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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wobei er durch die feste Wand zu verschwinden schien.
    »Ah«, sagte Seg, »vielleicht begreifen unsere Mitstreiter nun ein wenig von dem, was uns hier erwartet.«
    »Ungesund, das Ding«, sagte Nath der Verstockte.
    Die Fackeln ließen erkennen, daß die Wendeltreppe zweimal um die Öffnung führte, ehe sie das unter uns liegende Stockwerk erreichte. Die Stufen waren breit genug für zwei nebeneinanderstehende Männer. Strom Tothor stellte sein kühnes Löwenmensch-Temperament unter Beweis, indem er brüllte, daß er als erster hinuntersteigen würde. Mit dem Schwert in der Hand machte er sich auf den Weg.
    Seg und ich wechselten einen Blick. An einem Ort wie dem Coup Blag sind Treppen sehr gefährlich.
    Seg näherte sich dem oberen Ende der Treppe, entriß einem Wächter eine zehn Fuß lange Stange und folgte Tothor in die Tiefe. Ich gebe zu, ich war nervös, überspannt. Eine Treppenstufe konnte wegklappen und Seg verschwinden lassen; eine andere konnte eine Salve Pfeile in seinen Körper jagen, eine sichelartige Klinge konnte aus einer Steinfuge hervorzucken und ihn aufschlitzen – ich drängte mich durch die Horde, die zögernd die Öffnung umstand. Man ließ mich bereitwillig durch. Ich schloß mit Seg auf, der gelassen jede Stufe abklopfte, ehe er sich ihr anvertraute.
    »Die Vorderkante der Stufen, Seg«, sagte ich. »Die können auch Unangenehmes freigeben.«
    »Aye. Ich prüfe sie auch.«
    Wir erreichten das untere Ende der Treppe, und Tothor ließ sein Numim-Gebrüll erschallen: »Alles in Ordnung!«
    Der Fackelschein offenbarte eine mit Steinen ausgekleidete Passage, die in beide Richtungen verlief. Wir machten den von oben nachdrängenden Leuten Platz, und Tothor marschierte nach rechts, um dort den Gang zu erkunden.
    Inmitten der letzten Wächtergruppe kam Dame Hebe. Sie hatte sich für die Expedition passend umgekleidet; die Roben waren einer schimmernden engen Tunika gewichen, an den Füßen trug sie Mokassins.
    Sie erreichte die unterste Stufe und ging an uns vorbei. Ich wußte gleich, daß sie kein Wort sagen würde. Sie schaute uns nicht einmal an.
    Der Bursche hinter ihr wirkte sogar für einen Chulik ziemlich groß, der kahlrasierte Kopf war mit Blattgold bedeckt. Auch sein kleiner Zopf schimmerte golden umhüllt. Er trug eine Komplettrüstung und zahlreiche Waffen, und seine Haltung wies ihn als Mann aus, mit dem nicht zu scherzen war. Wir wußten, daß Dame Hebe ihm traute.
    Ein Lachen tönte die Treppe herab.
    Wir schauten hinauf.
    Dort oben war die verhüllte Gestalt des Keckernden Spotts zu sehen, die zu uns herablinste. Das schreckliche Lachen ließ unsere Nerven vibrieren. Die Echos hallten wie ein Schwarm Insekten im engen runden Treppenhaus.
    Wir alle hörten das dumpfe Knirschen und Quietschen, vermutlich wußten die meisten sofort, was es war.
    Ein runder schwarzer Einschnitt erschien an einer Seite des Loches. Wie eine Sonnenfinsternis glitt der Deckel über das Licht und erzeugte dabei das unmenschliche Ächzen. Das Keckern wurde leiser und erstarb. Erstarb wie das Licht. Absolute Dunkelheit umhüllte uns und unsere schwach wirkenden Fackeln.
    »Ich glaube«, sagte Seg, »da können wir noch so viele Sklaven hochschicken, der Stöpsel wird sich nicht von der Stelle rühren.«

15
     
     
    Der Chulik löste den Helm von seinem Gürtel und setzte ihn auf den goldenen Schädel, auf den er so stolz war. Stolz ist ein Gefühl, das Chuliks kennen. Von Geburt an zu Kämpfern und Söldnern ausgebildet, sind ihnen die sanfteren menschlichen Gefühle weitgehend fremd. Die drei Zoll langen Hauer ragten ihm aus den Mundwinkeln und waren – natürlich – in Gold gefaßt.
    »Wir kommen hier raus, wenn wir müssen, meine Dame.«
    »Ja, Scancho, daran zweifle ich nicht.«
    Wenigstens gab es einen, der die anderen bei Laune zu halten versuchte.
    Dame Hebe fuhr fort: »Es wäre besser, wenn die anderen weiter vorn nichts davon erführen. Sag deinen Leuten das gleiche, Scancho. Wenn sie mir nicht gehorchen, ergeht es ihnen schlecht, das wissen sie.«
    »Quidang, meine Dame.«
    Sie warf Seg, Nath und mir einen forschenden Blick zu und setzte hinzu: »Auch ihr solltet eure Weinschnuten geschlossen halten. Dernun? «
    Ich war wie bedrückt. Sie hatte einen bildhaften Ausdruck verwendet, der beim einfachen kregischen Volk gebräuchlicher war als beim hohen Adel. Die Art und Weise, wie sie schließlich ihr ›Dernun‹ herausbrachte – bestimmt, forsch, basta –, wies sie als Person aus, die das

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