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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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bis die beiden Krokodile ihn angriffen. Er rannte zur Brücke, hielt den Schild an seiner Seite.
    Plötzlich ein Schrei.
    Eine Frauenstimme!
    Xij! Sie war also auch hier!
    Matt senkte den Schild, spähte zum anderen Ufer. Dort stand Workel über Xij. Offenbar hatte er sie niedergeschlagen, denn sie kniete im Ufergestrüpp. Wie schützend hielt sie mit beiden Händen ihren Kampfstab über sich, während der Schiefhals mit einer Axt ausholte …
    ***
    AV-01 stand so plötzlich still, dass der hintere K7 beinahe gegen ihn geprallt wäre. Er hatte ein Signal empfangen; ein Signal, das er sechs Sonnenzirkulationen lang vergeblich versucht hatte anzupeilen.
    »AV-01 an den Großen Herrn. Neue Peilung – das Spezialmodul ist wieder aktiv. Kommen.«
    »Wovon spricht er?«
    »Von dem spezifischen neurokinetischen Modul, das AV-01 vor sechs Sonnenzirkulationen in das Tierimitat einbaute. Damals, als keine Elektronen mehr flossen und biologische Personen aus dem Norden …«
    »Wir erinnern Uns.« Die Stimme seines Schöpfers ertönte in seinem Empfangsmodul. »Durch missliche Umstände ging es damals verloren. Vermutlich wurde es sogar beschädigt. Interessant, dass es jetzt wieder aktiv ist. Hier Unser neuer Befehl: Folge er der Peilung und versuche, das Spezialmodul zu bergen. Wiederholen.«
    »AV-01 an den Großen Herrn. Neuer Befehl des Großen Herrn: Peilung folgen, Spezialmodul bergen …«
    ***
    Über der Flussmitte brannte noch immer die Brücke. Rauchwolken verhüllten das jenseitige Ufer, auch für Matt in der blauen Düsternis. Nichts war mehr zu sehen von Xij und dem Axtschwinger. Aber wenigstens war auch Xijs Todesschrei nicht zu hören.
    Was, wenn Workel Xij tödlich getroffen hatte? Galt ihr Tod dann auch außerhalb des Albtraums, wie er es befürchtete?
    Plötzlich wankte die Brücke. Matt blickte hinter sich: Mindestens ein Dutzend Indios stürmte die Konstruktion. Der Erste schoss seinen Jagdbogen ab und Matt konnte gerade noch den Schutzschild hochreißen. Der Pfeil fuhr ins Holz.
    Obwohl einer so verzerrt wie der andere wirkte, erkannte Matthew Drax doch sofort, dass die Angreifer einander vollständig glichen: Alle waren gut zwei Köpfe größer als er, alle erschienen doppelt so massig, allen saß der gleiche riesige Schädel auf den auffällig breiten Schultern, und alle fuchtelten mit prankenartigen Händen herum. Kein Zweifel: Es waren Truppen, die sich Workel herbeigewünscht hatte, keine realen Träumenden. Bald zwanzig zählte Matt inzwischen, und alle drängten sich ihm entgegen.
    Matt hatte keine Skrupel, einen Laserstrahl in die Menge anzufeuern. Getroffen riss der erste Indio seinen verzerrten Mund auf und entblößte braune und schwarze Zähne. Er stieß einen Zischlaut aus und kippte von der Brücke in den Fluss. Der Nächste hob seinen Speer. Und an ihm vorbei schoss ein weiterer mit Pfeil und Bogen auf Matt. Der feuerte und feuerte und feuerte, doch der Nachschub versiegte nicht.
    Was hat Workel davon?, fragte er sich, in der Höhe schwebend. Warum lässt er seine Krieger nur über die Brücke kommen und nicht auch von den anderen Seiten, um mich in die Zange zu nehmen? Will er mich nur aufhalten?
    Xij! Sie musste der Grund für diese Strategie sein. Je früher Matt der Situation entkam, desto besser. Die stetig nachrückenden Doppelgänger würde er ohnehin nicht besiegen können.
    Matt nahm Anlauf und sprang mit den Füßen voran in den Fluss. Den Schild gab er frei und ließ sich sinken, so weit es nur ging. Hoch verwirrend, sich selbst aus der Beobachterperspektive eines bläulichen Halbdunkels in einem Fluss abtauchen zu sehen – zugleich jedoch wahrzunehmen, was das eigene Ich unter Wasser beobachtete, und zu denken, was das eigene Ich unter Wasser dachte.
    Zum Glück war der Fluss tief an dieser Stelle. Der Wasserdruck presste ihm die Trommelfelle nach innen. Undeutlich und wie Schemen nahm er die Umrisse der Pfeile wahr, die links und rechts von ihm durchs Wasser glitten und schaumige Schleppen hinter sich herzogen.
    Ein erschreckender Gedanke kam ihm: Gab es auch in dieser Traumwelt die Piranhas, die vorhin den Lianenspringer zerfleischt hatten?
    Eine Rüstung , dachte er. Ich brauche eine vernichtende Waffe, die zugleich eine undurchdringliche Rüstung ist …
    Der Rauch über der Brücke verzog sich. Zahllose Indio-Klone drängten sich am Geländer, zielten mit Speeren und Jagdbogen auf den Fluss, warteten darauf, dass ihr Gegner wieder auftauchte. Und ein Stück

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