321 - In 80 Welten durch den Tag
Dunkelheit zog sich zusammen und bedrängte Matt von allen Seiten. Er fühlte sich wie in einem Schlauch gefangen, den eine göttliche Macht in die Länge zog.
Und der dadurch immer enger wurde!
Wenn du nicht bald hier rauskommst, wird dich die Finsternis zerquetschen!
Ein Spalt aus Licht entstand in der Dunkelheit. Dann, etwas höher, noch einer. Und der nächste, diesmal weiter links. Gleißende Strahlen schossen daraus hervor und durchschnitten die schwarzen Schlieren.
Der Schlauch riss!
Seine Panik fand neue Nahrung. Die Portale verliefen zwischen Zeiten und Welten. Wo würden sie landen, wenn der Verbindungstunnel zwischen den Toren aufbrach? Gab es dort überhaupt etwas, wo man landen konnte?
Immer mehr Strahlen durchfraßen die Dunkelheit. Auch wenn Matts Gedanke nur ein Sinnbild darstellte, traf er doch die Wahrheit. Der Schlauch riss und...
***
»Wo sind wir?«, erklang Xijs Stimme neben ihm.
Kein Fallen, kein Rutschen, kein Aufprall. Von einem Augenblick auf den nächsten stand Matt inmitten einer fremdartigen Umgebung. Eine Schachfigur, die ein höheres Wesen auf dem Spielbrett platziert hatte.
Matt blickte zu seiner Begleiterin. Er konnte sie wieder sehen! Neben ihr kauerte Grao’sil’aana. Die Schuppen auf seinem Echsenkörper verschoben sich, gruppierten sich neu, versuchten die Gestalt des Händlers Hermon anzunehmen, scheiterten, probierten es erneut und erzielten endlich Erfolg. Der Durchgang durch dieses... was auch immer es war, hatte die Gestaltwandlerfähigkeit des Daa’muren offenbar kurzzeitig durcheinandergebracht.
»Ich weiß es nicht«, beantwortete Matt Xijs Frage. »Aber ich bin froh, dass wir überhaupt irgendwo sind.«
Sein Blick glitt über Reihen von dreibeinigen Gestellen. Ein silbriger Schimmer umgab sie, als seien sie aus flüssigem Mondlicht in Form gegossen. Obenauf ruhte jeweils eine tellergroße Scheibe. Und auf der wiederum lagen die unterschiedlichsten Dinge.
Matt erkannte einen altertümlichen Sextanten, ein Mikroskop, einen Laptop und eine Kaffeemaschine. Es befanden sich aber auch fremdartige Dinge darunter. Ein Teller mit Einkerbungen beispielsweise oder ein stacheliger Ball, dessen Spitzen an die Federn eines Füllfederhalters erinnerten.
Und dann gab es da noch Dinge, von denen Matt nur eine verschwommene, ungewisse Form wahrnahm. Er streckte die Hand nach einem der Schemen aus, doch ein innerer Widerstand hielt ihn davon ab, ihn zu berühren.
»Braucht jemand eine Schlagbohrmaschine?«, fragte Xij, die neben einem der Gestelle stand und auf das Exponat hinabschaute.
Als dieser Begriff Matts Hirn durchgeisterte, glaubte er, der Wahrheit nahe zu kommen.
Exponat! Sie standen inmitten einer Sammlung technischer Gegenstände der Menschheitsgeschichte. Doch wer hatte sie angelegt? Warum und wann? Und vor allen Dingen: Wie kamen sie von hier weg?
Matt versuchte die Grenzen des Raums zu erfassen, aber es gelang ihm nicht. Er sah keinerlei Mauern oder eine Decke über sich. Selbst der Boden unter seinen Füßen wirkte merkwürdig unecht und schien pure Illusion zu sein.
Trotzdem reichte sein Blick nicht bis in die Unendlichkeit. In einer Entfernung, die er nicht zu bestimmen vermochte, versank der Raum in Dunkelheit. Wie in einem weitläufigen Keller, von dem nur die Region beleuchtet war, in der man sich aufhielt. Er war sich aber sicher, dass sie nur einen kleinen Teil dieses Archivs sahen.
»Ich sehe keine Lichtquelle. Warum ist es hier hell?«, stellte Grao die Frage, die Matt gerade in den Sinn kam.
»Habt ihr die Reise auch so erlebt?«, sagte Xij, als hätte sie dem Daa’muren nicht zugehört. Stattdessen schilderte sie ihre Eindrücke während des Durchgangs genauso, wie auch Matt sie wahrgenommen hatte.
Grao bestätigte, dass es ihm ähnlich gegangen war.
»Heißt das«, fragte Xij weiter, »dass das Portal dort oben in der Finsternis liegt?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Matt. »Ich kann mich nicht erinnern, gefallen zu sein.«
»Ruhe!«, zischte Grao.
Matt verstummte und wandte sich dem Daa’muren zu. Dieser hielt den Kopf schräg, als lausche er.
»Was...?«, setzte Xij an.
»Pssst!«, machte Matt.
Jetzt hatte er es auch gehört. Ein Ächzen und Knarren lag in der Luft, wie von arbeitendem Holz. Matt versuchte die Quelle des Geräuschs auszumachen, doch es schien von allen Seiten zugleich zu kommen.
Ein Scheppern ließ Matt und Xij zusammenzucken. Und noch eines.
»Was geschieht hier?«, hauchte die junge Frau.
Grao deutete
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