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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder?“
    „Wenn wir die beiden ergriffen haben.“
    „Sei deiner Sache nicht zu sicher! Bedenke, daß sie schnellere Tiere haben als ihr und schon jetzt im Vorsprung vor euch sind.“
    „Das ist richtig. Auch müssen wir viel Zeit auf ihre Spur verwenden, während sie ohne allen Aufenthalt immer forteilen können, aber wir werden sie ergreifen, darauf kannst du dich verlassen. Fassen wir sie nicht hier, so fallen sie uns desto bestimmter drüben in Amerika in die Hände.“
    „Maschallah! Soweit wollt ihr ihnen nach?“
    „Soweit, bis wir sie haben.“
    „Und wenn ihr sie nicht hier fangt, so kommt ihr doch nach Tunis, bevor ihr unser Land verlaßt?“
    „Das läßt sich nicht vorher sagen. Deine Kamele bekommst du auf alle Fälle wieder; dafür werde ich sorgen.“
    „Das ist das Allerwenigste! Die Hauptsache ist, daß die beiden Halunken uns nicht entkommen. Kennst du den Weg hinüber nach dem Golf von Hammamet?“
    „Von hier aus nicht; aber wir werden ihn schon finden, denn wir haben einen vortrefflichen Wegweiser in der Spur derer, die wir verfolgen; diese bringt uns sicher dorthin, wo sie sich befinden.“
    „Dennoch will ich dir einige Andeutungen geben. Die gerade Linie von hier nach Hammamet führt nach dem Wadi Budawas, den Ruinen von el Khima und über den Dschebel Ussala nach der Gegend am Meer. Die Beduinen, welche du da antreffen wirst, sind die Meidscheri, die Ussala und die Uled Said, lauter friedliche Leute, die euch kein Leid tun werden, wenn ihr sagt, daß ihr meine Freunde seid.“
    Bei der Aufzählung dieser Stämme hatte er einen, gerade den wichtigsten, vergessen, und diese Unterlassung sollte uns verhängnisvoll werden. Ich meine die uns feindlichen Uled Ayun, von denen wir eine so hohe Diyeh verlangt hatten. Sie weideten ihre Herden auch oft bis nach dem Wadi Budawas herauf, wo sie Nachbarn der Meidscheri waren. Daran hatte der Herr der Heerscharen nicht gedacht, und ich nahm also gleich von vornherein an, daß wir mit diesen Leuten nicht zusammentreffen würden.
    Die Verhältnisse gestatteten uns nicht, viel Zeit auf den Abschied zu verwenden. Nur einige Minuten nachdem die Kamele bereitstanden, ritten wir von dannen. Der Herr der Heerscharen konnte sich doch nicht so schnell trennen; er warf sich auf sein Pferd, ritt uns nach und dann noch eine halbe Stunde mit uns weiter in das Warr hinein. Er wollte noch allerhand nützliche Bemerkungen machen und gute Regeln geben; aber wir konnten nicht so, wie er wollte, auf ihn achten, sondern mußten alle unsere Aufmerksamkeit auf die Spur lenken, der wir folgten und die hier zwischen den Felsblöcken nur für das Auge eines Westmannes zu erkennen war; ein Beduine hätte sie wohl nicht gefunden. Darum hielt er endlich an, reichte mir die Hand zu meinem hohen Sitz herauf und nahm Abschied.
    Als wir das Warr hinter uns hatten und die Ebene wieder offen vor uns lag, erblickten wir zu unserem Erstaunen in einiger Entfernung von uns einen Menschen, welcher ratlos in der weiten Einsamkeit zu stehen schien. Er sah uns auch und wendete sich, als ob er davonlaufen wollte, blieb aber bald wieder stehen, da er einsah, daß wir als Reiter ihn, den Fußgänger, sehr schnell einholen würden. Ein Fußgänger hier in der Wüste war jedenfalls eine seltene Erscheinung.
    Die Erklärung sollte uns bald werden, denn als wir näher kamen, sahen wir an seiner Uniform, daß es einer unserer Kavalleristen war.
    „Der entflohene Posten!“ meinte Emery.
    „Ohne Zweifel!“ nickte ich.
    „Warum der aber hier steht?“
    „Er ist heimtückisch zurückgelassen worden. Melton muß man kennen! Um befreit zu werden, hat er dem Menschen alles mögliche versprochen, und nun es gelungen ist, läßt er ihn hier sitzen, ohne ein einziges seiner Worte zu halten.“
    „Dann wehe dem Soldaten! Was wird er tun, was anfangen?“
    „Werden sehen!“
    „Desertion und Befreiung Gefangener. Wird unbedingt erschossen! Willst du ihn retten?“
    „Das kommt auf sein Verhalten an.“
    „Wird dir aber schwer werden?“
    „Nein. Krüger-Bei tut mir sicher auch einen solchen Gefallen.“
    Jetzt erreichten wir den Mann. Er hatte uns stehend erwartet, jetzt aber sank er in die Knie und rief, indem er die Hände flehend erhob:
    „Gnade, Effendi, Gnade! Ich bin bestraft genug!“
    Er wandte sich an mich, weil er gesehen hatte, daß ich von uns dreien derjenige war, mit welchem der Herr der Heerscharen am intimsten verkehrte. Daß er sich nicht trotz- und starrköpfig zeigte,

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