320 - Die Schlacht von Dapur
Seien wir froh, dass sie sich ruhig und willig verhalten, bis wir sie zu Kommandant Tuthaljia gebracht haben. Er und seine Zauberer sollen dann entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
Matt sah Xij an und dann Grao. Letzterer trug den Translator-Chip hinter seiner Stirn, hatte ihn mit seinem wandelbaren Körper in sich aufgenommen. Wenn sein Exemplar also ebenfalls in diese Zeit transportiert worden war, eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten: Der Daa’mure würde zumindest kleinere Gegenstände mit durch die Portale nehmen können!
Was die Chips übersetzten, klang dagegen gar nicht hoffnungsvoll: Man hielt sie für Besucher aus der Unterwelt, und nur der Respekt vor den mutmaßlichen Dämonen hielt die Krieger bislang davon ab, kurzen Prozess mit ihnen zu machen.
Aus dem Gespräch hatte er einen weiteren Fakt erfahren: Nicht ihr Rütteln an der Tür hatte die Wächter alarmiert, sondern bereits zuvor das kurze Beben. Daraus ließ sich zumindest eine Theorie ableiten: Wenn die Einheimischen einen Erdstoß mit dem Erscheinen einer Zeitblase in Zusammenhang brachten und ihr sogar einen Namen gegeben hatten, war sie nicht zum ersten Mal hier entstanden – und hoffentlich auch nicht zum letzten Mal.
Ein instabiles Tor?, überlegte Matt. Eines, das... flackert? Ein anderer Vergleich fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Dann haben wir doch noch eine Chance, von hier wegzukommen.
Die vorausgehenden Soldaten stießen eine weitere Holztür auf. Grelles Sonnenlicht flutete herein. Matt und Xij kniffen die Augen zusammen. Als sie ins Freie gestoßen wurden, kam ihnen auch noch die Hitze wie eine Wand entgegen. Bestes Daa’muren-Wetter also. Grao hatte recht behalten.
Den Gefangenen bot sich ein atemberaubender Anblick. Sie standen auf einer Anhöhe, direkt vor einem Felsen. Den Himmel beherrschte einzig die Sonne, die sich als wahrer Glutball präsentierte. Unter ihnen erstreckte sich eine kleine Stadt, vielleicht fünfhundert auf tausend Meter weit, die von hohen dicken Steinmauern umgeben war. Zwischen den Häusern, die aus Lehm, Steinen und Holz ohne erkennbares System kreuz und quer gebaut worden waren, herrschte ein reges Treiben. Hier mussten sich mehrere tausend Menschen aufhalten. Viele waren in bunte Gewänder gekleidet; noch weitaus mehr aber waren uniformiert.
Die mächtigen Streitwagen, die Matt auf einem der zahlreichen freien Plätze erkannte, bestärkten ihn ebenso wie die zahlreichen Pferde, die man überall sehen konnte, in seiner Einschätzung, dass hier starke Armeeverbände stationiert waren.
Seine Blicke schweiften weiter, während sich ganz allmählich ein schlimmer Gestank in seine Nasenlöcher schlich und ihn würgen ließ. Der Geruch nach Blut und Tod!
Wir sind also wieder in einer antiken Kultur gelandet. Der Soldat meinte, wir wären ägyptische Spione. Wer waren damals noch gleich die Feinde Ägyptens? Keine Ahnung.
Die Stadt oder Kaserne oder was auch immer es war, stand auf einem flach abfallenden Hügel. Drumherum sah Matt auf der einen Seite, so weit sein Auge reichte, nur karge, hügelige, staubige Wüste, auf der anderen Hügelgelände und in der Ferne steile, hoch aufragende Berge. Ein paar Linien, offenbar Straßen, führten durch die hitzeflirrende Landschaft.
Über schmale, in den Felsen gehauene Steinstufen stiegen sie nach unten in die Stadt und befanden sich plötzlich inmitten pulsierenden Lebens. Kaum jemand nahm Notiz von ihnen. Gefangene schienen hier zum Alltag zu gehören. Überall patrouillierten schwer bewaffnete Soldaten.
Als sie neben der Stadtmauer entlang gingen, überlief es Matthew Drax eiskalt: Was er zunächst für dunkle Tücher gehalten hatte, die dort hingen, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als abgezogene Menschenhäute! Ihm wurde übel. Auch Xij hinter ihm stöhnte vor Grauen.
Die Soldaten trieben ihre Gefangenen am größten Gebäude der Stadt vorbei zu einer kleinen schäbigen Gefängniszelle, die direkt in die Stadtmauer eingelassen war. Durch eine schmale, schießschartenähnliche Öffnung konnte man direkt auf einen Truppenübungsplatz blicken. Laute Schreie kamen von dort, denn es übten sicher dreihundert Männer, immer paarweise, den Schwertkampf. Weiter hügelabwärts bemerkte Matt Bogenschützen. Und wieder diese schweren Streitwagen, deren Lenker in geradezu halsbrecherischen Manövern auf simulierte Feinde zupreschten.
»Sieht so aus, als würden sie sich auf einen Krieg mit Ägypten vorbereiten«, mutmaßte er. »Wenn ich nur
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