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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Das Leben und der Sinn

    ...worin die Käuflichkeit des Protagonisten offenbar wird ~ Eine Revolutionärin ~ Der Stift der Obrigkeit ~ Ein folgenschwerer Entschluss ~ Nacht und Nebel
    Pikmo konnte man kaufen, und jemand hatte das getan. Für einen Wachhund oder exakter: eine Wachkatze war Pikmos Fell ziemlich auffällig. Mit dunkel tintenblauem, schwarz getigerten Fell ist es nicht ganz leicht, sich zu verbergen, die Besitzerin hatte es aber ausdrücklich so bestellt. Ein Lendenschurz aus bestem dunklen Wildleder bedeckte das gesetzlich vorgeschriebene Nötigste, und in gelben Augen spiegelte sich die serienmäßig grenzenlose Naivität. Im Moment stand er vor einem kleinen Laden und versuchte zu verstehen, was das Schild über der Eingangstür in ihm auslöste. Tiefe Falten auf seiner Stirn verrieten die enorme Belastung seines zur Verhaltenskonditionierung eingeschränkten Intellekts. Irgendwann war seine Denkarbeit von Erfolg gekrönt und er wusste, dass er hier richtig war. Er wusste nicht, dass er obszön teuer gewesen war. Er wusste nicht, dass ihn das Register der imperialen Wache, Abteilung Bürgersicherheit unter "gestohlenes Eigentum" führte. Er wusste nicht, dass seine Spezifikationen ungewöhnlich, teilweise sogar peinlich waren, dass seine Besitzerin eventuellen Findern aus diesem Grund einen Haufen Geld als Finderlohn versprochen hatte. Er wusste überhaupt nicht sehr viel – am allerwenigsten, wofür die drei Buchstaben dieses Akronyms auf dem Schild standen.
    FAK war eine gute Idee. Wobei die Abkürzung für "Felligen-Aufstand-Koordination" stand. Revolutionär, kurz, einprägsam: Was will man mehr? Unter so einem Namen und mit genügend motivierten Freiwilligen müsste der Aufruhr der Massen nur noch eine Frage der Zeit sein. Das alles hatte Jianna geglaubt, als sie FAK kurz nach der Gründung beigetreten war. Fünf Monate später waren die anfänglich winzigen Zweifel schon fast in der Pubertät und auf dem besten Weg zu ausgewachsenen Argumenten. Sie hatte FAK einen guten Teil ihres kleinen Esoteriklädchens – ein Geschenk von Papa für den erfolgreichen Studiumsabschluss – geopfert: Überall lagen Pamphlete offen, Plakate zeigten die "untragbare Ausnutzung unserer Mitwesen", und darunter warteten kleine Schüsseln auf Spenden – meistens vergeblich. Gelegentlich zwang eine ihrer FAK-Kolleginnen ihren Freund, inkognito etwas in die Schalen zu schmuggeln. Jianna war schon froh über die Geste und sagte daher nie etwas, wenn sie die armen Kerle bemerkte. Doch der Rest der Bevölkerung schien sich nicht für die missliche Lage der Felligen zu interessieren – im Gegenteil: Wer noch keinen hatte, galt in den reicheren Gesellschaftskreisen als altmodisch und überhaupt: Die Viecher erhielten doch genau das, was sie sich wünschten! Jianna musste sich eingestehen, dass dies bis jetzt ihren beobachteten Tatsachen entsprach. Nie beschwerte sich einer der eigentlichen FAK-Schützlinge über Herrchen oder Frauchen. Als sie schließlich "Ich helfe Felligen!" unter das FAK-Logo gepinselt hatte, nahmen es einige haarige Gesellen zum Anlass, Hilfe bei ihren Besorgungen auf dem Markt ein Stück die Straße runter einzuholen. "Ich befreie Fellige!" stellte sich als Reinfall heraus, und "Ich kämpfe für Fellige!" schien Jianna im Hinblick auf eventuelle überbeschäftigte Wachwesen zu gefährlich. Also blieb der erste Slogan und die täglich schwindende Hoffnung auf einen Revoluzzer aus der Dienerrasse mit mehr als drei Gehirnzellen.
    Pikmo sortierte seine drei Gehirnzellen, strahlte übers ganze Gesicht und trat ein, denn hier würde ihm jemand helfen. Über ihm annoncierte ein klimperndes Glockenspiel unnötigerweise seine Anwesenheit, denn keine zwei Zwerge von ihm entfernt stand die Ladeninhaberin inmitten eines Dschungels bunten Klimbims hinter ihrem vollgestellten Tresen. Sie war recht dünn, trug unauffällige braune Arbeiterkleidung, eine Holzperlenkette und ein Armbändchen, an dem sie geistesabwesend herumfummelte. Ihre mausbraunen langen Haare erinnerten Pikmo an Schlick, obwohl er noch nie welchen gesehen hatte. Doch als sie ihn ansah, fielen ihm inmitten der vielen unschmeichelhaften Äußerlichkeiten ihre freundlichen grünen Augen auf, die ihn hinter melancholisch wirkenden Schlupfliedern musterten.
    "Zum Markt geht es da lang", sagten die Augen und zeigten an eine Wand voller bunter Rasseln. Das fand Pikmo freundlich, es interessierte ihn aber nicht.
    "Das ist freundlich. Aber es

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