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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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den Arm nach ihm aus. »Hilfst du mir?«
    Selbst eine Kleinigkeit wie diese schaffte es, ihn zu überraschen. Er nickte. »Natürlich.« Wie sie nach seiner dargebotenen Hand griff, hatte mehr Symbolkraft, als wäre es ein beiläufiger Gefallen, den er ihr erwies.
    Er kniff die Lippen zusammen. Dann stand sie neben ihm, schien auf etwas zu warten.
    Eine zärtliche Geste? Einen Kuss?
    Sei kein Idiot , dachte er. Und küsste sie einfach.
    Eine gute Entscheidung. Sofort löste sich der Anflug von Spannung zwischen ihnen auf. Xij lachte. Xij wurde initiativ.
    Alles war anders als mit Aruula. Aber es war nicht schlechter.
    Gemeinsam setzten sie in die Tat um, was sie in der Nacht besprochen hatten. Die unterbrochene Suche nach Grao wurde fortgesetzt.
    So rasch sie konnten, kehrten sie in das Gebiet zurück, in dem die Lawine aus Fels und Geröll niedergegangen war – und wo noch immer der Wipfel eines Baumes hervorlugte, der die Position des Portals markierte.
    Schlagartig wurde sich Matt wieder der Situation bewusst, in der sie sich befanden. Der Gefahr, in der sie schwebten.
    Von ihrem Standort aus konnten sie im Tageslicht bis zum Meer hinunterschauen. Auf der anderen Seite der Bucht lag die Stadt, deren Name sich mit atomarer Glut in die Annalen der Geschichte gebrannt hatte.
    Eine Geschichte, die hier noch gar nicht geschrieben ist , dachte er beklommen.
    Mit steigender Nervosität suchten Xij und er das Gelände nach dem Daa’muren ab.
    Nach mehr als einer Stunde vergeblichen Bemühens winkte Xij Matt plötzlich zu sich. Er beeilte sich, zu ihr zu kommen. Und sie schien auf etwas gestoßen zu sein.
    »Was hältst du davon?«, fragte sie und deutete auf eine tiefe Mulde, um die herum Steine aufgetürmt waren. Sie befanden sich an den unteren Ausläufern des Erdrutsches.
    »Da drin könnte er gelegen haben, nachdem er mitgerissen wurde«, stimmte Matt zu. »Aber es sieht nicht so aus, als hätte er sich selbst befreit. Die Steine wurden abgetragen und ringsum aufgeschichtet.«
    Xij pflichtete ihm bei. »Und das hieße«, sagte sie, »dass ihn jemand vor uns gefunden und geborgen hat. Was schlägst du vor?«
    Er schnitt eine Grimasse. »Es lag nicht zufällig ein Zettel mit einer Adresse daneben?«
    »Jetzt wirst du albern.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Galgenhumor. Wenn jemand Grao in seiner Echsengestalt gesehen hat, wird er ihn kaum hegen und pflegen, sondern schnellstens die Behörden alarmieren. Von daher...«, er sah sich um, »… wundert es mich, dass hier noch nicht der Teufel los ist.«
    Als wäre dies ein Stichwort gewesen, erklang von jenseits einer Baumgruppe ein bellender Befehl, wie ihn nur Soldaten hervorbringen konnten.
    »Deckung!«, stieß Matt hervor.
    »Danke für die Warnung«, spottete Xij. »Wo denn?«
    Auf dem Geröllfeld standen sie wie auf dem Präsentierteller. Die nächsten größeren Felsen waren gute zwanzig Meter entfernt – aber sie stellten die einzige Möglichkeit dar, von der Bildfläche zu verschwinden.
    Matt wies darauf. »Dort hinüber, schnell!«
    Sie rannten, so gut es das Geröllfeld zuließ. Einige Male knickte Matt um und zog sich schmerzhafte Prellungen zu. Xij dagegen schien wie eine Tänzerin über die Steine zu huschen. Trotzdem schaffen sie es beide, wenn auch mit knapper Not.
    Als die Stimme erneut aufklang, war sie beträchtlich lauter und auch klar zu verstehen.
    »Beeilung! Schneller!«, trieb da jemand andere an. Und jetzt waren auch Schritte zu vernehmen. Vielfüßiger Lärm.
    Vorsichtig lugte Matt über den Findling, hinter dem sie in Deckung gegangen waren. Er hatte freien Blick auf den Bergpfad, über den sich ein kleiner Trupp Soldaten gipfelwärts bewegte. Japanische Armeeangehörige, unverkennbar. Bewaffnet bis an die Zähne.
    »Die haben es nicht zufällig so eilig«, flüsterte Xij neben ihm.
    Matt nickte. »Das dürfte mit Grao zu tun haben.« Er verstummte, als er am Ende des Trupps eine Gestalt entdeckte, die die Nachhut bildete, ohne wirklich zu den Soldaten zu gehören. Er machte Xij darauf aufmerksam.
    »Ein Mönch!«, flüsterte sie. »Gekleidet wie der Alte auf der Bergspitze, nur viel jünger.«
    Der Kuttenträger blieb stehen, schien sich zu orientieren, und dann winkte er den Soldaten und wies auf die Stelle, wo Matt und Xij vorhin die Grube entdeckt hatten. Der Kommandeur bellte einen Befehl und die Truppe schwenkte in diese Richtung ein.
    Matt sah sich nervös um. Zwar war der Findling groß genug, um sich dahinter zu verstecken,

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