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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Myrial. Sie hielt die Hände noch erhoben, die gerade noch ein Messer umklammert hatten. Ihr Messer, das jetzt im Nacken des Fremden steckte.
    »Fahr zur Hölle, du widerliche Kreatur!«, sagte sie. Im nächsten Moment schlug der Mann schwer zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Myrial raffte die Reste ihrer Kleidung zusammen und bedeckte ihre Blöße, während Juefaan nur dastehen und starren konnte. Nicht auf sie, sondern auf den Toten zu seinen Füßen.
    »Das war knapp«, flüsterte Myrial, als befürchtete sie, den Angreifer wieder aufzuwecken, wenn sie zu laut sprach. »Du hast mir das Leben gerettet, Junge. Ich stehe tief in deiner Schuld. Wenn es irgendeinen Wunsch gibt, den ich dir erfüllen kann, sag es mir bitte.«
    ***
    » Das ist dein Wunsch?!« Myrial war wie vor den Kopf gestoßen.
    »Du hast es versprochen!«, erinnerte Juefaan sie.
    Sie befanden sich im Salon von Canduly Castle und wärmten sich bei Tee und heißer Milch auf. Die Wachen hatten sie entdeckt, als sie den halben Weg zum Burgtor hinter sich hatten, und waren hinausgeeilt, um sie in Empfang zu nehmen. Rulfan und Aruula waren verständigt worden und rasch zum Tor gekommen. Auch jetzt waren sie bei ihnen – und ziemlich perplex von der Äußerung des Jungen.
    »Ich will, dass Rulfan und Aruula losfliegen, um Maddrax zu retten«, wiederholte Juefaan. Und fügte – erstaunlich erwachsen für sein Alter – hinzu: »Ich glaube, du kannst ihnen vertrauen. Rulfan liebt dich doch.«
    Der Albino wäre glatt rot angelaufen, wenn er es gekonnt hätte. »Hör mal, Juefaan«, sagte er, »du musst das nicht für mich tun. Ich meine, wir kennen uns doch kaum.«
    »Was ihr schnellstens ändern solltet, wenn wir von der Reise zurück sind«, ließ sich Aruula vernehmen. Als Rulfan und Myrial erstaunt zu ihr hinsahen, atmete sie tief ein und fügte hinzu: »Schließlich steht ihr euch näher, als du ahnst, Rulfan.« Ihre Miene verriet, dass sie sich gerade eine große Last von der Seele redete.
    »Wie meinst du das?«, fragte das Ehepaar wie aus einem Mund.
    Aruula wies auf den Jungen. »Irgendwann musst du es ja erfahren: Juefaan ist dein Sohn, Rulfan.«
    Für Sekunden hätte man eine Emlotfeder fallen hören können. Der Raum selbst schien den Atem anzuhalten. Dann tönte Myrial: »Er ist... was ?«
    Aruula begann, die Sachlage zu erklären, doch nach wenigen Worten übernahm Rulfan.
    »Es war eine kurze Liaison mit der Priesterin Juneeda von den Dreizehn Inseln«, sagte er. Er trat zu Juefaan ans Sofa und ging vor ihm in die Hocke. »Ich habe deine Mutter damals, vor elf Jahren, wirklich geliebt, aber wir waren zu verschieden. Als ich weiterzog, ahnte ich nicht, dass sie mein Kind unter dem Herzen trug. Hätte ich es gewusst...« Er ließ offen, was er dann anders gemacht hätte. Vermutlich hätten er und Myrial sich nie getroffen.
    »Mutter hat nie schlecht von dir geredet«, sagte Juefaan und ergriff Rulfans Hände, die er ihm bot. »Deinen Namen hab ich erst vor kurzem erfahren. Ich... ich wollte dich einfach kennen lernen, deswegen bin ich hier. Wenn du mich nicht willst, werde ich wieder –«
    »Nein, sag doch so was nicht!«, fuhr ihm Rulfan dazwischen. »Natürlich will ich dich genauso kennen lernen, Juefaan!« Dann sah er zu Myrial hinüber, die wie verloren abseits stand. Seiner Stimme war anzumerken, wie angespannt er mit einem Mal war. »Wenn Myrial nichts dagegen hat, heißt das. Wenn sie mir verzeiht, dass ich damals...«
    Die junge rothaarige Frau trat zu den beiden. In ihrem Gesicht zeigten sich widerstrebende Gefühle, doch dann gab sie sich einen Ruck und setzte sich neben Juefaan auf das Möbel. Vielleicht wollte sie ihn nicht enttäuschen. Vielleicht hatte auch die Todesangst im Hangar etwas in ihr bewirkt. Ihre Stimme klang belegt, als sie sagte: »Es ist so lange her. Wir kannten uns noch nicht, und du hast nichts von deinem Sohn gewusst. Warum sollte ich böse mit dir sein?«
    Ihre Worte zauberten ein Strahlen auf Juefaans Gesicht. Er stellte die Tasse mit heißer Milch beiseite und fiel Myrial um den Hals. Erst schien sie zu versteinern, dann löste sie sich und erwiderte die Umarmung. Rulfan beugte sich vor und umschloss beide mit seinen langen Armen.
    Nun fühlte sich plötzlich Aruula wie das dritte Rad am Wakudakarren. Aber auch sie konnte angesichts der Situation nicht länger an alten Gefühlen festhalten. Wenn ich mich nicht irre, hat Rulfans Familie gerade Zuwachs bekommen, dachte sie und blinzelte eine Träne weg,

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