34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Zeit dazu?“
„Ja. Ich muß monatelang vor Anker liegen. Was soll ich machen, mir die Zeit zu vertreiben? Kalender? Das ist mir zu langweilig. Nehmt mich mit, Sir! Ich werde es Euch herzlich Dank wissen.“
„Nun, wollen sehen. Ich denke freilich, wir werden gezwungen sein, nach Buenos zu gehen, denn ich habe eine Ahnung, daß man, ohne es uns zu sagen, eine Abteilung Militär ausgesandt hat, welche längs des Flusses reitet, um sich zu überzeugen, daß wir wirklich mit unseren bisherigen Feinden zusammen friedlich nach Buenos Aires fahren. Auch weiß man nicht, was noch geschieht.“
„Was soll noch geschehen?“
„Ich meine – – – Ah, seht, da kommen uns zwei Reiter entgegen! Sie scheinen große Eile zu haben. Sie halten gerade auf uns zu, wohl um sich nach dem Weg zu erkundigen.“
Wir beide hatten ziemlich leise gesprochen, so daß uns niemand hören konnte. Zwar bedienten wir uns der englischen Sprache, aber es war doch immerhin möglich, daß es unter den Reitern einen gab, welcher derselben mächtig war.
Die erwähnten Reiter hielten vor uns ihre Pferde an. Sie nahmen an, daß der Major der Anführer von uns sei, und so wendete sich der eine von ihnen an diesen:
„Verzeihung, Señor! Wir wollen zu Señor Jordan. Können Sie uns nicht sagen, wo dieser Herr zu treffen ist?“
„Das kann ich Ihnen am besten sagen, da wir von ihm kommen“, antwortete der Gefragte.
„So gehören Sie zu ihm?“
„Ja. Ich bin Major in seinem Dienst: Was wollen Sie dort?“
„Wir haben eine sehr wichtige Botschaft an ihn.“
„Was für eine?“
„Das dürfen wir nicht sagen.“
„Ist sie mündlich?“
„Ja“, antwortete der Mann so zögernd, daß ich annahm, er habe nicht die Wahrheit gesagt.
„Sie haben keine Schriftstücke, keinen Brief bei sich?“
„Nein, Señor.“
„Wo kommen Sie her?“
„Vom Fluß“, antwortete der Reiter zurückhaltend.
„Das sehe ich. Aber von jenseits, aus der Banda oriental?“
„Ja.“
„Welcher Stadt?“
„Das dürfen wir nur Señor Jordan sagen.“
„Aber von wem Sie gesendet worden sind, das darf ich wissen?“
„Auch nicht?“
„Tormenta! Da muß es sich doch um ein großes Geheimnis handeln!“
„Allerdings.“
„Wie nun, wenn ich Sie zwinge, mir dasselbe zu verraten!“
„So würden Sie sich den Zorn des Señor Jordan zuziehen.“
„Hm! Eigentlich sollte ich Sie gar nicht passieren lassen. Ich möchte –“
Er hielt inne und blickte die beiden nachdenklich an. Ich begann zu ahnen, wen ich vor mir hatte. Waren diese beiden Männer vielleicht Boten von Tupido? Ich hatte es ihm abgeschlagen, die Kontrakte zu besorgen; er mußte sie aber doch an ihre Adresse senden und sich also nach andern Boten umsehen. Um mich zu überzeugen, ritt ich an die zwei heran und sagte:
„Ich will nicht in Ihre Geheimnisse dringen, aber Sie können mir eine Frage getrost beantworten, denn ich kenne Sie und weiß, was Sie wollen. Sie kommen aus Montevideo?“
Keiner antwortete.
„Señor Tupido sendet Sie?“
Auch jetzt schwiegen sie. Ich wußte genug. Ich hatte mich nicht geirrt. Darum fuhr ich fort:
„Ich kenne Ihre Botschaft, welche allerdings im höchsten Grad wichtig ist. Der Major wird Sie nicht aufhalten. Reiten Sie weiter!“
„Oho!“ rief Cadera. „Wer hat hier zu befehlen, Sie oder ich?“
„Natürlich ich“, antwortete ich.
Es war notwendig, zu verhüten, daß der Major sich weiter mit ihnen einließ und dann erfuhr, daß sie die Kontrakte bei sich hatten, welche sich meiner Aussage nach bei Tupido befinden sollten. Darum trat ich so schroff auf. Er antwortete:
„Sie? Ich bin Major und habe die Aufsicht über Sie!“
„Unsinn! Ich stehe unter keines Menschen Aufsicht, aber ich werde Ihnen zeigen und beweisen, daß Sie selbst sich unter Aufsicht befinden. Diese Leute reiten augenblicklich weiter.“
„Nein. Sie bleiben. Ich werde sie durchsuchen lassen!“
„Wagen Sie das nicht!“
„Wollen Sie mich etwa hindern?“
„Ja, indem ich Sie niederschieße, sobald sich eine Hand gegen die beiden Männer erhebt, welche in meiner Angelegenheit abgesendet worden sind. Es handelt sich um das Wohl und Wehe von Señor Jordan und um das Zustandekommen unsers beabsichtigten Geschäftes. Da gilt mir Ihr Leben nicht mehr, als dasjenige einer Fliege oder eines Regenwurmes.“
Ich hatte meine Revolver gezogen. Meine Gefährten scharten sich um mich und hielten ihre Waffen auch kampfbereit. Die Soldaten hingegen drängten sich an den
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