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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dabei einschlugen, war Nebensache, da ich mich entschlossen hatte, bis auf weiteres in dieser Gegend zu bleiben. Indem unsere Pferde langsam durch das Gras schritten, erkundigte ich mich:
    „Wann werden meine roten Brüder, wenn sie schnell reiten und keine Zeit verlieren, ihre Krieger erreichen?“
    „In drei Tagen“, antwortete der ältere. Der jüngere sprach überhaupt nur dann ein Wort, wenn ich mich direkt an ihn wandte. Das ist den Gewohnheiten der Indianer gemäß, bei denen der ältere dem Jüngern stets voransteht, so daß die meisten Dialekte besondere Ausdrücke für älteren oder jüngeren Bruder, ältere oder jüngere Schwester haben. Auch ist das Wort Sohn, vom Vater ausgesprochen, ein anderes als aus dem Mund der Mutter. So heißt z.B. im Navajo ‚mein älterer Bruder‘ Schinai, ‚mein jüngerer Bruder‘ Se tsela, ‚mein Sohn‘, vom Vater gesagt, Schi yeh, ‚mein Sohn‘, von der Mutter angeredet, Se tse, ‚ältere Schwester‘ heißt Sche la und ‚jüngere Schwester‘ Eteh.
    „Der starke Büffel, euer Vater, befindet sich jetzt bei seinem Stamm?“ erkundigte ich mich weiter.
    „Ja. Er wird stolz sein, Old Shatterhand bei sich zu sehen.“
    „Wir werden uns begrüßen, obgleich es mir unmöglich ist, ihn aufzusuchen. Ich muß ihn bitten lassen, zu mir zu kommen. Seine beiden wackeren Söhne mögen ihm erzählen, was ich ihnen jetzt sagen werde. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus meinem Vaterland über das große Wasser herübergekommen, welche auf der Hazienda del Arroyo arbeiten wollen. Der Weiße, welcher unser Gefangener war und Melton heißt, hat einen bösen Plan mit ihnen, welchen ich leider noch nicht durchschauen kann. Höchstwahrscheinlich hat er den Häuptling der Yumas herbeigerufen, welcher die Hazienda überfallen soll. Ich ging zum Haziendero, um ihn zu warnen; er hat mich ausgelacht. Ich habe meine Schuldigkeit getan und würde mich um ihn nicht weiter kümmern, wenn ich nicht meine weißen Brüder und Schwestern mit ihren Kindern retten müßte. Ich allein vermag das nicht, denn ich kann doch nicht mit allen Kriegern der Yumas kämpfen. Darum lasse ich den tapferen Häuptling der Mimbrenjos, euern Vater, bitten, mir zu Hilfe zu kommen, und ich hoffe, daß er mir die Erfüllung dieses Wunsches nicht versagen wird.“
    „Er wird sofort herbeieilen, denn er hat zwei triftige Gründe dafür.“
    „Welche?“ fragte ich, obgleich ich wußte, was er antworten würde.
    „Er hat mit Old Shatterhand die Pfeife der Freundschaft getrunken und müßte verachtet werden, wenn er dem Ruf nicht augenblicklich Folge leistete. Außerdem weiß mein großer weißer Bruder, was geschehen ist. Der ‚Große Mund‘, der Anführer der Yumas, hat uns überfallen, um uns zu töten. Es ist ihm nicht gelungen, weil Old Shatterhand uns gerettet hat, aber dennoch muß der Yuma es mit seinem Blut bezahlen. Die Freundschaft und die Rache werden also die Führerinnen sein, denen unser tapferer Vater folgen wird.“
    „So meinst du, daß er in sechs Tagen hier in dieser Gegend sein kann?“
    „Ja, drei Tage hin und drei Tage her. Wieviel Krieger soll er mitbringen?“
    „Ich weiß nicht, wie stark die Yumas sein werden; aber zum Überfall einer Besitzung, wie die Hazienda del Arroyo ist, gehören wohl an die hundert Mann; es würden also ebenso viele von euren Kriegern nötig sein. Ich wünsche, daß sie sich mit getrocknetem Fleisch versehen, da sie keine Zeit finden werden, sich durch die Jagd zu verproviantieren.“
    „An welchem Ort werden sie Old Shatterhand treffen?“
    „Ich bin noch nicht in dieser Gegend gewesen und kann also im Augenblick keinen passenden Ort finden. Ich habe noch einen weiteren Auftrag. Mein junger Bruder weiß, daß ich Winnetou, dem großen Häuptling der Apachen, mein Leben geschenkt und dafür das seinige erhalten habe. Wir haben uns verabredet, uns in kurzer Zeit an einem bestimmten Ort zu treffen, und ich kann mich nun nicht pünktlich einstellen, weil ich jetzt an die Hazienda del Arroyo gebunden bin. Ich lasse also deinen Vater bitten, Winnetou einen sicheren Boten zu senden, um ihn zu benachrichtigen, daß und warum ich nicht kommen kann.“
    „Wenn Old Shatterhand mir den Ort des Zusammentreffens angeben will, wird der Bote den berühmtesten Häuptling der Apachen nicht verfehlen. Mein jüngerer Bruder und unsere Schwester, die Squaw, mögen die Beschreibung mit anhören, um sie unserem Vater zu überbringen.“
    „Diese beiden? Du also nicht?

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