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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefunden. Nun will er jetzt mit dem Gambusino hinauf, weil dieser erfahrener und scharfsinniger ist.“
    „Sie wissen das genau?“
    „Ganz genau. Ich hörte es von ihnen selbst. Ich belauschte sie gestern, ohne daß sie es ahnten und – – –“
    Er hatte nur in kurzen Absätzen gesprochen und die Worte oft einzeln und mühsam hervorgestoßen; seine Stimme war dabei immer schwächer geworden. Jetzt riß es ihm mitten in der Rede die Hand von der Wunde weg; er bäumte sich mit einem gurgelnden Schrei empor und sank dann wieder nieder. Seine Augen schlossen sich; er röchelte leise und immer leiser; seine Glieder streckten sich in krampfhaften Zuckungen aus – er war tot.
    „Vorüber!“ sagte der Vater Jaguar, indem er sich aufrichtete. „Er war ein Empörer, ein Verräter und hat hier den gerechten Lohn gefunden. Seine letzten Worte sind von der größten Wichtigkeit für uns.“
    „Ja“, nickte Anciano ernst. „Sie bestätigen, daß Antonio Perillo der Mörder meines Herrschers ist. Wäre bisher ein Irrtum möglich gewesen, so könnte nun jetzt keine Rede mehr von einem solchen sein. Der Täter ist mir heute entkommen; aber ich werde mich wie ein Hund auf seine Fährte legen und weder am Tage noch des Nachts ruhen, bis ich ihn ergriffen habe.“
    „Was seine Fährte betrifft, so werden wir dieselbe nicht berücksichtigen. Es würde vielmehr ein großer Fehler von uns sein, wenn wir uns auf eine so langwierige und mühsame Suche begeben wollten, während wir doch nun ganz genau wissen, wohin sich die beiden wenden werden. Da wir erfahren haben, daß die Barranca del Homicidio das Ziel ihrer Wanderung ist, brauchen wir ja nur dorthin zu reiten, um sie dort zu erwarten.“
    „Aber wenn sie eher dort ankommen als wir?“
    „Das steht nicht zu erwarten, weil sie keine Pferde haben.“
    „Sie können aber durch irgendeinen Zufall zu zwei Tieren kommen!“
    „Wenn wir uns mit allen möglichen Zufällen abgeben wollten, so wäre es am besten, wir ließen sie gleich laufen und bekümmerten uns gar nicht mehr um sie. Unter hundert Fällen ist auf neunundneunzig zu wetten, daß wir eher dort ankommen als sie, und danach handeln wir. Sollte aber keiner der neunundneunzig Fälle, sondern nur gerade der hundertste eintreten, so trifft uns keine Schuld, wir haben unsere Pflicht getan, und es ist selbst dann noch immer die Möglichkeit vorhanden, daß wir dennoch unseren Zweck erreichen. Brechen wir also nach dem Tal auf!“
    „Was tun wir mit dieser Leiche?“
    „Unter anderen Umständen würde ich sie hier an Ort und Stelle begraben; jetzt aber habe ich keine Zeit dazu. Wir wissen nicht, was während unserer Abwesenheit geschehen ist, und haben also keine Zeit zu verlieren. Das Pferd nehmen wir natürlich mit.“
    Das Pferd, welches der Gambusino geritten und dann aufgegeben hatte, war vor Überanstrengung gestürzt und eine Weile wie tot liegengeblieben. Nun aber hatte es sich wieder aufgerafft und fraß von dem Gras, welches hier ziemlich üppig stand. Der Vater Jaguar fing es leicht ein und untersuchte es. Er erkannte, daß es sich bei einiger Ruhe und Schonung sehr wahrscheinlich wieder erholen würde, und band daher die Zügel desselben mit denen des seinigen zusammen.
    Indessen hatte der alte Anciano sich an der Leiche des Hauptmannes zu schaffen gemacht. Dieser hatte Waffen und verschiedene andere brauchbare Gegenstände bei sich getragen, von denen vorauszusetzen war, daß der Gambusino und Perillo sich ihrer bemächtigen würden. Darum nahm der Alte sie lieber zu sich. Darauf bestiegen sie ihre Pferde wieder und kehrten nach dem Tal des ausgetrockneten Sees zurück.
    Als sie dort ankamen, wurden sie von einer Cambasschar empfangen, welche den Eingang des Tales zu beaufsichtigen hatte. Der ‚Harte Schädel‘ befehligte sie. Von dem Vater Jaguar befragt, wie es im Tal stehe, antwortete dieser: „Es steht gerade so, wie wir es erwartet haben, Señor. Wir sind Sieger geblieben.“
    „Das versteht sich ganz von selbst, denn uns zu besiegen war für die Aripones gar keine Möglichkeit vorhanden. Wenn ich fragte, so geschah es um dieser letzteren willen. Ihr habt nach meiner Entfernung doch nicht wieder geschossen?“
    „Noch einigemal, Señor.“
    „Warum?“ fuhr Hammer auf. „Das ist der reine Mord!“
    „Sie waren und sind unsere Feinde und hätten uns, wenn sie Sieger geblieben wären, bis auf den letzten Mann getötet.“
    „So müßt ihr sie ja fast alle erschossen haben! Ich befahl doch

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