34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
auf keinen Fall zurück; ich habe es nicht mehr. Ferner verlange ich auch die Pferde, welche Sie dem Alquerío gestohlen haben.“
„Die geben wir nicht her. Sie sind gar nicht gestohlen. Wir haben sie ihm abgekauft und bezahlt.“
„Das ist nicht wahr!“
„Es ist wahr, und er hat Sie belogen. Auch sind nicht wir es, welche das Haus in Brand gesteckt haben!“
„Lassen wir das! Wir wollen uns darüber gar nicht streiten. Wir sind miteinander fertig. Bruder Hilario wird mir Ihre Entscheidung bringen. Ich verlange die Gefangenen und die Pferde und gebe Ihnen dafür den Major frei. So, da haben Sie nun doch meinen Entschluß, den Sie verlangten. Damit ist's genug für jetzt. Man wird Ihnen die Augen wieder verbinden.“
Das geschah. Der Major wurde wieder so an dem Baum befestigt wie vorher, und dann entfernte sich der Bruder mit dem Mann. Ich befahl den andern leise, ihre Gewehre aufzunehmen und mir zu folgen. Der Estanciero blieb als Wächter des Majors zurück; die übrigen gingen mit mir, auch der Indianer, welchen ich doch nicht zurücklassen wollte. Sie waren sehr neugierig, was geschehen werde. Ich sagte es ihnen noch nicht und winkte ihnen nur zu, mir ganz geräuschlos zu folgen.
Der Bruder ging infolge der Weisung, welche ich ihm gegeben hatte, sehr langsam. Wir hielten uns möglichst nahe hinter ihm, aber doch so weit, daß sein Begleiter uns nicht hören konnte. An der vor der Jacaré liegenden Bucht angekommen, stellte ich die Leute in den Schatten der Bäume und Sträucher auf, übergab ihnen meine Gewehre und sagte:
„Hier bleiben Sie stehen, Señores, und treten nicht unter dem Schatten heraus. Man darf Sie nicht sehen.“
„Was geht denn los, Sir?“ fragte Turnerstick. „Sollen wir etwa einige dieser Halunken erschießen?“
„Das werdet Ihr erfahren, wenn ich wiederkomme.“
„Wie! Ihr wollt fort?“
„Ja, aber nicht weit. Also begehen Sie keine Unvorsichtigkeit, Señores! Es mag geschehen, was da wolle, Sie haben hierzubleiben. Sollten Sie aber meinen Revolver hören, so kehren Sie mit dem Bruder, welcher hier vorüberkommt, nach unserm Versteck zurück und warten das Weitere ruhig ab!“
Auf der Halbinsel brannten die beiden Feuer noch hell, so daß man die Gestalten sah, welche an denselben saßen und sich in der Nähe bewegten. Der Bruder hielt sich mehr links und blieb dann stehen. Er nahm dem Mann die Binde ab und ließ ihn gehen. Ich bemerkte, daß die Bolamänner ihn kommen sahen und sich neugierig erhoben. War meine Berechnung richtig, so verließen sie für kurze Zeit die Halbinsel, um mit dem Bruder zu verhandeln, welcher außerhalb derselben stand und sich klugerweise sogar noch ein Stück weiter zurückzog. Ich legte mich auf das Sandgeröll des Ufers und kroch auf die Halbinsel zu. Ich war sicher, daß man mich nicht sehen werde, denn mein Anzug war von dem Sand nicht zu unterscheiden.
Zu meiner großen Genugtuung hörte ich die zornigen Rufe der Leute. Sie waren mit den von mir gestellten Bedingungen nicht einverstanden und suchten den Bruder auf. Kein einziger blieb zurück. Jetzt bewegte ich mich mit doppelter Schnelligkeit vorwärts und erreichte ganz glücklich die ersten Bäume der Halbinsel. Dort richtete ich mich halb auf. Die Gefangenen waren noch da. Man hatte nach dem Major gesucht und infolgedessen noch keine Zeit gehabt, sie auf das Floß zu bringen.
In der Nähe des Feuers waren die beiden Montesos in einiger Entfernung voneinander an Bäume gebunden. Die Floßleute befanden sich in weit größerer Entfernung von mir. An sie konnte ich die kostbare Zeit nicht verschwenden. Ich kroch also schnell zu dem Yerbatero heran. Er sah mich kommen und sagte:
„Señor, Sie? Um Gottes willen, was wagen Sie!“
„Still! Ich zerschneide Ihre Riemen.“
„Schön! Aber schnell, damit wir fortkommen!“
„Nein, Sie bleiben. Sehen Sie, daß schon einige zurückkommen? Bleiben Sie so an dem Baum gelehnt, als ob Sie noch gefesselt seien, und warten Sie ab, bis ich glücklich fort bin. Ich werde Ihnen durch einen Pfiff das Zeichen geben. Sobald Sie ihn hören, springen Sie fort, hier am Ufer hin, bis zum ersten Gebüsch, an welchem wir Sie empfangen werden.“
Schnell kroch ich auch zu seinem Neffen und sagte ihm ganz dasselbe, indem ich ihm gerade so wie dem Oheim die Riemen zerschnitt. Und nun war es die höchste Zeit, daß ich fortkam, denn ich sah einzelne, welche langsam zum Feuer zurückkehrten. Es gelang mir, den sandigen Uferstreifen zu erreichen und da
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