34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
dagegen.“
„Das erwarte ich. Wir wollen alles bisherige vergessen und von jetzt an nur im gegenseitigen Interesse handeln. Der Major wird Ihnen beweisen, daß er Ihr Freund geworden ist.“
„Das ist nur gut für ihn, denn ein anderes Verhalten würde nur zu seinem eigenen Schaden ausfallen.“
„Señor!“ rief er in strengem Ton. „Sie bedienen sich wieder einer Sprache, welche ich nicht hören darf! Sie wissen, daß ich nachsichtig mit Ihnen verfahren bin, und ich hoffe, daß Sie das mit Dankbarkeit belohnen!“
„Gewiß, denn jede Tat trägt den Dank, nämlich ihre Folgen, in sich selbst.“
„Haben Sie noch eine Bemerkung, eine Erkundigung oder sonst etwas?“
„Nichts, als nur noch die Bitte, für hinreichenden Proviant bis Buenos Aires zu sorgen, da es doch nicht geraten erscheint, uns unterwegs mit der Jagd aufzuhalten.“
„Daran habe ich schon gedacht. Für jetzt also sind wir einig und miteinander fertig. Wenn wir uns wiedersehen, mag es in Freundschaft geschehen. An mir würde die Schuld nicht liegen, wenn das Gegenteil stattfände.“
„An mir auch nicht, Señor. Nehmen Sie unseren Dank für die Gastfreundschaft, welche wir hier genossen haben!“
„Bitte, Señor! Leben Sie wohl!“
Er entfernte sich mit seinem Begleiter, welcher kein Wort gesprochen hatte. Dann wurde uns Fleisch und auch Pferdefutter gebracht. Als die Tiere dasselbe verzehrt hatten, stellte sich der Major ein, um uns zu sagen, daß es Zeit zum Aufbruch sei. Man war so vorsichtig gewesen, die Mannschaften zum Exerzieren ausrücken zu lassen, so daß sich nur wenige Zurückgebliebene in der Nähe befanden, die Leute ausgenommen, welche uns begleiten sollten. Die letzteren waren gut bewaffnet, eine Vorsichtsmaßregel, welche wir dem Befehlshaber nicht übelnehmen konnten. In ihren Mienen war nicht viel Freundschaftliches zu lesen, und auch dem Major sah man es an, daß es ihm nur mit Anstrengung gelang, uns wenigstens ein gleichgültiges Gesicht zu zeigen.
Gesattelt hatten wir schon. Wir zogen also unsere Pferde aus dem Schuppen und stiegen auf. Der Kapitän und der Steuermann, welche nicht im Besitz von Pferden gewesen waren, hatten welche geborgt bekommen.
Unsere eigentliche Eskorte, welche uns nach Buenos Aires begleiten sollte, bestand aus derselben Anzahl Personen, wie wir selbst. Die andern zählten mit dem Rittmeister zehn Mann. Als wir aufbrachen, erschien Jordan und der General unter der Tür und winkte uns mit der Hand den Abschied zu. Wir beachteten es nicht. Es geschah ja doch nur, um uns in Sicherheit zu wiegen.
Wir ritten nicht den Weg, auf welchem wir gekommen waren, sondern hielten eine mehr südliche Richtung bei. Auf mein Befragen nach dem Grund erklärte der Major, daß dort der Fluß eine Krümmung uns entgegen mache und wir ihn also früher erreichen würden, als auf dem gestrigen Weg. Ich hatte diese Frage an ihn und nicht an den Rittmeister gerichtet, um allen Schein zu vermeiden, als ob ich mit demselben in besserem Einvernehmen stände.
Gestern waren wir an die Pferde gebunden gewesen, wobei es natürlich unmöglich war, zu sehen, ob einer ein guter oder schlechter Reiter sei. Heute, wo wir als freie Männer im Sattel saßen, konnte es viel leichter beurteilt werden. Es fiel mir auf, daß der Steuermann recht leidlich ritt. Er sagte, daß er früher im Süden der Vereinigten Staaten sehr oft an Land gewesen sei und da tagelang im Sattel gesessen habe. Der Kapitän ritt weniger gut, befand sich aber in vorzüglicher Stimmung.
„Charley, das war eine schlimme Falle, der wir entgangen sind. Ihr habt Euch wirklich ganz vortrefflich Eurer Haut gewehrt. Was werden die Kerle sagen, wenn sie nach Buenos Aires kommen und da bemerken, daß sie betrogen sind!“
„Sie kommen gar nicht hin.“
„Nicht? Sie fahren doch mit!“
„Ich nehme sie nur eine Strecke mit; dann zwinge ich Sie, das Floß zu verlassen.“
„Das gibt einen Kampf. Habe große Lust, einigen von ihnen meinen Namen hinter die Ohren zu schreiben. Aber wenn sie fort sind, so fahren wir doch zusammen nach Buenos?“
„Das ist noch unbestimmt. Wir wollen ja nach dem Gran Chaco. Leider aber werden wir es kaum wagen können, die erst beabsichtigte Richtung einzuhalten. Der Weg ist uns durch diese Leute verlegt, welche uns wohl schwerlich zum zweitenmal entkommen lassen würden.“
„So ist es am besten, wenn Ihr geradezu nach Buenos Aires schwimmt und die Reise von dort antretet. Ich reite dann mit.“
„O, habt Ihr denn
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