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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schmiegend, dorthin und blieb zwischen zwei Pferden liegen. Der Mann kam, blieb in der Nähe stehen und sah, mir den Rücken zukehrend, gen Himmel. Welche Betrachtungen er anstellte, ob astronomische oder poetische, das weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß sie ihm verhängnisvoll wurden.
    Ich kroch unter dem einen Pferd durch bis hart hinter ihn hin, stand auf, nahm ihn mit der Linken bei der Gurgel und gab ihm mit der festgeballten Rechten einen Hieb an die Schläfe; er brach zusammen, und ich zog ihn fort.
    Dabei sah ich mich nach dem anderen Wächter um; er war nicht mehr zu sehen, sondern von Winnetou auch schon beim Schopf genommen worden. Der Apache kam gleich auch gekrochen, gerade so wie ich seinen Yuma nach sich herziehend. Wir schleppten sie zu den beiden uns nächststehenden Mimbrenjoposten, um sie diesen zu übergeben und ihnen ernstlich anzudeuten, die beiden sofort zu erstechen, falls sie laut werden wollten. Dann galt es, die Pferde zu entfernen. Das war nicht schwer, denn sie hatten, soweit sie sich bisher bewegen durften, das Gras schon abgefressen und sehnten sich nach neuem Futter. Wir trieben, uns immer möglichst am Boden bewegend, zunächst zwei Pferde fort, über unsere Postenlinie hinaus, wo sie tüchtig zu grasen begannen; als die anderen das sahen, folgten erst einige und dann alle freiwillig nach. Und als sie bemerkten, daß sie nicht zurückgetrieben wurden, entfernten sie sich noch weiter, sogar so weit, daß sie endlich die Linie unserer angepflockten Pferde erreichten, wo sie halten blieben, da unsere Tiere, die nicht fortkonnten, eine Reihe von Sammelpunkten für sie bildeten.
    Der Streich war also geglückt. Der Apache kehrte auf seinen Posten zurück. Jetzt, da die Pferde fort und die Feinde rundum eingeschlossen waren, konnten sie immerhin erwachen; die Unsrigen waren bereit, den Kampf, falls derselbe notwendig werden sollte, zu beginnen. An mir lag es nun zunächst, die beiden überrumpelten Wächter fortzuschaffen. Sie waren betäubt gewesen, jetzt aber aufgewacht. Ihre Hüter waren ganz gute Krieger, hatten es aber nicht fertiggebracht, sie zu binden, sondern sie saßen mit gezückten Messern bei ihnen, um sie zum Stilleliegen und Schweigen zu zwingen. Es bedurfte meiner Hilfe, den beiden die Arme auf den Rücken zu befestigen. Das Material war vorhanden, da auch sie ihre Lassos bei sich hatten. Ich verbot ihnen bei Todesstrafe jeden Laut und zwang sie, mir zu folgen. Sie taten das ohne Widerstreben, da sie sich nicht wehren konnten und Angst vor dem Revolver hatten, welchen sie in meinen Händen sahen.
    Wir bewegten uns natürlich auf der Halbkreislinie, welche von unseren Posten gebildet wurde, und gelangten dann nach der südlichen Seite des Waldes, wo ihr Häuptling sich mit seinem Mitgefangenen unter der scharfen Obhut der fünf Mimbrenjos befand. Er mochte sich nicht wenig wundern und innerlich ergrimmt darüber sein, als er sah, daß ich wieder zwei seiner Leute gefesselt brachte, sagte aber kein Wort. Es kam mir nun darauf an, ihm zu zeigen, daß wir seine Yumas umzingelt hatten und es diesen nicht gelingen konnte, durch den Kreis der Mimbrenjos zu entkommen. Ich mußte ihm also unsere Aufstellung zeigen; darum band ich ihm, damit er gehen könne, die Füße los, dafür aber die Arme trotz seiner verwundeten Hand doppelt fest, befestigte außerdem einen Riemen, dessen anderes Ende ich an meinen Gürtel knüpfte, um seinen Leib und sagte dann zu ihm:
    „Der ‚Große Mund‘ wird sich nach seinem Lager sehnen; er mag mit mir kommen; ich will es ihm zeigen.“
    Er warf einen Blick beinahe freudiger Überraschung auf mich, da er im ersten Moment denken mochte, daß seine vorige Appellation an mein christliches Mitgefühl jetzt Früchte zu tragen beginne; dann aber dachte er sogleich an die Vorbereitung, welche ich soeben getroffen hatte, mich seiner Person zu versichern, und er antwortete, indem seine Brauen sich wieder finster zusammenzogen:
    „Wohin willst du mich schleppen? – Doch zu unserem Lager nicht!“
    „Ganz nicht, doch in die Nähe desselben, ich hoffe aber, dir noch im Laufe des Vormittags deinen Wunsch erfüllen zu können.“
    „Warum ist es jetzt unmöglich?“
    „Weil deine Krieger mich mit ihren Waffen empfangen würden und ich noch keine Lust habe, mir einige Löcher in den Körper schießen oder stechen zu lassen.“
    „Sie werden dir nichts tun, sondern dir dafür, daß du mich ihnen wiederbringst, sogar dankbar sein.“
    „Es sollte mich

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