Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Geronimo, dem Morden Einhalt zu tun. Komm, Anciano, wir wollen sehen!“
    Die beiden ritten durch den Eingang in das Tal. Was sie da sahen, war für einen christlichen Sinn weit mehr als nur betrübend. Die Cambas, welche vorher unter den Bäumen verborgen gewesen waren, hatten ihre Verstecke verlassen, um ihren Gegnern sich und ihre Übermacht zu zeigen. Sie hatten, jetzt vor den Bäumen sitzend und ihre Waffen noch immer bereit haltend, den ganzen Rand des Tales rundum eingenommen. Rechts, wo vorher der Vater Jaguar postiert gewesen war, befand sich jetzt Geronimo mit seinen weißen Gefährten. Doktor Morgenstern und sein Fritze waren auch dabei.
    Die Aripones befanden sich noch am Ufer des kleinen Sees; sie wagten es nicht, einen Vorstoß zu unternehmen, und hatten ihre Toten und Verwundeten zusammengetragen. Der Augenschein lehrte, daß wohl mehr als die Hälfte von ihnen gefallen war. Das erregte den Zorn des Vater Jaguar. Er galoppierte zu Geronimo hin, schwang sich aus dem Sattel und fragte in scharfem Ton: „Wie kommt es, daß ich so viele Leichen sehe, von den Verwundeten gar nicht zu sprechen? Ich hatte dir doch gesagt, daß bis zu meiner Rückkehr nicht mehr geschossen werden sollte!“
    „Ich trage nicht die Schuld, daß es anders gekommen ist“, antwortete Geronimo. „Man gehorchte mir nicht, und ich habe geradezu drohen müssen, ehe man Einhalt tat.“
    „Dann wollen wir den Übriggebliebenen wenigstens nicht die härtesten Bedingungen stellen. Leider hat Leutnant Verano den Oberhäuptling der Aripones erschossen; wir werden also mit den Unterhäuptlingen zu verhandeln haben. Sende einen Boten an sie! Sie mögen zu mir kommen. Ich sichere ihnen freies Geleit zu. Aber ohne Waffen müssen sie sein.“
    Während der Bote abging, wandte sich Hammer, natürlich in deutscher Sprache, an Morgenstern: „Ich hatte Ihnen doch angedeutet, draußen vor dem Tal bei den Pferden zu bleiben. Wie sind Sie denn eigentlich auf die entgegengesetzte Seite des Tales und noch dazu in die Hände der Feinde gekommen?“
    Der Kleine antwortete: „Infolge unserer Tapferkeit, lateinisch Fortitudo oder auch Strenuitas genannt.“
    „Also Ungehorsam! Es ist doch sonderbar, daß Ihre Tapferkeit stets Ihre Gefangennahme zur Folge hat! Es muß sich also bei Ihnen beiden um eine ganz unglückliche Art von Fortitudo oder Strenuitas handeln.“
    „Janz jewißlich nicht“, fiel da Fritze schnell ein. „Es ist die richtige Tapferkeit jewesen. Erinnern Sie Ihnen doch einmal jenau! Sind wir heut jefangen jewesen?“
    „Allerdings.“
    „Ja, wo denn?“
    „Der Gambusino brachte Sie getrieben!“
    „Wie? Er hätte uns jetrieben jebracht? Dat ist falsch! Wir haben ihn vielmehr anjelockt und hinter uns herjebracht. Wir haben ihn in die Falle jeführt.“
    „Verteidigen Sie sich nicht auf eine so lächerliche Weise! Er ist ja wieder aus der Falle entkommen, und daran sind nur Sie beide schuld. Ich werde aber in Zukunft dafür sorgen, daß Sie uns einen solchen Schaden nicht wieder bereiten können.“ Er wäre vielleicht noch schärfer mit ihnen verfahren, aber es kamen jetzt die Unterhäuptlinge der Aripones herbei, und vom Eingang her näherte sich der ‚Harte Schädel‘, und so war es Zeit, die Verhandlung zu beginnen, zumal der Nachmittag sich zur Rüste zu neigen begann.
    An dieser Verhandlung nahmen nur die Weißen und die Häuptlinge teil. Der Vater Jaguar hielt einige begütigende Reden, in denen er die Forderungen der Cambas zu mäßigen suchte und den Aripones bewies, daß ihre Freundschaft mit dem Gambusino und seinem Anhang ihnen nur Unglück gebracht habe und daß es für sie am geratensten sei, mit ihren roten Brüdern in Eintracht und Frieden zu leben. Seine Worte brachten nach beiden Seiten den beabsichtigten Eindruck hervor, und dann begann eine Art Handel in Beziehung der Kriegsentschädigung, welche die Aripones den Cambas zu zahlen hatten. Es ging dabei sehr erregt her, doch brachte der Vater Jaguar nach einiger Zeit die beabsichtigte Einigung zustande.
    Die Cambas hatten heute keinen Mann verloren, Grund genug, ihre Forderungen nicht zu übertreiben. Die Aripones waren durch die große Zahl ihrer Toten und Verwundeten hart bestraft. Sie mußte alle ihre Waffen abgeben und dann Frieden schwören. Es war dem Vater Jaguar gelungen, eine Straflieferung von Pferden und Rindern zu hintertreiben, da die Aripones diese Tiere doch, um sie den Cambas bringen zu können, den weißen Ansiedlern vorher hätten rauben

Weitere Kostenlose Bücher