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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir uns ergreifen lassen?“
    „Fällt mir gar nicht ein. Es ist mir nur ein Gedanke gekommen, den ich für einen sehr glücklichen halte.“
    „Welcher?“
    „Wir haben keine Pferde und können auch auf viele Tagereisen weit keins bekommen. Im Tal aber gibt es welche.“
    „Die du dir holen willst?“
    „Nicht alle, sondern nur zwei.“
    „Das wäre Tollkühnheit!“
    „Wenn ich finde, daß es zu verwegen ist, werden wir es lassen. Ich hoffe aber, daß es viel, viel leichter sein wird, als du denkst.“
    „Schwerlich!“
    „Pah! Wir wissen genau, daß die Cambas Sieger sind, und ich befürchte, daß sie unsere Verbündeten bis auf den letzten Mann aufgerieben haben. Nach einem solchen Erfolg sind die Roten wie betrunkene Kinder. Sie werden schreien und jubeln, essen und trinken und an nichts anderes denken, als daß sie uns überwunden haben. Da vergißt man es vielleicht, den Eingang zum Tal zu bewachen. Und stellt man ja einen Wächter hin, so läuft er entweder fort, um mitzujubeln, oder er wird von mir und dir sehr leicht unschädlich gemacht, worauf es sehr schlimm zugehen müßte, wenn wir nicht zu zwei Pferden kämen.“
    „Und wenn dieselben nicht gesattelt sind?“
    „Dummkopf! Schau da hinaus! Siehst du denn nicht, daß der Vater Jaguar unsere Pferde zwar erschossen, aber ihnen nicht das Sattel- und Zaumzeug genommen hat. Finden wir zwei ungesattelte Pferde, so reiten wir hierher, um das zu finden, was wir brauchen.“
    Perillo brachte noch einige Einwendungen vor. Er wollte sich nicht wieder in eine so große Gefahr wie die heut überstandene begeben; aber der Gambusino widerlegte ihm alles, was er vorbrachte. Darüber wurde es Abend, und die beiden verließen vorsichtig ihr Versteck. Sie wendeten sich nicht am Waldesrand zurück, da sie da leicht auf den befürchteten Hinterhalt stoßen konnten, sondern schlichen sich eine Strecke weit in den Campo hinein und bogen erst dann, als sie den Wald nicht mehr sehen konnten, nach rechts ab, in welcher Richtung das Tal des ausgetrockneten Sees vor ihnen lag.
    Um dasselbe zu erreichen, brauchten sie jetzt viermal so viel Zeit als am Nachmittag, da sie es zu Pferd als Flüchtlinge verlassen hatten. Sie konnten es nicht verfehlen, weil sie sich dem Wald nach und nach wieder näherten und endlich an demselben hinschritten. Noch ehe sie in der Finsternis den Eingang sehen konnten, hörten sie den Lärm, welcher durch denselben aus dem Tal drang.
    „Horch!“ sagte der Gambusino, indem erlauschend stehenblieb. „Ich habe mich nicht geirrt. Man bejubelt den Sieg. Daß es so kommen mußte! Meine Ahnung, daß der Vater Jaguar uns voraus sei, war also doch ganz richtig.“
    „So hättest du dich danach richten sollen. Pellejo hatte doch recht, als er uns zu größerer Vorsicht aufforderte.“
    „Schweig und sprich mir nicht von diesem Menschen! Er wollte kommandieren. Es hat so sollen sein und ist nun nicht zu ändern. Bleib jetzt einmal hier stehen! Ich will voranschleichen, um zu rekognoszieren.“
    Er huschte fort. Als er nach ungefähr zehn Minuten zurückkehrte, berichtete er in freudigem Ton: „Es ist so, wie ich dachte. Kein Mensch steht Wache. Wir können hinein, ohne bemerkt zu werden. Komm!“
    Er nahm den anderen bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Als sie das Felsentor des Tales erreichten, glänzte ihnen der Schein von vielen Feuern entgegen, so daß sie sich ganz zur Seite im Schatten des Felsens halten mußten. Der Gambusino deutete auf den letzteren und sagte: „Hier war es, wo uns die beiden kleinen roten Kerls von oben herab vor die Füße flogen. Ich ließ sie leider laufen, weil ich glaubte, daß sie uns sicher seien. Nun sind sie uns wieder entkommen!“
    „Schadet nichts. Ich freue mich jetzt, daß wir sie nicht getötet haben.“
    „Warum?“
    „Weil sie doch vielleicht das sind, wofür sie sich ausgeben. So oft wir sie trafen, haben sie sich so kindisch albern benommen, daß es mir heute unmöglich ist, noch zu glauben, daß er der eine Oberst Glotino sein soll.“
    „Je länger ich mir den Kerl und seine Streiche vergegenwärtige, desto mehr kommt es auch mir so vor, als ob wir uns geirrt hätten. Wir haben uns durch eine Ähnlichkeit täuschen lassen. Glotino würde niemals und aus keinem Grund selbst nach dem Chaco gehen, sondern einen tüchtigen Offizier schicken. Wenn mir diese beiden Roten wieder über den Weg laufen sollten, so wird es mir gar nicht einfallen, sie als voll zu behandeln. Ich bedrohe keineswegs mehr

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