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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dankes hören lassen? Ich wurde von Ihnen beleidigt, hinausgeworfen, in die Gefangenschaft getrieben, habe für Sie mein Leben gewagt und soll es wohl auch ferner wagen, und Sie sagen mir kein einziges Wort, während ich mich herzlich bedanke, wenn mir jemand einen Schluck Wasser bietet! Das meinte ich, als ich davon sprach, daß Sie sich zu ändern haben. Ich bin hier ein deutscher Barbar genannt und sogar gefragt worden, ob ich lesen kann, mache aber die Erfahrung, daß man hier nicht einmal weiß, daß einer, für den ein anderer sein Leben in die Schanze geschlagen hat, die heilige Verpflichtung besitzt, sich bei diesem zu bedanken. Und ich habe für Sie noch mehr getan! Das war eine lange Rede; der kurzen Sinn derselben ist: Sehen Sie nun selbst, wie Sie weiterkommen! Ich habe keine Lust, mich als Dank für meine Güte an meine Pflicht und Ehre erinnern zu lassen!“
    Ich tat, als ob ich gehen wolle; da ergriff er mich beim Arm und bat:
    „Bleiben Sie doch, Señor, bleiben Sie! Was ich unterließ, ist aus Vergeßlichkeit unterblieben!“
    „Da kennen Sie sich nicht so gut, wie ich Sie trotz der kurzen Zeit kennengelernt habe. Es ist nicht Vergeßlichkeit, sondern etwas anderes. Sie halten sich für so erhaben über einen deutschen Barbaren und sogar über einen Mann wie Winnetou, daß Sie nicht zu bitten, sondern nur zu fordern und zu gebieten haben. Gehen Sie doch einmal hinüber nach Deutschland, um zu erfahren, daß dort jeder Knabe mehr weiß und mehr gelernt hat, als Sie in ihrem ganzen Leben jemals wissen und lernen werden! Und die Herrschaften, welche sich hier so bequem in ihren Matten schaukeln, mögen die finsteren und blutigen Gründe des wilden Westens aufsuchen, um zu der Einsicht zu gelangen, daß das kleinste Glied des kleinen Fingers von Winnetou mehr Kraft, Geschick und Adel besitzt, als in euerm Ures überhaupt zu finden ist. Ich bin hier nicht heute, sondern schon vorher von oben herab behandelt worden; jetzt schaut einmal von unten herauf, ob ich nicht die Veranlassung und das Recht besitze, euch zur Anklage zu bringen! Ich habe hier um Schutz für die Einwanderer nachgesucht und bin abgewiesen worden. Ihr habt den Kauf abgeschlossen und damit die braven Leute mit ihren Kindern in die Gewalt eines Verbrechers getrieben. Sagt mir einmal, was ich eigentlich hiernach zu tun hätte!“
    Ich bekam keine Antwort; sie schwiegen. Da steckte der Apache den Kopf zur Tür herein und fragte:
    „Ist mein Bruder fertig? Winnetou hat keine Lust, hier länger zu verweilen.“
    Rasch war der Haziendero bei ihm, nahm seine Hand und bat:
    „Kommen Sie noch einmal herein, Señor! Ich bitte Sie dringend. Sie wissen, daß ich ohne Ihren Rat nichts machen kann.“
    Der Apache trat herein, sah ihn ernst an und meinte:
    „Hat das Bleichgesicht sich bei meinem Bruder Shatterhand bedankt?“
    Es war wirklich, als ob er allwissend sei! Mit seiner kurzen Frage brachte er denselben Vorwurf, über den ich eine so lange Rede gehalten hatte.
    „Es fand sich noch keine Gelegenheit dazu. Wir haben uns ja noch nicht ausgesprochen“, lautete die Entschuldigung. „Sie wollen bis morgen hier bleiben?“
    Winnetou nickte. Und doch hatte ich es nicht mit ihm verabredet. Aber es verstand sich ganz von selbst, daß wir auch hier die gleichen Gedanken hatten.
    „Darüber vergeht aber eine kostbare Zeit, in welcher Wichtiges getan werden könnte!“ erinnerte der Haziendero.
    „Das Wichtigste ist, daß unsere Pferde Kräfte bekommen“, entgegnete Winnetou. „Von welchen Leistungen redet überhaupt das Bleichgesicht? Old Shatterhand und Winnetou haben nichts dagegen, wenn es seine Absicht ist, noch heute etwas zu leisten. Er mag es immerhin tun, aber selbst!“
    „Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich ohne Ihre Hilfe nichts fertigbringe.“
    „So mag das Bleichgesicht Old Shatterhand bitten. Was dieser tut, tue ich auch.“ Bitten fiel dem Haziendero schwer, aber er tat es doch; er brachte es sogar fertig, sich für das bisher Geschehene zu bedanken, aber nicht auf freie Anregung seines Herzens, sondern aus Rücksicht auf den Nutzen, den er davon zu haben hoffte. Der Mann konnte nicht dafür, daß er kein Gemüt besaß; Gemüt besitzt überhaupt nur der Germane. Ich hätte ihn nicht im Stich gelassen, auch wenn ich nicht aus Rücksicht für meine Landsleute gezwungen gewesen wäre, den Fußstapfen Meltons zu folgen. Darum antwortete ich auf seine Bitten:
    „Gut, wir wollen uns auch fernerhin Ihrer annehmen. Aber sagen Sie uns

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