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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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da hinauf ist, so habe ich, was Sie wissen wollen, den Punkt, wo der Wert der Hazienda trotz deren Verwüstung für ihn steckt!“
    „Nun?“ fragte ich gespannt.
    „Zu der Hazienda gehört ein Bergwerk, ein Quecksilberbergwerk. Es ist aber nicht im Betrieb, weil ich keine Arbeiter bekommen konnte und weil die Indianer jene Gegend unsicher machen.“
    „Auch das habe ich gehört und – – –“
    Ich sprach nicht weiter, denn es stieg in mir ein Gedanke auf, welcher mir die Zunge lähmen wollte, ein ungeheuerlicher Gedanke, der aber, zu Melton in Beziehung gebracht, gar nicht so ungeheuerlich war. Es wurde hell in mir; aber mit dieser Helligkeit vergrößerte sich auch die Sorge, welche ich für meine Landsleute gehegt hatte und nun erst recht hegen mußte. Wie hatte ich in Gedanken geforscht und gesucht, ohne zu finden, und doch, wie leicht wäre das Richtige zu treffen gewesen! Ich hatte mit keinem Atem, mit keinem Hauch an jenes alte, eingegangene Bergwerk gedacht. Jetzt nun erkundigte ich mich freilich mit größter Spannung:
    „Wo liegt das Bergwerk?“
    „Droben in den Yumabergen, fünf Tagereisen von hier.“
    „Befindet sich die Fuente de la Roca auf diesem Weg?“
    „Ja, freilich, freilich! Das ist es ja, was mich an Señor Melton irre macht.“
    „Ah, sind Sie endlich doch irre geworden? Ich weiß nun, woran ich bin. Melton hat es nicht nur auf das Areal der Hazienda, sondern ganz besonders auf das Quecksilberbergwerk abgesehen. Dort sind Millionen zu finden, wenn man die nötigen Arbeiter dazu hat. Und Sie sind so töricht gewesen, ihm die Hazienda, die Bergwerke und sogar dazu dreiundsechzig Arbeiter für lumpige zweitausend Pesos zu verkaufen. Nun behaupten Sie, wenn Sie die Güte haben wollen, noch einmal, daß er ein Ehrenmann, ein Caballero ist!“
    „Ein Schurke ist er, ein Schuft, ein Dieb und Betrüger, ein Räuber, ein Teufel!“ schrie Timoteo Pruchillo wütend auf. „Und ich bin der größte Esel, den es auf der Erde gibt!“
    „Wenn auch nicht der größte, aber ein großer sind Sie allerdings, Don Timoteo. Ich habe Sie gewarnt!“
    „Ja, das haben sie, das haben Sie!“ rief er, indem er sich mit der Faust vor den Kopf schlug. „Hätte ich Ihnen geglaubt!“
    „Dann säßen Sie auf Ihrer Hazienda, und wir hätten die Yumas mit blutigen Köpfen zurückgewiesen.“
    „Ja, das hätten wir! Nun aber haben sie mir die Herden genommen, und ich habe nichts, gar nichts mehr!“
    „O doch! Zweitausend Pesos haben Sie!“
    „Spotten Sie nicht, Señor!“
    „Ich spotte nicht. Sie haben diese zweitausend Pesos und Ihre Herden samt allem, was die Yumas Ihnen abgenommen haben.“
    „Señor, das ist ein grausamer Scherz!“
    „Es ist nicht Scherz, sondern Ernst. Ich bin den Yumas nicht nur entkommen, sondern mein Bruder Winnetou hat sie mit den Mimbrenjos, mit denen er mir zu Hilfe kam, sogar gefangengenommen. Sie haben alles hergeben müssen und werden nach den Hütten der Mimbrenjos transportiert, um dort ihre Strafen zu erleiden. Fünfzig Mimbrenjos aber sind mit Ihren Herden unterwegs, um sie nach der Hazienda zu bringen. Wir beide sind vorausgeritten, um Ihnen das zu melden. Wir ahnten freilich nicht, daß Sie die Hazienda verkaufen würden.“
    Er stand steif vor Erstaunen, doch war dieses Staunen ein freudiges.
    „Die Yuma gefangen – – –! Strafe – – –! Fünfzig Mimbrenjos – – – nach der Hazienda – – – mit meinem Vieh – – –!“
    So stieß er abgebrochen hervor. Dann ergriff er plötzlich meinen Arm, wollte mich nach der Tür ziehen und bat:
    „Kommen Sie, kommen Sie! Schnell, schnell! Wir müssen nach der Hazienda, sofort, sofort!“
    „Sie sagen ‚wir‘? Also meinen Sie mich mit? Was sollte denn ich dort zu suchen haben?“
    „Reden Sie nicht so, Señor, nicht so! Ich weiß wohl, daß Sie allen Grund dazu haben. Ich habe Sie mißachtet, Sie gekränkt und beleidigt. Ich war mit Blindheit geschlagen. Jetzt aber werde ich – – – Ah!“ unterbrach er sich, indem er sich an den Beamten wendete. „Da kommt mir ein Gedanke. Ich bekomme meine Herden wieder. Sollte es nicht möglich sein, auch die Hazienda und die Arbeiter mit dem Bergwerk zurückzuerhalten? Der Kauf ist abgeschlossen?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte.
    „Ist denn nicht vielleicht ein Fehler vorgekommen, ein unscheinbarer Fehler, welcher ein Loch ergibt, durch das ich in meinen Besitz zurückkriechen könnte?“
    „Nein. Sie selbst haben mich um die

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