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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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reißen versuchte. Dann traf er die Gegenmaßnahmen, die ihm nach gut zwei Dutzend Einsätzen im Auftrag der Archivare bereits in Fleisch und Blut übergegangen waren. Die Routine half ein wenig, den Schrecken der bedrohlichen Situation zu mindern. Trotzdem – gewöhnen würde er sich daran nie.
    Mit den technischen und semibiologischen Errungenschaften aus der DOMÄNE der Archivare stemmte er sich gegen die Urkräfte, die alles verformten und verzerrten, was nicht temporär geschützt war wie er.
    Er war der Fels in der Brandung, hatte das Gefühl, mit beiden Füßen in mindestens einem Dutzend verschiedener Parallel-Universen gleichzeitig zu stehen...
    ...und in jedem von ihnen das in dieser Situation einzig Richtige zu tun.
    Tom öffnete das Behältnis, das er bei sich trug, entnahm ihm mit einer Zange den lebenden Stein und schleuderte ihn gegen das entartete Tor, das zur Gravitationshölle geworden war.
    Das Siegel breitete sich aus, wuchs augenblicklich den Rändern entgegen, bis es die gesamte Fläche abgedeckt hatte. Es wellte sich an einem seiner Ränder nur noch einmal kurz, als streiche eine heftige Böe darüber, dann erstarrte es – und die zerstörerischen Kräfte erloschen. Gleichzeitig verschob sich dank der Tachyonen, die der Stein gierig in sich aufnahm, das Zeitfeld über dem Portal, geriet aus der Phase – und verschwand aus dieser Wirklichkeit.
    Sekunden darauf verschwand auch Tom Ericson in einem strahlenden Leuchten, das ihn zurück in die DOMÄNE brachte. Bis das nächste Tor außer Kontrolle geraten würde, war alles wieder gut.
    Einzelschicksale wie das eines glücklosen Archivars, der durch das Tor gerissen und dessen Verschwinden aus dem zeitlosen Raum noch nicht bemerkt worden war, nicht eingerechnet...
    ***
    Erinnerung
    Als ich zu mir komme, hat sich der Gravitationssturm gelegt. Wind umschmeichelt meinen geschundenen Leib, eine feuchtwarme Brise, und selbst diese sachte Berührung facht den Schmerz wieder an. Ich schlage die Augen auf – und finde mich unter einem sternenübersäten Firmament. Die fernen Sonnen sind hell genug, dass ich die hohen Wipfel der Bäume erkennen kann, die um die Lichtung mit der Pyramide aufragen.
    Ich lausche, aber außer dem Wind, der sich in den Ästen und Blättern verfängt, ist da kein einziges Geräusch. Die Pyramide selbst liegt wie ein abstraktes Mahnmal bleigrau im Sternenglanz.
    Über ihr und der Umgebung herrscht die Stille des Todes, der – das wird mir bewusst – mich schon sicher hat, obwohl ich noch atme. Die Schmerzen, die mich durchtoben, sind kaum zu ertragen. Kein einziger Knochen scheint noch heil zu sein in meinem Leib. Wahrscheinlich habe ich innere Blutungen, an denen ich qualvoll verenden werde, zumindest wenn ich hier bleibe, in einer Welt, die mich so wenig will, wie ich sie – in die ich nicht gehöre und die alles daran setzt, mich wieder loszuwerden.
    Der sicherste Weg, das zu schaffen, ist, mich umzubringen.
    Dagegen muss ich mich wehren.
    Muss...
    Mein Blick wandert meinen Arm entlang, bis hin zum Handgelenk. In der unsinnigen Hoffnung, mich getäuscht zu haben. Aber es ist wahr: Der Armreif, der als Einziges das Tor öffnen könnte, ist verschwunden. Er muss beim Aufprall zerbrochen und abgefallen sein.
    Wie soll ich ohne ihn zu den Meinen gelangen, die mir einzig noch helfen können?
    Eine weitere Wahrheit schleicht sich in meine Gedanken: Wenn der Sog aufgehört hat, muss es gelungen sein, das Tor zu versiegeln! War dies das gleißende Licht: die Ankunft desjenigen, der das entartete Tor zum zeitlosen Raum von dieser Seite aus verschloss?
    Und darauf folgend die Erkenntnis: Wenn das Tor versiegelt ist, kann ich es dann überhaupt wieder öffnen, um zurück in den zeitlosen Raum zu gelangen? Darauf gibt es keine Antwort, denn niemand hat es je versucht.
    Überhaupt fehlt es mir an Antworten. Ich habe keine Vorstellung, wo genau oder wann ich in diesem Augenblick bin, in welche Epoche es mich geschleudert hat – aber alles, was ich sehe und was meine anderen Sinne intuitiv erfassen, spricht dafür, dass es die falsche ist. Keine, in der es Mittel und Wege gibt, Verletzungen wie die meinen zu heilen.
    Ich fühle mich tatsächlich wie zerbrochen. Als hätte mich etwas wieder und wieder gegen Fels geschmettert, wie eine Puppe in Kinderhand, an der angestaute Aggression ihr Ventil findet.
    Mich schaudert, als ich daran denke, dass auch die Epoche, in der ich gelandet bin, von Aggressivität beherrscht sein kann. Vieles

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