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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe gehört, daß die Prüfungen im Kao-pan mündlich vorgenommen werden.“
    Er lächelte überlegen.
    „Geht der Wind, wie er soll? Mein Vater ist Vorsteher der Provinzialbehörde für Staatsprüfungen; er wird tun, was gut und vorteilhaft für dich ist. Lebe wohl, bis ich wiederkehre!“
    „Tsing leao!“ antwortete ich, ihm die Hand reichend.
    Auch Frick Turnerstick gab ihm die Rechte:
    „Lebing wohl, alter Jungang, und wenn dung wiederkommst, so bist dung uns willkommang!“
    Das Boot, welches den jungen Mandarin von dannen trug, verschwand bald im Gewimmel der andern Fahrzeuge und wir machten uns nun daran, unsere Pakete zu öffnen. Sie enthielten allerlei Lack- und solche Waren, welche der Chinese Ku-tung nennt und die sowohl in China selbst als auch im Ausland sehr teuer bezahlt werden. Für mich war außerdem ein vollständiger Anzug beigelegt, bei dessen Besichtigung ich mit Erstaunen bemerkte, daß es eine Mandarinenkleidung sei, an welcher nur der Hut mit dem Knopf fehlte. Und dabei lag ein künstlicher Zopf, welcher so lang war, daß er mir beinahe vom Kopf bis nieder zur Ferse reichte. Jetzt verstand ich das zweideutige Lächeln, welches ich im Gesicht Kong-nis bemerkt hatte, als ich davon sprach, daß ich mir eine chinesische Kleidung nebst Zopf kaufen werde.
    Als Turnerstick dieses Symbol der Mitte erblickte, lachte er, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    „Gratuliere, Charley, gratuliere! Von dieser Länge hat ihn nicht einmal ein preußischer Grenadier gehabt. Aber sagt einmal, wollt Ihr diesen famosen Schwanz wirklich ins Schlepptau nehmen?“
    „Natürlich! Wenn ich als Chinese gelten will, muß ich mich auch als solcher kleiden. Nicht?“
    „Well! Aber wenn ich mit Euch laufe, werde ich am Ende auch so ein Ding haben müssen!“
    „Natürlich! Als Kong-ni seine Einkäufe machte, hat er nicht gewußt, daß Ihr Euch mir anschließen werdet, sonst hätte er wohl in derselben Weise auch für Euch gesorgt. Unseren ersten Ausflug aber machen wir in unserer gewöhnlichen Kleidung.“
    „Einverstanden! Paßt es Euch vielleicht gleich morgen früh?“
    „Ist mir recht. Wir werden also heute abend nicht vom Schiff gehen, um beizeiten munter zu sein.“
    „Nehmen wir unsere Büchsen mit?“
    „Wozu?“
    „Gibt es hier keine Jagd?“
    „Nein, im besten Falle könnten wir einige Enten schießen, wenn wir weit in das Land gehen. Zunächst aber möchte ich mir Canton ansehen. Geraten allerdings ist es, ein Messer und einen Revolver mitzunehmen, da man in einem fremden Land nie wissen kann, was einem begegnet.“
    „Well; ich werde mich bewaffnen, obgleich ich denke, daß es keine Gefahr geben wird, da wir ja beide der Sprache vollständig mächtig sind.“
    „Scheint mir auch so, obgleich es mich befremdet, daß diese Bewohner von Hongkong ein Chinesisch sprechen, welches man bei aller Mühe und Aufmerksamkeit kaum verstehen kann.“
    „Wird wohl stromaufwärts besser werden!“
    Als ich mich schlafen legte, verscheuchten mir die fleißigen Gedanken lange Zeit die Ruhe. Die Geschenke Kong-nis schienen zu beweisen, daß es ihm mit allem, was er mir gesagt und versprochen hatte, wirklich Ernst gewesen sei. Auf den ersten Augenblick schien die Bewerbung um einen akademischen Grad ein fast mehr als bizarres Unternehmen zu sein, schien aber bei näherer Prüfung einen etwas andern Augenschein zu bekommen.
    Der chinesische Kaiser regiert dem Namen nach vollständig despotisch, doch findet seine Gewalt das stärkste Gegengewicht in der ‚Körperschaft der Gelehrten‘. Diese Körperschaft ist eine Oligarchie, von welcher die gesamte Staatsverwaltung alle wirklichen und unmittelbaren Einflüsse empfängt. Der Kaiser ist gezwungen, alle seine Beamten aus dem Gelehrtenstand zu nehmen, und muß sich dabei an diejenigen Klassen und Grade binden, welche infolge der Prüfungen vorhanden sind. Die Körperschaft der Gelehrten ist im elften Jahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung, also in den letzten Regierungsjahren der Schangs gegründet worden, doch das jetzt übliche System der Prüfungen, welche jeder bestehen muß, der in den Staatsdienst treten will, datiert aus dem achten Jahrhundert nach Christus, also von der Zeit der Dynastie Tang her. Jeder Chinese, der ein Zeugnis des Wohlverhaltens aufweisen kann, hat das Recht, nach Zurücklegung des gesetzlichen Alters sich zu diesen Prüfungen zu melden. Diese letzteren zeichneten sich früher durch Ernst und Würde aus und waren bekannt wegen

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