl mit aller Kraft in die Kniekehlen. Der Mantelträger schrie auf, knickte ein und landete mit dem Hinterteil unsanft auf dem hartgefrorenen Boden.
    Aber dort saß er nicht lange. Schon stützte er sich ab, um wieder hochzukommen, und drehte sich dabei mit dem Oberkörper nach hinten, um den Angreifer ins Visier zu nehmen. In seiner Faust blitzte eine Messerklinge auf.
    Juefaan wartete nicht ab, bis sein Gegner zustach. Entschlossen schwang der Zehnjährige die Eisenstange hoch über seinen Kopf und ließ sie, so fest er konnte, auf den Schädel des Fremden niederkrachen.
    Zumindest wollte er das, aber wieder bewies der Mann seine Kämpfernatur. Gedankenschnell nahm er den Kopf zur Seite, sodass die Stange nur seine linke Schulter traf. Ein Schrei flog von seinen Lippen, aber er blieb bei Bewusstsein. Was schlecht war, sehr schlecht.
    Juefaan warf einen hastigen Blick auf Myrial. Bleich und starr stand sie da, völlig reglos. Warum half sie ihm denn nicht? Was sollte er jetzt tun? Die Stange schien Zentner zu wiegen und seine Kräfte waren fast verbraucht.
    Schon kämpfte sich der Fremde in die Höhe, blieb gebeugt stehen. »Ein Balg!«, ächzte er ungläubig. »Ein verfluchtes Balg!« Er warf sich nach vorn, versuchte Juefaan zu packen.
    Rulfans Sohn wich zurück. Der Angreifer wankte hinter ihm her – und wurde mit jedem Schritt sicherer auf den Beinen. Und schneller. »Na warte, du kleiner Scheißer! Dich hack ich in Stücke!«, schnarrte er. Dabei nestelte er an seinem Gürtel herum: Die kurzstielige Axt, die darin steckte, hatte sich verhakt. Er zerrte daran herum – und hielt sie in der Hand. Wütend holte er aus.
    Juefaan stockte der Atem. Sein Blick flog hin und her, entdeckte aber kein Versteck, keine Deckung, in die er fliehen konnte. Also wegrennen, so schnell wie möglich! Juefaan warf sich herum und stürmte los.
    Hinter ihm erklang ein Geräusch wie von einem Schlag, gepaart mit einem Knirschen. Dann ein Poltern, als etwas zu Boden fiel. Mehr geschah nicht, deshalb wagte Juefaan einen schnellen Blick zurück.
    Der Angreifer war stehen geblieben. Seine Hände waren leer, die Axt lag neben ihm, und er machte ein unglaublich verblüfftes Gesicht. Dann kippte er langsam nach vorn – und gab den Blick frei auf

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