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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Untertanen mich vom Thron stoßen?“
    „Davon später. Lesen Sie zunächst einmal dieses!“
    Ich reichte ihm aus meiner Brieftasche die Legitimationskarte, welche ich mir von dem mexikanischen Konsul in San Franzisco hatte ausstellen lassen. Als er sie gelesen hatte und mir zurückgab, war der humoristische Ausdruck seines Gesichtes verschwunden.
    „Ich habe natürlich anzunehmen, daß Sie der rechtmäßige Besitzer dieser Legitimation sind?“ fragte er.
    „Natürlich! Vergleichen Sie gefälligst meine Person mit dem Signalement!“
    „Habe schon gesehen, daß es stimmt, Señor. Aber was führt Sie zu mir? Warum lassen Sie sich als meinen Tenedor de libros anmelden?“
    „Weil Melton mir diese Stelle zugesichert hat.“
    „Davon weiß ich nichts. Ich brauche ja gar keinen Buchhalter. Die wenigen Tropfen Tinte, welche es hier auf meiner Hazienda zu verschreiben gibt, verwüste ich mit meiner eigenen Feder und mit meiner eigenen Hand.“
    „Das habe ich mir allerdings gedacht!“
    „Und dennoch sind Sie gekommen?“
    „Dennoch, und zwar mit gutem Grund. Es ist ein so wichtiger, daß ich Sie bitten muß, Sie hinsichtlich dessen, was ich Ihnen mitteilen werde, um Ihre Verschwiegenheit zu ersuchen.“
    „Das klingt ja ganz geheimnisvoll! Ganz so, als ob eine Gefahr für mich vorhanden wäre!“
    „Ich bin allerdings überzeugt, daß so etwas im Anzug ist.“
    „Dann sprechen Sie, bitte, schnell!“
    „Zunächst Ihr Wort, daß von dem, was ich Ihnen mitteilen werde, wenigstens für die nächste Zeit kein Dritter etwas erfährt!“
    „Ich gebe es Ihnen. Ich werde schweigen. Nun reden Sie!“
    „Melton ist von Ihnen beauftragt, Ihnen deutsche Arbeiter zuzuführen?“
    „Ja.“
    „Wer hat diese Angelegenheit eingeleitet, das heißt, von Anfang an betrieben? Sie selbst oder er?“
    „Er. Er hat mich auf die großen Vorteile aufmerksam gemacht, welche mir aus einem Engagement von deutschen Auswanderern erstehen würden, und da er sich zu gleicher Zeit anbot, alles zu besorgen, so habe ich ihm meine Vollmacht erteilt.“
    „Kannten Sie ihn so genau, daß Sie das tun konnten?“
    „Ja. Warum diese Frage?“
    „Weil ich wissen möchte, ob Sie ihn für einen ehrlichen Mann halten.“
    „Natürlich halte ich ihn dafür. Er ist ein Ehrenmann durch und durch und hat mir schon bedeutende Dienste erwiesen.“
    „So kennen Sie ihn schon längere Zeit?“
    „Seit Jahren. Er wurde mir von einer Seite empfohlen, wo jedes Wort für mich von Gewicht ist, und hat bis heute mein vollstes Vertrauen besessen. Sie scheinen ihn anders zu beurteilen?“
    „Ganz anders!“
    „Wahrscheinlich hat er Sie auf irgendeine Weise beleidigt, so daß Sie nun ein Vorurteil gegen ihn hegen.“
    „Nein. Er ist im Gegenteil sehr zuvorkommend, sehr freundlich gegen mich gewesen. Lassen Sie sich erzählen!“
    Er machte es sich auf seinem Stuhl mit dem Ausdruck der größten Spannung bequem, und ich teilte ihm mit, was ich in und seit Guaymas erlebt, beobachtet und aus diesen Erlebnissen und Beobachtungen geschlossen hatte. Er hörte mir zu, ohne ein Wort zu sagen oder eine Miene zu verziehen; aber als ich geendet hatte, ging über sein Gesicht ein ganz fatal ironisches Lächeln, und er fragte, mich ungläubig von der Seite her fixierend:
    „Sie erzählen mir wirkliche Tatsachen?“
    „Kein einziges Wort zuviel!“
    „Ich ersah aus der Karte, welche Sie mir zeigten, daß Sie Berichte für eine Zeitung zu schreiben hatten. Haben Sie vielleicht schon einmal eine Novela geschrieben?“
    „Ja.“
    Da sprang er auf und rief lachend aus:
    „Habe es mir doch gleich gedacht! Es konnte gar nicht anders sein! So ein Autor oder Romancero erblickt überall Dinge, welche nur in seiner Phantasie existieren! Melton, der feinste, der ehrenwerteste, ja sogar der frömmste Caballero, den ich kenne, soll ein Schurke sein! Das kann allerdings nur der Mann behaupten, welcher in Regionen lebt, von denen wir gewöhnlichen Sterblichen keine Ahnung haben. Señor, sie machen mir Spaß, großen und vielen Spaß!“
    Er schritt im Zimmer auf und ab, rieb sich vergnügt die Hände und lachte dabei wie einer, der sich aufs köstlichste amüsiert. Ich wartete eine Pause in seinem Gelächter ab und bemerkte gleichmütig:
    „Ich habe nichts dagegen, daß Sie sich durch meine Erzählung so vortrefflich unterhalten fühlen, und wünsche nur, daß Ihr jetziges Amüsement sich nicht später in eine Enttäuschung verwandelt!“
    „Keine Sorge, machen Sie sich keine

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