33 - Am Stillen Ozean
Reukauf annehmen. Aber tu mir den Gefallen und nenne mich doch ordentlich Frick Turnerstick und nicht Tu-ru-nu-ku-su-mu-lu oder wie das Ding geklungen hat. Und willst du mir mit Gewalt einen fremden Namen aufzwingen, so sprich wenigstens chinesisch; da heiße ich Turningsticking. Verstanden, alter Chinesischverderber?“
Diese Ermahnung war so ernstlich gemeint, daß ich die größte Mühe hatte, ein lautes Lachen zu unterdrücken. Der gute Master Turnerstick hatte vom Leichtmatrosen auf gedient, verstand sein Fach aus dem Fundament und hatte sich niemals Mühe gegeben, sein Wissen über das Seewesen hinaus zu erweitern. Andernfalls wäre es ja vollständig unbegreiflich gewesen, einen Seekapitän, und wenn derselbe auch nur einen einfachen Kauffahrer befehligte, sich in einen so wahrhaft chinesischen Irrtum hineinarbeiten zu sehen. Mir allerdings gab seine edle sprachliche Selbsterkenntnis so viel Spaß, daß ich mir keine Mühe nahm, dieser Unerschrockenheit ein Ende zu machen.
Es wäre ein hoher Grad von Unhöflichkeit gewesen, wenn wir die Geschenke abgelehnt hätten; darum nahm auch ich die meinigen an und bedankte mich bei Kong-ni. Dieser griff unter seine Kleidung und brachte eine seidene Schnur hervor, an welcher ein kleiner Gegenstand hing, den ich für ein Medaillon hielt.
„Ich werde jetzt dieses Schiff verlassen; aber ich kehre zurück, um dich abzuholen“, sagte er zu mir. „Wirst du bis dahin hierbleiben?“
„Wann wirst du kommen?“
„In sechs Tagen.“
„Diese ganze Zeit kann ich nicht an Bord verweilen. Ich werde flußaufwärts gehen und mir Canton ansehen.“
„Gehst du allein?“
„Nein; der Kapitän wird mich begleiten.“
„So befolge den Rat, welchen ich dir gebe: Wenn du deine jetzige Kleidung beibehältst, so besuche nur diejenigen Orte, welche die Y-jin betreten dürfen.“
„Läuft man Gefahr, wenn man weitergeht?“
„Ja; denn die Polizei hat jeden Fremdling zu fassen und vor das Gericht zu bringen.“
„So werde ich mir chinesische Kleider kaufen.“
„Tue das“, antwortete er lächelnd; „dann kannst du gehen, wohin du willst; denn du sprichst die Sprache der Sse-hai-dse, und niemand wird dich für einen Fremden halten, wenn du einen Pen-tse (Zopf) trägst.“
„Sind Pen-tses zu bekommen?“
„So viele, wie du brauchst, und so lang du sie haben willst“, antwortete er mit demselben Lächeln. „Aber hüte dich vor den Lung-yin und vor den Kuang-ti-miao, sie sind dem Fremden gefährlich.“
„Vor den Lung-yin werde ich mich in acht nehmen, aber warum auch vor den Kuang-ti-miao?“
„Das wirst du noch erfahren. Kommst du aber in Gefahr, bevor ich wiederkehre, so nimm hier diesen Talisman, den du um den Hals zu tragen hast. Zeige ihn den Lung-yin, und sie werden dich als Freund behandeln.“
Er gab mir die Kette. Es war eine wahrhaft bewundernswerte chinesische Schnitzarbeit. Jedes einzelne Glied derselben bestand aus einem Apfelkern, welcher mit mikroskopischer Genauigkeit zu einem Kahn ausgeschnitzt war, in welchem ein Mann mit zwei Rudern saß. Das Medaillon war ein Aprikosenkern; er bildete eine Kriegs- oder Mandarinendschunke mit Baldachin, acht Ruderern und dem Befehlshaber, welcher in der Mitte des Fahrzeuges saß und in der Rechten einen offenen Sonnenschirm und in der Linken den unvermeidlichen Fächer trug. Das war eine jener unvergleichlichen chinesischen Arbeiten, welche uns die Minutiosität, den Fleiß und die ungeheure Ausdauer ihrer Verfertiger lebhaft bewundern lassen und dennoch einen wahrhaft lächerlich niedrigen Preis besitzen. Die Kette, welche ich in meiner Hand hielt, kostete hierzulande wohl kaum zwei Dollar, während sie in meiner Heimat von dem Liebhaber gern mit mehreren hundert Mark bezahlt worden wäre.
Und diese Kette sollte ein Talisman gegen die Drachenmänner sein? Das klang ja grad so, als ob Kong-ni mit diesen fürchterlichen Leuten in irgendeiner freundlichen Beziehung stehe! Ich nahm das Geschenk und fragte:
„Wo werden wir uns treffen, wenn du zurückkehrst?“
„Bist du hier auf dem Schiff?“
„Ja; ich werde mich danach einzurichten wissen.“
„So hole ich dich von hier ab. Deine gelehrten Arbeiten werde ich im Kao-pan niederlegen.“
„Ich denke, du schickst sie dem Ly-pu ein?“
„Weißt du nicht, daß die Prüfungen im Kao-pan stattfinden? Die Ausarbeitungen werden dann mit dem Bericht an das Ly-pu nach Peking gesandt und kommen zurück, um im Wen-tschang-kun niedergelegt zu werden.“
„Ich
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