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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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würde ihn dennoch ganz gewiß einholen“, antwortete ich.
    „Ja, ich würde ihn ergreifen, aber das kostete eine lange Zeit, vielleicht mehr als einen Tag, da ich seiner Fährte folgen müßte, welche nur langsam zu lesen ist. Und eine solche Zeit ist die Sache nicht wert.“
    „Mein Bruder wollte schießen. Warum hat er es nicht getan?“
    „Weil ich ihn nur verwunden wollte, die Entfernung aber eine so große war, daß ich keinen sicheren Schuß hatte. Getroffen hätte ich ihn bestimmt, aber dann vielleicht an einer gefährlichen Stelle, und töten wollte ich ihn doch nicht, weil ich zwar Schlimmes von ihm weiß, aber es ist nicht so viel, daß ich das Recht habe, ihm das Leben zu nehmen.“
    „Mein Bruder kennt den Menschen?“
    „Ja. Mein Freund Shatterhand hat ihn wohl noch nicht gesehen, aber seinen Namen kennt er auch. Er gehört zu den Bleichgesichtern, welche sich Mormonen nennen; er zählt sich zu den Heiligen der zukünftigen Tage, aber sein Wandel in der Vergangenheit und Gegenwart ist derjenige eines sehr gefährlichen Menschen. Er ist sogar ein Mörder; da er aber keinen meiner Brüder getötet hat, so muß ich ihm das Leben lassen.“
    „Und doch hast du ihn verfolgt! Du bist also der Ansicht gewesen, daß es für uns von Vorteil sei, ihn zu fangen.“
    „Ja, das waren sofort, als ich ihn erblickte, meine Gedanken. Wenn er sich hier auf der Hazienda befindet, so ist er gewiß ein Verbündeter von Melton; er kennt die Absichten und Geheimnisse desselben, und es wäre uns vielleicht gelungen, ihn zu zwingen, uns dieselben mitzuteilen.“
    „Hätte ich das gewußt, so wäre er nicht entkommen; ich hätte, als ich mit ihm sprach, ihn festgenommen oder ihn später durch eine Kugel zum Halten gezwungen. Wer ist der Mensch, den du einen gefährlichen Mann und sogar einen Mörder nennst?“
    „Wie sein eigentlicher Name ist, weiß ich nicht; er wird gewöhnlich der Player genannt.“
    „Der Player! Ah! Von dem habe ich freilich mehr als genug gehört. Du weißt, daß Melton einen Bruder hat, der als falscher Spieler berüchtigt war. Er erschoß in Fort Uintah einen Offizier und zwei Soldaten, worauf ich ihn bis nach Fort Edward jagte. Ich nahm ihn gefangen und lieferte ihn ab; aber er entkam dann. Mit diesem Bruder Meltons ist der Player sehr bekannt gewesen. Sie haben jahrelang miteinander ihre sauberen Geschäfte getrieben, und man redet allerdings davon, daß es dabei nicht nur Diebstahl und Raub, sondern sogar Mord und Totschlag gegeben habe. Mir sind zwei oder drei Fälle gut bekannt, in denen ich diesen Player für schuldig halte. Also der Halunke befindet sich hier! Dann ist er freilich ein Verbündeter Meltons, den er infolge seiner Bekanntschaft mit seinem Bruder kennengelernt haben wird, und es ist jammerschade, daß ihm die Flucht gelungen ist.“
    „Wollen wir ihm nach? Old Shatterhand wird seine Spur ebenso leicht finden wie ich; er kann uns nicht entgehen.“
    „Davon bin ich überzeugt; aber Winnetou hat ganz richtig gesagt, daß wir auf diesen Fang eine Zeit verwenden müßten, welche wir notwendiger brauchen. Der Player hielt mich für einen guten Bekannten von Melton und hat mir infolgedessen einige Mitteilungen gemacht, welche er jetzt bereuen wird. Ich muß sie meinem roten Bruder mitteilen.“
    Ich sagte ihm, was ich gehört hatte. Als ich fertig war, wiederholte er in seiner nachdenklichen Weise:
    „Die beiden Wellers sind mit den Auswanderern hinauf nach der Fuente de la Roca, und Melton ist mit dem Haziendero nach Ures geritten. Was sollen die Landesbrüder Old Shatterhands an der Fuente?“
    „Ja, wenn ich das wüßte! Kennt Winnetou diesen Ort?“
    „Ich habe einmal auf dem Weg von Chihuahua nach der Sonora zwei Tage lang da oben gejagt und die Nächte an der Fuente zugebracht. Die Gegend ist mir so bekannt, als ob ich öfters dort gewesen wäre. Der Jagd wegen sind sie nicht hinauf, und Ackerbau, Feldarbeit gibt es in jener wilden Gegend nicht. Wäre es auf solche Arbeit abgesehen, so wären sie hier geblieben, wo sie nötiger sind.“
    „So bleibt die Sache also ein Rätsel, dessen Lösung wir höchstens aus dem Umstand zu ziehen vermöchten, daß man an der Fuente mit Yuma-Indianern zusammentreffen will, also mit den Verbündeten Meltons, deren Kameraden auf seine Veranlassung hin hier diese Verwüstung angerichtet haben.“
    „Was für Yumas werden es sein? Doch nicht der ‚Große Mund‘ mit seiner Schar, die wir gefangen haben!“
    „Nein; es handelt sich

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