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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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warnten mich vor einem Indianerüberfall, welcher nur in Ihrer Einbildung vorhanden ist; er würde nur dann, und zwar sofort, zur Wirklichkeit werden, wenn ich Sie und Ihre Begleiter bei mir behielte. Sie haben den Sohn des Häuptlings der Yuma erschossen und werden von dem Häuptling unbedingt verfolgt. Behalte ich Sie bei mir, so habe ich ihn und seinen Stamm augenblicklich auf dem Hals. Sie sehen also wohl ein, daß ich Sie fortschicken muß!“
    „Wenn Sie damit meinen, daß Sie Ihren Voraussetzungen gemäß handeln, so widerspreche ich nicht und werde also gehen.“
    „Wem gehört das Pferd, welches Sie ritten?“
    „Melton stellte es mir in Lobos zur Verfügung.“
    „So gehört es mir, und Sie werden es hier zurücklassen. Da Sie vorhin davon sprachen, daß Ihre Begleiter nur deshalb hierhergekommen sind, um sich möglicherweise beritten zu machen, so muß ich Ihnen sagen, daß ich ihnen kein Pferd überlassen kann. Ich würde ihnen auch ohne Geld, welches Sie jedenfalls nicht haben, einige Tiere geben, denn die Mimbrenjos sind ehrliche Leute und würden bald einen Boten senden, um mir die Pferde wiederzubringen oder irgendeine Bezahlung anzubieten; aber ich darf Sie nicht unterstützen, da ich mir sonst die Yuma zu Feinden machen würde.“
    „Die Vorsicht, mit welcher Sie verfahren, ist nur lobenswert, Don Timoteo. Ich habe nur noch zu fragen, wie man gehen muß, um baldigst über Ihre Grenze zu kommen.“
    „Was das betrifft, so werde ich Ihnen einen Führer mitgeben, da Sie sonst durch Ihre Phantasie leicht irregeleitet werden könnten. Sie sehen, wie besorgt ich um Sie bin!“
    „Vielleicht ist es mir dafür vergönnt, einmal besorgt um Sie zu sein. Ich bin ein dankbarer Mensch.“
    „In diesem Falle nicht nötig. Ich verzichte auf Ihre Dankbarkeit, denn ich wüßte wirklich nicht, wie ein armer Teufel, der nicht einmal ein Pferd besitzt, mir, dem reichen Haziendero, erkenntlich sein könnte.“
    Er klatschte in die Hände, worauf der Majordomus so schnell erschien, daß er draußen an der Tür stehengeblieben sein mußte, um unsere Unterhaltung zu belauschen. Als der aufgedunsene ‚Señor Adolfo‘ den Auftrag erhalten hatte, uns über die Grenze schaffen zu lassen und darauf zu sehen, daß mein Pferd zurückbleibe, verließ ich das Zimmer, und er kam hinter mir drein. Draußen vor der Haustür sagte er in hämischem Ton lachend zu mir:
    „Mit dem Tenedor de libros war es also nicht! Du bist das, wofür ich dich gleich gehalten habe, ein Vaga – – –“
    „Und du bist der größte Schafskopf, der mir jemals vorgekommen ist“, unterbrach ich ihn, „sollst aber für dein freundschaftliches Duzen eine Anerkennung bekommen. Hier hast du sie!“
    Ich gab ihm erst auf seine linke Wange eine Ohrfeige, daß er nach rechts taumelte, und dann auf die rechte Wange eine doppelt kräftige, so daß er nach links zu Boden stürzte. Vielleicht hätte ich das nicht getan, aber ich sah, daß der Haziendero sein Fenster geöffnet hatte, an welchem er stand, um meinen Abzug anzusehen. Er hatte jedenfalls die Worte seines Majordomus gehört und sollte meine darauf erfolgende Antwort nicht nur auch hören, sondern sogar sehen. ‚Señor Adolfo‘ sprang schnell wieder auf, zog sein Messer, welches dort jedermann stets im Gürtel trägt, heraus und drang auf mich ein, indem er brüllte:
    „Lump, was hast du gewagt! Das sollst du büßen!“
    Ich parierte seinen Stoß mit Leichtigkeit, indem ich ihm das Messer aus der Hand schlug, nahm ihn rechts und links an den Hüften, hob ihn empor und schleuderte ihn neben der Brücke in den Bach hinab, dessen Wasser über ihm zusammenschlug. Es war aber nicht so tief, daß er ertrinken konnte. Er kam schnell wieder zum Vorschein und stieg schnaubend und pustend an das Ufer. Vielleicht hätte er mich noch einmal angegriffen, in welchem Fall er sicher wieder in das Wasser geflogen wäre, es kam aber einer dazwischen, den ich in diesem Augenblick nicht hier zu sehen erwartet hätte.
    Als ich den Majordomus in das Wasser warf, hatte ich mich von dem Haus ab- und dem Bach zuwenden müssen. Dabei fiel mein Blick auf das noch offenstehende Tor, durch welches soeben Melton, der Mormone, hereingeritten kam. Er sah, was geschah, sah auch den Haziendero am offenen Fenster stehen, trieb schnell sein Pferd herbei und rief:
    „Was geht hier vor? Ich glaube gar, ein Kampf! Das muß auf einem Versehen beruhen, welches ich gleich aufklären werde. Haltet also Ruhe!“
    Diese

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