37 - Satan und Ischariot I
Begleitern aus Ures zurück, um die Gefangenen zu bewachen.
Indem wir am Wasser aufwärts schritten, bildeten wir eine Einzelreihe. Jeder Nachfolgende ging hart hinter seinem Vordermann, damit wir die Fühlung nicht verlieren mochten. Bald kamen wir in das rechts abbiegende Nebental und mußten nun höchst vorsichtig sein. Jeder legte die Rechte auf die Schulter seines Vorangehenden und hielt sich mit der Linken von den Bäumen ab, an denen wir vorüberkamen. Der Schein eines Feuers glänzte uns entgegen. Über dem Wasser drüben hörten wir die Pferde stampfen.
Wir schritten nicht gerade auf das Feuer zu, sondern wurden von Winnetou in einem Bogen geführt. Als wir dann die Fuente erreichten, sahen wir, daß der Ort für unseren Zweck gar nicht geeigneter sein konnte. Der Felsen spaltete sich zu einer Nische, in deren Hintergrund der Quell aus dem Gestein hervorsprudelte. Das Feuer brannte vor der Nische; die Indianer aber saßen in der Nische selbst, außer dreien, welche mit braten beschäftigt waren. Wir brauchten also nur die drei niederzuschlagen; die anderen elf waren uns sicher, wenn wir uns vor der Nische, aus der es der Höhe der Felsen wegen kein Entrinnen gab, aufstellten. Ihre Waffen lagen in einem Haufen vor der Nische.
Ich befahl, einen Halbkreis zu bilden, die drei am Feuer Winnetou und mir zu überlassen, und sprang, als der Befehl leise von einem zum anderen gegangen war, vorwärts. Wir hatten nur wenige Schritte zu tun. Als die Yumas das Geräusch unserer Füße hörten, waren sie auch schon eingeschlossen, und mein und Winnetous Kolben trafen die drei Roten so, daß dieselben zusammenknickten.
Die anderen sprangen erschrocken auf, um aus der Nische hervor und nach ihren Waffen zu eilen, erkannten aber, daß dies unmöglich war, denn wir standen vor derselben und hielten ihnen mehr als zwanzig Gewehrläufe entgegen. Die kurze Verhandlung, welche wir mit ihnen führten, braucht nicht des näheren geschildert zu werden; sie mußten sich ergeben und wurden mit ihrem eigenen Riemenzeug gebunden.
Hier an der Fuente befand sich, wie wir gewußt hatten und nun auch sahen, der Hauptposten von den fünf, welche zwischen der Hazienda und der Almadén alto gelegt waren. Wir fanden in der Nische mehrere Ledersäcke, welche mit Proviant und allem gefüllt waren, was für Indianer zu einem längeren Aufenthalt nötig ist. Der Ort selbst war in jeder Beziehung, außer für den Zweck der Verteidigung, gut gewählt. Wozu die Posten eigentlich gelegt waren, konnten wir uns denken, wenn ihr Zweck auch ein mehr zukünftiger als gegenwärtiger war. Auf dieser Linie sollte nämlich die Ausbeute des Quecksilberbergwerks über die Hazienda nach Ures und von dort aus alle Bedürfnisse für Almadén zurücktransportiert werden; die Posten hatten für die Sicherheit des Weges zu sorgen.
Als wir uns im Besitz der Quelle befanden, ging Winnetou zurück, um die anderen zu holen. Nach Verlauf einer Stunde waren sie bei uns. Es gab selbstverständlich lebhafte Szenen, welche für uns teils unangenehm, teils heiter waren, aber keine Bedeutung hatten, weshalb ihre Schilderung besser unterlassen bleibt. Wir schliefen tüchtig, die Wachen natürlich ausgenommen, und brachen am nächsten Morgen zeitig auf.
Nun befanden wir uns eigentlich in einer kleinen Verlegenheit. Niemand von uns war in Almadén gewesen, und die Yumas wollten wir nicht fragen. Wir hätten sie zwar zwingen können, uns zu führen, wären dabei aber jedenfalls auf Hinterlist und Hartnäckigkeit gestoßen. Man wird sagen: Der Haziendero hat doch jedenfalls den Weg nach seiner Besitzung gekannt. Ja, das ist richtig; aber wir wollten auch nicht eine Spur von Unsicherheit merken lassen. Sobald wir ihm nur das geringste zu danken hatten, stand zu erwarten, daß er und sein Jurisconsulto wieder in ihr altes Wesen zurückfallen würden. Zudem glaubte ich, mich auf den Player besser als auf ihn verlassen zu können. Dieser war, sozusagen, als Spion oben in Almadén gewesen und hatte die Gegend jedenfalls in einer für seine Zwecke dienlichen Weise durchsucht; für meinen Zweck kannte er sie wahrscheinlich also genauer als der Haziendero, und es zeigte sich auch in der Folge, daß ich da richtig vermutet hatte.
Für den ersten Teil des Rittes brauchten wir keine Erkundigungen einzuziehen; es verstand sich ganz von selbst, daß unser Weg von der Fuente aus talaufwärts führte, und wohin wir uns, wenn das Tal zu Ende war, zu wenden hatten, das konnte ich dem
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