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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Suchanek
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unterbrach Mikis Gedankengang. An einer der Hausfassaden blinkte eine rote Bereitschaftsdiode unter der Linse einer Überwachungskamera! Und das bedeutete Elektrizität – auf einem Areal, das seit Jahren verlassen sein sollte!
    Miki stoppte seine Vorwärtsbewegung. Mittels seiner optischen Zoomfunktion vergrößerte er den betreffenden Bereich der Hausfassade und weitete seine Sensorensuche aus. Tatsächlich: Es handelte sich um eine intakte Überwachungskamera, von der ein Datenstrom ausgesandt wurde. Jemand musste die alte Überwachungstechnik wieder in Gang gesetzt haben.
    Es kostete Miki lediglich eine Rekalibrierung seiner Interlink-Sensoren, um festzustellen, dass es noch mehr Kameras gab, die einen konstanten Strom an Daten versendeten. Ihre Ports waren aktiv. Das Überwachungsnetzwerk war wieder in Funktion.
    Aber wer verfügte über ein so umfangreiches Wissen in Sachen moderner Technik, um das zu bewerkstelligen? Es gab keine Bunkerzivilisation im Umland, General Arthur Crow war tot – dieses Mal endgültig –, und nach der »Säuberungsaktion« der amoklaufenden Androiden im Jahr 2517 lebten auch keine Barbaren mehr in Amarillo.
    Miki setzte sich erneut in Bewegung. Hier würde er keine Antworten erhalten. Vom Medical Science Center aus würde er mehr Möglichkeiten haben.
    Als er eine Kreuzung überquerte, erkannte er, dass ein rechteckiger Bereich des Bodens um einige Millimeter tiefer lag als der Rest der Straße. Miki blieb stehen. Noch während er eine Abtastung vornahm, bemerkte er den Temperaturunterschied. Eine externe Quelle führte der Platte Energie zu. Seine Sensoren identifizierten Abstrahlpole unter einer lackierten Schicht aus Eisen und Platin.
    Im nächsten Moment stieg das Energieniveau drastisch an.
    Bevor Mikireagieren konnte, löste sich ein verästelter Blitz von der Platte und schlug in seinen Körper ein. Innerhalb von Sekunden wurden seine Systeme überlastet und fielen aus. Sein Geist versank im Nichts.
    ***
    El’ay, 2518 (vor zehn Jahren)
    Mürrisch löffelte Keran seine Suppe. Es gefiel ihm nicht, dass Meg ausgerechnet in einer Suppenküche der Jellos arbeitete. Doch was sollte er tun? Seine Schwester besaß einen Dickschädel, der es mit jedem Wakudabullen aufnehmen konnte. Nein, eher mit zwei Wakudabullen. Ach was, mit einer ganzen Herde!
    Dass sie ihn mit ihrer Arbeit vor seinen Freunden blamierte, interessierte sie nicht. Im Gegenteil. »Mum und Dad hätten nicht gewollt, dass du auf der Straße rumhängst«, sagte sie immer. »Mach dich lieber nützlich.«
    Ein fettes Weib aus Mechico quetschte ihren Wanst so dicht an ihm vorbei, dass er ihren ätzenden Schweißgeruch ertragen musste. Keran würgte den letzten Rest Suppe hinunter, bevor er die abgewetzte Holzschale zur Seite schob. Konnten diese Weiber nicht wenigstens Wasser und Seife benutzen?
    Meg schlängelte sich an der Dicken vorbei und stellte zwei prall gefüllte Suppenschüsseln vor zwei Blax ab, bevor sie schwungvoll neben ihm auf die Bank sank.
    »Ich weiß nicht, was heute hier los ist«, sagte sie. Mit einer flinken Handbewegung schob sie eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. »Überall sitzen Blax neben Mechicos oder Jellos und schwatzen, obwohl sie sich doch eigentlich nicht ausstehen können. [4] Angeblich gab es gestern ein Feuer in Downtoon. Seitdem kennt hier jeder nur noch dieses Thema.« Nach einem Blick auf seine Schüssel seufzte Meg auf. Klar, was daraufhin folgte: »Du hast ja schon wieder kaum etwas gegessen.«
    »Hab keinen Appetit«, murrte Keran, bevor sie zu einer längeren Tirade ansetzen konnte. »Diese Umgebung schlägt mir auf den Magen.«
    »Red nicht so. Die Jellos sind genau wie wir: Vertriebene. Warst du wieder bei deinen Freunden? Nur weil dieser Kurrt alle Menschen anderer Hautfarbe nicht leiden kann, macht das die Leute aus Nipoo nicht schlechter.«
    Keran biss die Zähne zusammen, um seine Schwester nicht anzuknurren. Die Art, wie sie das Wort »Freunde« betonte, machte erneut deutlich, was sie von Kurrt, Trefor und Sam hielt. »Ich muss los«, sagte er daher nur.
    »Komm bitte nicht zu spät zurück«, bat Meg. »Du weißt, heute wollen Jil und Zev den Downtoon Buulewaa besuchen. Verdirb ihnen nicht die Freude.«
    Wie könnte er das vergessen? Seit Tagen sprach Meg von nichts anderem. Sie wollte für einen Abend die Arbeit ausblenden und vergnügt durch die Straßen tanzen. Zusammen mit ihrem Onkel Zev und ihrer Tante Jil, die Meg und Keran nach der Flucht aus Amarillo vor

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