313 - Der verlorene Pfad
ab. »Ach so. Die sind noch von der Hochzeit.«
Aruula blieb stehen wie vom Donner gerührt. »Du... du bist jetzt verheiratet ?«
»Äh... ja.« Einen Moment lang wirkte der Albino seltsam verlegen, fing sich aber wieder. »Seit dem letzten Neumond. So, da wären wir. Kommt herein, ihr beiden!«
***
Nachdem sie ihre Wintersachen abgelegt hatten, führte Rulfan seine Besucher durch die Eingangshalle und erzählte dabei ein wenig von der bewegten Geschichte der alten Burg. Juefaan hing an seinen Lippen. Aruula hingegen hörte nicht zu.
Verheiratet! Das Wort hallte in ihr nach – und es schmerzte irgendwie. Auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab.
Reiß dich zusammen!, befahl sie sich. Was hattest du denn erwartet? Dass er wie ein Einsiedler lebt? Außerdem geht dich das gar nichts an. Was mit Rulfan war, ist lange vorbei!
» Und hier ist meine Frau!«, verkündete der Albino stolz. »Myrial – das sind Aruula und Juefaan vom Volk der Dreizehn Inseln. Sie sind hier, weil sie Hilfe brauchen. Matt scheint mal wieder in Schwierigkeiten zu sein.«
»Aruula und ich kennen uns schon«, sagte Myrial und bedachte die Kriegerin mit einem ungewissen Blick. Spürte sie instinktiv die Verbundenheit zwischen ihr und ihrem Gatten? »Sie, Matt Drax und diese kleine Blonde...«
»Xij«, half Aruula aus.
»Richtig, Xij... sie kamen letztes Jahr auf dem Weg nach Osten hier vorbei. Davon hatte ich dir aber berichtet.« [6]
»Stimmt«, erinnerte sich Rulfan. »Ich war damals nach Guernsey unterwegs und hatte euch verpasst. Äh... wollst du unsere Gäste nicht hineinlassen?«
Myrial schien erst jetzt aufzufallen, dass sie mitten in der Tür zum Salon stand und sie damit blockierte. Jetzt lächelte sie und trat zur Seite. »Doch, sicher. Kommt herein. Herzlich willkommen in unserem Heim«, sagte die hübsche junge Frau mit dem kastanienroten Haar und betonte das ›unserem‹ auf eine Weise, dass es einem unaufmerksamen Zuhörer nicht aufgefallen wäre; Aruula registrierte es durchaus. Myrial entschuldigte sich: »Ich gehe mal schnell und bestelle Tee für uns alle.« Und verschwand in Richtung der Küche.
»Bitte auch eine heiße Milch mit Honig, die habe ich Juefaan versprochen!«, rief der Albino hinter ihr her. Er warf sich jungenhaft in einen Sessel und zeigte auf das Sofa gegenüber. »Setzt euch doch!« Als Aruula und Juefaan Platz genommen hatten, fuhr er fort: »Du glaubst also, dass Grao’sil’aana etwas im Schilde führt? Wie kann ich helfen?«
»Grao hat mich für Monde gefangen gehalten, um meinem Platz als Königin der Dreizehn Inseln einzunehmen«, rückte Aruula mit der schockierenden Neuigkeit heraus – und wurde gleich von Rulfan unterbrochen.
»Man hat dich also tatsächlich zur Königin gemacht?«, fragte er. »Heißt das, Lusaana...«
»… ist tot«, bestätigte Aruula. »Die Verletzung, die Xij ihr beibrachte, war zu schwer.« Sie hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: »Grao nutzte das aus, sperrte mich in eine Höhle und führte einen Krieg gegen die Nordmänner, um eine Frau der Dreizehn Inseln zu rächen, die er durch sie verloren hatte. Aber das alles kann ich dir später auch noch ausführlicher erzählen. Wichtig ist momentan, dass er auf dem Weg zum Flächenräumer ist, wo sich auch Maddrax aufhält.«
Rulfan hatte sich alarmiert nach vorne gebeugt. »Du vermutest, dass er einen Anschlag auf Matt plant?«
»Ich... bin mir nicht sicher«, gab Aruula zu. »Wenigstens nicht über den Zeitpunkt. Der Daa’mure hat gesagt, er wolle helfen, den Streiter zu vernichten, und irgendwie glaube ich ihm das auch. Schließlich geht es um das Schicksal der ganzen Welt. Aber danach...«
»Ich verstehe.« Rulfan nickte. Bevor er mehr sagen konnte, kam Myrial herein, ein Tablett mit vier Tassen in den Händen. Sie verteilte würzigen Brabeelentee und Milch mit Honig und setzte sich dann auf die Armlehne von Rulfans Sessel. Er legte zwanglos seinen Arm um sie.
Aruula ignorierte die Geste. Er ist ihr Mann; du hast keine Ansprüche mehr. Schon seit damals nicht, als Myrial schwanger von ihm wurde. Also reiß dich zusammen! Laut sagte sie: »Maddrax muss erfahren, dass Grao unterwegs ist! Lange war ich mir nicht sicher, ob er seinen Hass auf uns beide begraben hat, aber seit sein Wort brach und mich in der Höhle zurückließ, als er zum Südpol aufbrach, weiß ich, dass er sich nicht geändert hat. Bis es gelungen ist, den Streiter abzuwehren, wird er den selbstlosen Helfer spielen – um
Weitere Kostenlose Bücher