Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
stellen?“
    „Das könnt Ihr noch fragen? Master Player, nehmt es mir ja nicht übel, wenn ich diese Eure Frage für töricht halte.“
    „Habe ich Euch jemals etwas getan?“
    „Nein; aber mit Euern Kollegen habe ich eine tüchtige Rechnung auszugleichen. Die Quittung werde ich ihnen mit einigen Kugeln geben.“
    „Und ich? Was gedenkt Ihr dann mit mir zu tun?“
    „Das kann ich jetzt noch nicht wissen. Ich muß erst erfahren, wie groß der Anteil ist, den Ihr an der Vergewaltigung meiner Landsleute habt.“
    „Und wenn ein solcher Anteil nun vorhanden wäre?“
    „Das würde Euch auch einen guten und wohlgezielten Schuß eintragen.“
    „Alle Wetter! Wer hat Euch denn zum Richter über mich bestellt?“
    „Ich selbst. Es ist aber gar nicht nötig, daß ich die Entscheidung fälle, welche Euch das Leben kosten wird. Die Auswanderer sind es, an denen Ihr Euch vergangen habt; ich liefere Euch ihnen aus und bin überzeugt, daß sie wenig Federlesens mit Euch machen werden. Oder denkt ihr etwa, Nachsicht von ihnen erwarten zu dürfen?“
    „Wenn ich in ihre Hände gerate, bin ich allerdings verloren. Aber wer zwingt Euch denn, mich ihnen auszuliefern?“
    „Niemand; es ist mein Entschluß, mein freier Wille. Ich kann Euch ihnen ausliefern oder aber Euch auch laufenlassen, ganz wie es mir beliebt.“
    „So möchte ich Euch bitten, letzteres zu tun!“
    „Euch die Freiheit geben? Was fällt Euch ein!“
    Ich machte dabei eine energische Armbewegung, welche ihm sagen sollte, daß daran nicht zu denken sei. Er kaute eine Weile an der Unterlippe und fuhr dann fort:
    „Master, ich habe oft und viel von Euch gehört, und bei allem, was man über Euch redet und von Euch erzählt, steht die Menschlichkeit obenan, mit welcher Ihr selbst den ärgsten Feind behandelt. Wie kommt es da, daß Ihr diese schöne Eigenschaft nicht auch jetzt, gegen mich, in Anwendung bringen wollt?“
    „Pah! Ich will menschlich gegen Euch sein; aber Ihr scheint Euch einen falschen Begriff von Menschlichkeit zu machen. Menschlich ist derjenige, welcher seinen Nächsten eben als Mensch behandelt, und das tue ich allerdings. Das heißt: einen guten Menschen behandle ich gut und einen schlechten schlecht.“
    „Ihr haltet mich also für schlecht?“
    „Natürlich!“
    „Da irrt Ihr Euch, Master! Ich bin nicht schlecht, gebe aber gern zu, daß ich leichtsinnig gehandelt habe. Ich wollte schnell ein reicher Mann werden und habe mich deshalb dem Unternehmen Meltons angeschlossen. Als ich dies tat, wußte ich nicht, daß Eure Landsleute ihr ganzes Leben unter der Erde verbringen sollen. Darauf könnt Ihr Euch verlassen! Ist das nicht ein Milderungsgrund?“
    Ich gab mir den Anschein, als ob ich seiner Versicherung Glauben schenkte, und antwortete:
    „Hm! Es ist allerdings ein Leichtsinn, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, ohne genau zu wissen, auf welche Weise dasselbe zustande kommen soll. Es wird mir schwer, Euch eine solche Unvorsichtigkeit zuzutrauen.“
    „Traut sie mir in Gottes Namen zu, Master! Ich schwöre, daß ich nur gewußt habe, daß die Deutschen im Bergwerk arbeiten sollen, daß man sie aber für immer in demselben vergraben will, davon habe ich keine Ahnung gehabt.“
    „Aber als Ihr es erfuhrt, seid Ihr natürlich einverstanden gewesen?“
    „Nein. Ich habe mich mit aller Gewalt dagegen gesträubt, konnte es aber leider nicht ändern. Aber ich nahm mir fest vor, ihnen später, soviel in meiner Macht stand, ihre Lage zu erleichtern.“
    „So! Nun, wenn das der Fall ist, so seid Ihr allerdings nicht der schlechte Mensch, für den ich Euch gehalten habe. Habt Ihr denn eine Ahnung, was es heißt, fürs ganze Leben in einem Schacht eingesperrt zu sein?“
    „Natürlich kann ich mir das denken.“
    „In einem Quecksilberwerk nämlich! Dies fürchterliche Gift übt eine entsetzliche Wirkung auf den Körper aus. Wie hätten meine armen Landsleute nach einigen Jahren ausgesehen, wenn sie nicht gestorben wären! Und was für einen Tod hätten sie gehabt!“
    „Schiebt das nicht auf mich, Master! Der teuflische Plan ist in dem Gehirn Meltons entstanden.“
    „Ihr sagt ganz richtig: teuflisch ist der Plan. Die Urheber werden aber auch eine Strafe erleiden, welche ihrem Verbrechen angemessen ist. Ich werde sie den Mimbrenjo-Indianern übergeben und sie am Marterpfahl hinrichten lassen. Die Schurken werden tagelang sterben. Darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
    „Sie haben es verdient; ich aber sage mich von ihnen

Weitere Kostenlose Bücher