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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Waffen zu strecken.“
    „Und mein Bruder glaubt wirklich, daß sie das tun werden?“
    Der ‚Starke Büffel‘ sprach diese Frage mit einem nicht ganz unterdrückten Lachen aus. Winnetou antwortete in seiner ruhigen Weise:
    „Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin überzeugt davon.“
    „So will ich dem Häuptling der Apachen sagen, was geschehen wird. Die Yumas werden zwar sehen, daß sie eingeschlossen sind, aber sie werden sich durchschlagen, was ihnen leicht werden wird.“
    „So mag der ‚Starke Büffel‘ sagen, inwiefern es ihnen so leicht sein wird! Können Sie nach dem Wald hin entkommen?“
    „Nein, denn dort stecken unsere Krieger im Schutz der Bäume, und jeder von ihnen kann zehn Feinde töten, ehe der elfte an ihn kommt. Sie müssen also nach der anderen Seite.“
    „Aber dort befinden sich doch auch Krieger von uns!“
    „Das tut nichts, denn diese werden zwar einige Yumas töten, die anderen aber entkommen lassen müssen. Selbst der beste Läufer kann keinen Reiter ereilen.“
    „Uff! So denkt der ‚Starke Büffel‘, daß die Yumas reiten werden?“
    „Ja. Sobald sie sich eingeschlossen sehen, werden sie sich auf ihre Pferde werfen und nach der Ebene hinaus durchbrechen.“
    „Aber sie werden keine Pferde haben“, behauptete Winnetou mit der ihm so eigenen Sicherheit.
    Da begann es im Kopf des ‚Starken Büffels‘ zu dämmern. Er ließ den Atem wie einen leisen, verwunderten Pfiff über seine Lippen gehen und fragte:
    „Will Winnetou ihnen die Pferde wegnehmen lassen? Das wird schwer, sehr schwer sein!“
    „Es ist so leicht, daß ein Kind es auszuführen vermag. Haben die Yumas keine Pferde, so können sie nicht durchbrechen. Sie werden es zwar versuchen, jeden Versuch aber mit Blut bezahlen.“
    „So machen sie keinen Versuch mehr, ergeben sich aber auch nicht. Was gedenkt Winnetou dann zu tun?“
    „Sie aufzufordern, ihre Waffen abzuliefern. Der ‚Große Mund‘ wird seinen Leuten befehlen, sich zu ergeben.“
    „Willst du ihn dadurch, daß du ihm sonst mit dem Tod drohst, zu dem Befehl zwingen?“
    „Das können wir versuchen.“
    „Es wird nicht gelingen, obgleich er ein Feigling ist. Er weiß, daß wir ihn nicht so schnell töten, sondern mit uns nehmen werden, um ihn am Pfahl sterben zu lassen. Er wird sich einbilden, uns unterwegs entkommen zu können.“
    „Mein roter Bruder gibt ihm so kurze Gedanken, wie er wirklich nicht besitzt. Wird der ‚Große Mund‘ wirklich alle seine Krieger von uns erschießen lassen, um allein von uns fortgeschleppt zu werden? Oder wird es ihm nicht lieber sein, wenn sich auch seine Männer als Gefangene bei ihm befinden? Sind sie bei ihm, so ist die Flucht viel leichter, als wenn er allein ist.“
    „Aber auch unsere Aufmerksamkeit wird größer sein. Wäre die Flucht ihm nicht nur möglich, sondern gewiß, so würde ich glauben, daß er sich den Schein aneignete, auf unsere Forderung einzugehen.“
    „So ist es ja nur nötig, ihm diese Sicherheit zu geben, und ich kenne einen, dem das leichtfallen würde; Old Shatterhand ist es.“
    „Old Shatterhand, mein weißer Bruder? Wie sollte er es anfangen, dem ‚Großen Mund‘ weiszumachen, daß er entkommen wird, wenn er sich uns mit allen seinen Kriegern ergibt, aber sterben muß, wenn er sich dessen weigert?“
    „Frage ihn selbst! Während ich jetzt mit dir redete, hat er darüber nachgedacht. Er weiß, daß der ‚Große Mund‘ ihn betrügen will und daß es darum sehr leicht sein wird, ihn selbst zu betrügen.“
    Es war wirklich bewundernswert, wie Winnetou meine Gedanken zu erraten vermochte. Ich hatte ihm nicht die geringste Andeutung gemacht, auch wußte er nicht, was ich unterwegs mit dem ‚Großen Mund‘ geredet hatte, und doch sprach er mit einer Sicherheit von meinen Gedanken, als ob sie die seinigen seien.
    „Hat Winnetou recht gesprochen?“ fragte mich der Mimbrenjo.
    „Ja“, antwortete ich. „Der ‚Große Mund‘ wird seine Leute auffordern, sich uns zu ergeben.“
    „Und du, du willst ihn dazu vermögen?“
    „Ja, durch Gegenlist, da er die Absicht haben wird, mich zu überlisten. Ich verspreche ihm, ihn und seine Leute freizulassen.“
    „Er wird es nicht glauben.“
    „Er wird es glauben, denn er weiß, daß Old Shatterhand noch nie ein Versprechen gebrochen hat.“
    „Aber dieses müßtest du ja brechen und zum Lügner werden! Oder wolltest du dein Versprechen halten und ihn und seine Leute gegen unseren Willen fliehen

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